Sepultura Machine Messiah (2017) - ein Review von Entombed

Sepultura: Machine Messiah - Cover
1
1 Review
10
10 Ratings
8.30
∅-Bew.
Typ: Album
Genre(s): Metal: Thrash Metal


Entombed
30.01.2017 23:30

Und wieder nimmt die brasilianische Metal-Institution und einstige Überfliegerband der 90er Jahre einen Versuch, aus dem Schatten ihrer eigenen, übermächtigen Diskographie zu treten und der Welt zu zeigen, dass sie eigentlich immernoch eine ziemlich geile und vor allem arschtretende Band sind. Das Review richtet sich an jene, welche unvoreingenommen genug sind, Sepultura objektiv nach der Qualität ihrer Musik zu beurteilen und der Band nachwievor ihre Daseinsberechtigung zugestehen. Alle anderen, welche mit der Derrick Green Ära prinzipiell ein Problem haben und das Erbe Sepulturas eher auf der Cavalera Seite verorten, können sich ja schon mal auf ne neue Soulfly oder Conspiracy freuen... Auch Max und Igor werde ich wieder ihre Chance geben.
Bemerkenswert für mich zuerst, welch kreatives Potential nachwievor in Andreas Kisser steckt. Während andere ihre glorreiche Vergangenheit mit "Nummer sicher" Alben von der Stange feiern oder zu reanimieren versuchen, legen Sepultura wieder ein ausgefeiltes, intelligentes Konzeptalbum vor, mit dem man sich intensiver beschäftigen sollte. Auf die Lyrics gehe ich hier nicht ein, aber sie sind es wert gelesen zu werden, weil aktuell und tiefsinnig. Abgerundet durch ein Klasse-Artwork und vom wohl derzeit besten und angesagtesten Produzenten der Szene, Jens Bogren, mit einem heftigen Sound perfekt in Szene gesetzt, zeigen Kisser und Co all jenen den Mittelfinger, welche unentwegt nach Reunion schreien, bzw. der Band prinzipiell das Ende nahelegen, inklusive der beiden Brüder, welche es sich nicht nehmen lassen, regelmäßig mit einer Hand voll Dung nach ihren einstigen Kumpels zu werfen... Die extrem druckvolle und klare Produktion auf Machine Messiah stellt Ross Robinsons Soundbrei auf Mediator... klar in den Schatten. Aber auch das Songmaterial ist klar besser als auf dem Vorgänger. Dunkler, eingängiger und doch kompromisslos hart, ist Machine Messiah Sepulturas wahrscheinlich progressivstes Album. Derrick Greens Klarstimme ist sensationell atmosphärisch und erreicht Tiefen, dass er es hätte mit Barry White aufnehmen können, so z.B. im ungewöhnlichen, aber extrem stimmungsvollen und wuchtigem Opener, welcher gleichzeitig der Titeltrack ist. Auch Sworn Oath ist ein Track, den Sepultura früher nie gemacht hätten, sehr eingängig, fast schon hymnisch und einem Green in Höchstform. Kisser spielt teiweise wie im Rausch, so z.B. im Instrumental Iceberg Dancers. Dass er ein außergewöhnlicher Musiker ist, zeigt er nicht nur bei irrwitzigen Solis und Geschredder, auch Weltmusik ist wieder etwas dabei und Flamenco-Gitarre kann er eben auch. Insgesamt wirkt das Einbauen der weltmusikalischen Einflüsse sehr stimmig und nie aufgesetzt oder übertrieben, selbst eine Hammond fügt sich ins Bild. Phantom Self ist der beeindruckende Beweis, dass Thrash mit einem Streicherquartett perfekt harmonieren kann, dieser Song ist ein Groove-Monster. Eloy Casagrande war ein absoluter Glücksgriff für die Band, der neben dem obligatorischen Tribal-Drumming und polyrhythmischen Gimmicks auch einen mörderischen Punch drauf hat. I Am the Enemy mit einem irren "Blastbeatbreak" im Refrain oder Vandals Nest zielen direkt auf die Kauleiste. Ein Wahnsinnstalent der Junge ! Achja, und Paulo ist natürlich auch mit dabei !
Alethea und Cybergod halte ich für die schwächsten Tracks des Albums, was aber sicher Geschmackssache ist, jedenfalls wollen sie bei mir nicht richtig zünden. Ansonsten knallt und groovt die Scheibe an allen Ecken und hört sich jederzeit 100 % nach Sepultura an.
Unterm Strich bleibt Machine Messiah für mich das beste Album der Green-Ära und rangiert vor Roots. Ein wirklich schlechtes Album, haben sie eigentlich nie veröffentlicht, nur leider zu viele mittelmäßige. Auch mit der Roorback, Dante oder A-Lex hatte ich meinen Spaß, nur halt nicht so wie mit Beneath oder Arise. Aber das geht uns ja bei Slayer auch nicht anders...Während Maxe wieder Thrash spielt, seit der New Metal ins Gras gebissen und er seinen kreativen Zenit wohl überschritten hat, so zumindest mein Eindruck, zieht Kisser sein Ding unbeirrt durch und scheint noch lange nicht genug zu haben. Dafür zoll ich ihm Respekt ! Die Presse scheint diesmal auch zu stimmen, vielleicht bekommen sie ja jetzt endlich noch einmal die Kurve. Zu wünschen wäre es dieser intelligenten, wie kreativen Band allemal. Und Reunion ? Och nöö...

Punkte: 8.5 / 10


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