Sadus bieten eine rasante, ungestüme Gewaltorgie, die sowohl musikalisch als auch energetisch an die absolute Spitze geht. Die Geschwindigkeit ist absurd, das Songwriting hektisch und chaotisch - dennoch gibt es eine präzise Struktur, die dieses Chaos zusammenhält. Der Gesang von Darren Travis ist ein weiteres Alleinstellungsmerkmal des Albums: schrill, aggressiv und unnachgiebig. Seine Stimme wirkt, als wäre sie förmlich der Wut und Raserei des Albums entsprungen. Die hohe Intensität seines Gesangs harmoniert perfekt mit den scharfkantigen Riffs und der ungezügelten Rhythmussektion.
Ein herausragendes Element auf Illusions ist das Bassspiel von Steve DiGiorgio. In einer Ära, in der der Bass oft hinter Gitarrenwänden verschwand, schafft DiGiorgio es, seinen markanten, technisch brillanten Stil in den Vordergrund zu rücken. Seine komplexen, manchmal jazzig angehauchten Bassläufe verleihen den ohnehin extremen Songs zusätzliche Tiefe und Dynamik. Besonders bemerkenswert ist, dass er ohne Plektrum spielt, was seine unglaubliche Fingerfertigkeit und Kontrolle unterstreicht. Die Basslinien ziehen sich wie ein roter Faden durch das Album und heben die Musik von Sadus auf ein technisches Niveau, das zu dieser Zeit nur von wenigen anderen Bands erreicht wurde.
Das Schlagzeug von Jon Allen tut sein Übriges, um das Album zu einer brutalen, rasanten Angelegenheit zu machen. Vergleiche zu Dark Angel, vor allem zu deren Klassiker Darkness Descends, sind in Bezug auf die unaufhaltsame Schlagzeugarbeit durchaus angebracht. Allen treibt die Songs mit einer gnadenlosen Doublebass-Attacke und blitzschnellen Blastbeats voran, ohne dabei an Präzision oder Kraft zu verlieren. Das Zusammenspiel zwischen ihm und DiGiorgio ist eine der treibenden Kräfte hinter der zerstörerischen Dynamik des Albums.
Die Produktion von Illusions mag roh und trocken sein, doch genau das passt perfekt zum unbarmherzigen Charakter der Musik. Die Gitarren klingen schneidend und kalt, und die Produktion setzt den Fokus auf das Wesentliche: Härte und Geschwindigkeit. Alles an diesem Album schreit nach Purismus - kein unnötiger Schnickschnack, keine verspielten Arrangements, nur kompromissloser Thrash Metal in seiner ursprünglichsten Form.
Songs wie „Certain Death“ und „Undead“ veranschaulichen, wie kompromisslos Sadus zu Werke gehen. Die Riffs sind messerscharf und von einer Intensität, die fast körperlich spürbar ist. Während andere Thrash-Bands der Zeit auf groove-orientierte Passagen setzten, kannten Sadus nur ein Tempo: Vollgas. Diese kompromisslose Geschwindigkeit, gepaart mit den chaotischen, aber kontrollierten Strukturen, sorgt dafür, dass Illusions den Hörer unablässig in seinen Bann zieht und keine Verschnaufpause erlaubt.
Es ist kein Zufall, dass Illusions oft in einem Atemzug mit Thrash-Meilensteinen wie Slayer's Reign in Blood und Dark Angel's Darkness Descends genannt wird. In puncto Brutalität und schierer Wucht steht es diesen Alben in nichts nach - manche würden sogar sagen, dass Sadus hier noch einen Schritt weitergehen. Wo Slayer auf düstere Atmosphäre und Dark Angel auf donnernde Schwere setzen, legen Sadus den Fokus auf rasende Geschwindigkeit und chaotische Aggression.
Leider konnte die Band diese rohe Intensität auf ihren späteren Alben nie mehr in der gleichen Form einfangen. Zwar entwickelten sie sich zu einer technisch anspruchsvolleren Band mit progressiven Einflüssen, doch die ungebändigte Wildheit von Illusions blieb einzigartig. Alben wie Swallowed in Black oder A Vision of Misery mögen anspruchsvollere und komplexere Kompositionen bieten, doch sie erreichen nicht die rohe Gewalt und Unmittelbarkeit dieses Debüts.
Illusions bleibt ein Vorzeigewerk des Thrash Metal, das auch Jahrzehnte später nichts von seiner Wucht eingebüßt hat. Ein Thrash-Album, das keine Kompromisse macht und die Essenz des Genres in ihrer extremsten Form verkörpert.
Punkte: 7 / 10