Die Bühne ist klein, keinerlei Bühnendeko. Ein sehr reduziertes Bühnenbild, lichttechnisch zum größten Teil in Blau gehalten. Alles wirkt kalt und steril, definitiv passend zum Konzept, lediglich ab und zu werden Spannungsbögen von rotem Licht oder Stroboskop unterstützt.
Die Kamera filmt meist aus der totalen, oft wird der Fokus auch auf den Schlagzeuger, der sehr gute Arbeit leistet, gelegt. Die ruhige Kameraführung ohne schnelle Schnitte macht das Ansehen sehr angenehm. Die Bildqualität ist nicht überragend, da hätte man heutzutage sicher bessere Ergebnisse erzielen können, aber es ist noch okay.
Kommen wir nun aber zum Wichtigsten, der Musik! Die Tonqualität ist einwandfrei, druckvoll und jedes Instrument sowie die Stimme kommen klar, deutlich und differenziert aus den Boxen. Hier wurde definitiv nicht gespart.
Kaschte war schon immer ein Mensch, der gern provoziert. Häufig wirkte das stumpf und plakativ, so ist es wenig überraschend, dass auch hier eine kleine Provokation auftaucht. Das Konzertintro ist ein Auszug aus einer Hitler-Rede, die nahtlos in den Weena Morloch-Klassiker "Stammheim" übergeht. Bezogen auf das Konzept wirkt das sehr passend und garnicht so stumpf wie man es sonst empfindet. Das Lied ist natürlich sehr düster und beklemmend und passt so als Opener für diese Show perfekt. Allgemein ist die Songauswahl äußerst gelungen, Hauptaugenmerk liegt natürlich auf dem Poesie-Album, aber auch einige Klassiker und weniger bekannte Lieder wurden eingefügt, immer soundtechnisch und textlich passend zum Rest. Spätestens wenn die Keyboarderin in den Mittelpunkt rückt und zum Duett mit Kaschte ansetzt ("Niemand, Niemand anderem als dir") ist Gänsehaut angesagt. Sehr eindrucksvolle Darbietung von allen beteiligten Musikern. Auch dass Weena Morloch vor den Zugaben noch Platz für einige Lieder eingeräumt wurde ist für den geneigten Fan sehr erfreulich.
Die Lieder des Poesie-Albums waren auf dem Studioalbum sehr kalt und steril, wirkten dadurch manchmal etwas drucklos. Hier in der Liveversion klingen sie sehr organisch und sehr druckvoll, hin und wieder gar bedrohlich. Mir gefallen die Live-Versionen wesentlich besser als auf die Studioversion. Das liegt vor allem an dem eindrucksvollen Schlagzeugspiel, den dominanten Gitarrenriffs und Kaschtes wahrlich guter gesanglichen Umsetzung.
Punktabzüge gibt es für die bereits angesprochene Bildqualität und für den vollkommenen Verzicht jeglichen Bonusmaterials. Das ist für Fans schade, aber der Konzertmitschnitt ist sein Geld definitiv wert.
Hat Kaschte mich zuletzt mit dem "Heiliges Herz"-Release richtig begeistert, so ist diese DVD in meinen Augen die erste richtig gute Veröffentlichung seit langer Zeit.
Punkte: 7 / 10