Auch ich neige dazu, zu sagen: Bei der Musik von Roy Buchanan kann man problemlos auf Gesang verzichten. Es ist wie bei Jimi Hendrix. Der Gesang ist eigentlich nur schmückendes Beiwerk und stört hin und wieder sogar. Für mich ist Roy Buchanan sowieso die Nummer 2 nach Jimi, lange vor Clapton und Konsorten.
Aber zurück zum Album. Wenn man einen Freund von der Musik Roy Buchanans überzeugen möchte, sollte man nicht unbedingt mit dem Erstling beginnen. Erst auf späteren Alben wird die ganze Virtuosität RB's ersichtlich. Natürlich hört man auch hier schon, mit was für einem Gitarrenhexer man es zu tun hat. Ich möchte da vor allem den kurzen Country-Folk-Song "Cajun" hervorheben.
Die meisten Blues-Nummern sind Stücke mit perfekter Gitarrenarbeit, aber keine perfekten Songs.
Von den Countrynummern sollte man sich die alte Merle Haggard-Nummer "I Am A Lonesome Fugitive" mal zu Gemüte führen. Da ist man schon geneigt weiterzuskippen, weil so eine schwülstige Countrynummer ist nun wirklich nichts für Bluesfans, da setzt plötzlich bei 1:50 Roy's Gitarre ein und sorgt dafür, dass man den Song nun doch zu Ende hört. Trotzdem hätte ich auf solchen Schmalz gern verzichten können.
"Haunted House" ist etwas rockigere Countrymusic und geht ein wenig mehr ins Ohr als "Lonesome Fugitive".
Der Einstiegssong "Sweet Dreams" ist wegen seiner genialen Gitarre ganz gut hörbar, aber als Song weder Fisch noch Fleisch. Als Blues einfach too easy Listening. Die Dreh- und Angelpunkte des Albums sind die beiden Blues-Instrumentals "John's Blues" und "Pete's Blues". Das ist Gitarren-Blues zum zurücklehnen und träumen. Allerdings hat Roy Buchanan später noch wesentlich bessere Sachen gemacht.
Als Letztes noch ein ganz großes Manko: die Lauflänge. Das gesamte Album läuft nicht einmal 30 Minuten. Das ist dann eher eine bessere EP.
Fazit: RB's erstes Album ist noch nicht so ganz das Wahre. Ein paar sehr gute Songs und ein bisschen lahmer Stoff ergeben eine Wertung, die knapp über dem Mittelmaß liegt.
Punkte: 6.5 / 10