Textlich, und damit meine ich inhaltlich wie lyrisch, kann ich erst den 3. Track "Die Passion" wirklich auf lange Strecken genießen. Allerdings ist der Track auch nicht mehr als ein kleiner Trost, erinnert man sich an Werke zu der Zeit, als Silla noch den Präfix "God" hatte, so zeigte er sich selbst in seinen gefühlsvolleren Texten mit gewissem Biss.
Und daher passt auch sein übliches Wortspiel, das man von ihm immer wieder hört, nämlich "Silla der Killa", das hier auch mit einem entsprechenden Track gewürdigt wird, stimmlich wie auch stellenweise textlich eher weinerlich und überhaupt nicht mehr so gewaltig, wie noch zu Zeiten von "Massenhysterie" oder "City of God". Anstelle von Begeisterung höre ich den Track eher mit Anspannung, und warte eigentlich nur ab, wann der Junge endlich mal aus sich herauskommt.
Auch Storytelling darf natürlich nicht fehlen und "zweiter Frühling" erzählt eine Geschichte, die beim Hören eher tragisch klingt, mittlerweile natürlich Alltag ist. Die Strophen sind eigentlich überflüssig bis zum geht nicht mehr, lediglich die Hook ist tatsächlich brauchbar (wenn schon irgendwas aus dem Track mitgenommen werden soll).
Eigentlich könnte ich jetzt mit der Analyse weitermachen, allerdings ist es nicht wirklich sinnvoll, denn Silla agiert hier eher als Marionette seiner Rapkollegen. Wenn es um Storytelling geht, so ähnelt Silla sehr stark MoTrip, der ja auch auf dem Album vertreten ist. Mit Chakuza hat er nichts zu tun, dennoch kann man Parallelen hinsichtlich der Texte, wenn es um ihn selbst geht, nicht von der Hand zu weisen, speziell wenn es um Selbstmitleid geht. Schnulzige Balladen wie "Genau wie du" habe ich schon auf "Silla Instinkt" nur schwer ausgehalten, davon sollte Silla wirklich absehen, denn sowas kommt im deutschen Rap generell kitschig.
Wenn Silla sich tatsächlich auf softeren Rap fokussieren will, dann wird er mit solcher Musik nicht wirklich weiterkommen. "Kurz vor dem Blackout", "Die Passion", "Rap Casablanca" und generell die Tracks mit den entsprechenden Gastparts zählen zu den stärkeren Tracks auf dem Album, leider eben nur die Gastparts selbst. Seine Stärken in Deep Tracks sind die wegweisenden und motivierenden Texte, den Depressiven kann er nicht wirklich gut geben.
Punkte: 6 / 10