Silverchair Neon Ballroom (1999) - ein Review von chevellion

Silverchair: Neon Ballroom - Cover
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1 Review
11
11 Ratings
7.50
∅-Bew.
Typ: Album
Genre(s): Rock: Alternative Rock


chevellion
29.03.2015 11:27

SILVERCHAIR wurden zu Beginn ihrer Karriere in den Neunzigern oft als schlechte Nirvana-Kopie abgetan. Und auch die Tatsache, dass die Mitglieder der Band zum Zeitpunkt ihres Debuts ('frogstomp') gerade einmal um die 14 Jahre jung waren, trug nicht unbedingt zur Kredibilität bei. Nichtsdestotrotz erarbeiteten die Jungs sich einen Namen. Heute liegt die Band auf Eis. Die Auflösung wurde nicht laut ausgesprochen, doch seit Jahren gibt es keine Aktivitäten unter dem Etikett SILVERCHAIR.

In meinen Augen haben Daniel Johns, Ben Gillies und Chris Joannou mit diesem Album 1999 ihr Meisterwerk abgeliefert. Waren die beiden Vorgänger "frogstomp" und "freak show" noch etwas rauer gehalten, bündeln SILVERCHAIR auf "neon ballroom" alle ihre Stärken und weben daraus atemberauben abwechslungsreiche Songs. Auf dem folgenden "diorama" war ein Rückgang der Härte bereits deutlich erkennbar, das letzte Album "young modern" hat mit den übrigen Alben kaum noch etwas gemeinsam.

Was "neon ballroom" so stark macht, ist die Kombination aus Dramatik, feinem Melodiegespür und der richtigen Portion knackiger Gitarrenriffs. Besonders in den vermeintlich stillen Momenten (hier seien "miss you love" und "black tangled heart" besonders hervorgehoben) überraschen SILVERCHAIR zumindest kurzzeitig doch mit emotionalen Ausbrüchen und Breakdowns. Immer wieder finden die Songs Wendepunkte, fordern den Zuhörer heraus, wenn er sich in Sicherheit wiegt. Krachene Riffmonster wie "spawn again" oder "satin sheets" stellen den Fan aus den Anfangstagen zufrieden, ausgefeilte Kompositionen wie "paint pastel princess" oder die Hitsingle "ana's song (open fire)" zeigen den Fortschritt von Daniel Johns' Songwriterqualitäten. Der Opener "emotion sickness" bietet einen wunderbaren Kontrast aus orchestraler Dramatik, einer starken Melodieführung und ständig wechselndem Temperament. Meint man, der Song wäre vorbei, erhebt er sich noch einmal leise ausatmend für die letzten Takte. Zudem hört man John's starker Stimme die emotionale Achterbahnfahrt auch während des gesamten Albums durchgehend an. Frust, Sehnsucht, Wut und Krankheit brechen aus dem damals knapp 20-jährigen in beeindruckender Weise heraus. Die Unfähigkeit, Beziehungen zu führen ("miss you love"), krankhafte Essstörungen ("ana's song") und politische Unzufriedenheit ("anthem for the year 2000") sind nur drei der Themen, aus denen Daniel Johns fesselnde Texte strickte, die musikalisch zu keinem Zeitpunkt der Band intensiver und dramatischer umgesetzt wurden.

Für mich ist dieses Album die perfekte Fusion aller Stärken der Band und verdient sowohl im Bandkontext als auch losgelöst als Gesamtwerk volle 10 Scheiben!

Punkte: 10 / 10


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