Rancid Trouble Maker (2017) - ein Review von Ray Poon

Rancid: Trouble Maker - Cover
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1 Review
4
4 Ratings
7.00
∅-Bew.
Typ: Album
Genre(s): Punk


Ray Poon
29.06.2017 12:08

Es ist knifflig! Hart, einsehen zu müssen, dass einst so gern-gehörte Kapellen mit ihren Veröffentlichungen in der Belanglosigkeit versumpfen. (Fans von Blink 182, Perkele, den Onkelz, den Beatsteaks oder Tokio Hotel (höhö) werden dieses Gefühl kennen...)
Es gibt Kombos und/oder Künstler, mit denen geht man durch private Täler, besteigt persönliche Berge, fällt in tiefe Schluchten oder erklimmt unerwartet Gipfel. (Ich sollte mal wieder im Harz Urlaub machen...) Man nennt diese dann salopp "Lieblingsbands" oder zählt sie zu seinen "All-Time-Faves" (oder was weiß ich), da man sich auf irgendeine Art & Weise mit deren Texten, der dargebotenen "Kunst" oder meinetwegen auch dem Image jener Musikschaffenden "identifiziert". (Egal, ob man nun 13 oder 113 Jahre alt ist - so weit, so normal.) In meinem Fall sind es eben Rancid, die ich zu meinen Lieblingsbands zähle und umso fassungsloser macht mich dieses fleischgewordene Kapitel Ideenlosigkeit mit dem Titel "Trouble Maker"!

Wo ist der "Mut"? Wo ist der "step-aside"? Die Kreativität? Das, was Rancid ausmachte?! Ich habe die Scheibe jetzt in etwa zum zehnten Mal „geschafft“ – (von „blutabnahme-nüchtern“ bis „gut befüllt“, die Lieder der Reihe nach und auch im Shuffle-Modus…) und nach jedem Hören dachte ich mir: „Was sollte das denn?!“ Meines Erachtens bleibt da nichts hängen – Nullachtfünfzehn-Punk-Gerocke! Ist das dieselbe Band, die mit „Life won’t wait“ bewies, wie sehr Punkrock in die Breite gehen kann? Wo ist denn der Ideenreichtum? Die Intention aus den unterschiedlichsten Genres was „Eigenes“ zu kreieren? Streckenweise hab ich das Gefühl die B-Seite der „Honor is all we know“ zu hören.
Im Vorfeld hatte ich fast mit einer Art „Entschuldigung“ für die „hingerotzte“ „Honor“ gerechnet, nix is – die Platte ist eher eine Bestätigung, oder besser: „Wir können noch hingerotzter – und ihr kauft sie trotzdem!“ (Wer jetzt schon genug von meiner blasierten Besprechung hat, darf sich freuen – ich gehe nämlich noch ins Detail!)
Ich klicke, pushe the Button und fange vorne an: Lied 1: Au fein, da hat wohl jemand mal wieder Motörhead gehört! Mir kam noch schnell „Stranded“ in den Sinn oder jedes zweite Lied der „2000“ 8-) … Gefällt mir und dann war es auch schon wieder vorbei. So kurz, so gut. Bei „Ghost of a chance“ dachte ich mir „Ja, kennt man ja vom Vorab-Video.“ Dann „Telegraph“ – und da gingen dann die Daumen schon leicht nach unten. Dieses Stilmittel der „cleanen Strophe“ hat Herr Timebomb doch bei den Transplants schon bis zur Besinnungslosigkeit ausgereizt! Klingt als müsse man verzweifelt wieder eine „Hymne“ schreiben. Danke, nein, beim zweiten „Nanananana…“ zog die Skip-Taste meinen Zeigefinger magisch an. Der vermeintliche Titelsong tangiert mich dann (wohl auch der „Ahahahaaaas…“ wegen) gar nicht. „Where I’m going“ ist der traurige Beweis: nicht mal mehr DIESE Art von Rancid-Songs fruchten. Obwohl ich in der Regel keine Online-Besprechungen lese, brach ich mit dieser Tradition und musste irgendwo lesen, dass „Where I’m going“ einer dieser „rancid-typischen Gute-Laune-Power-Ska-Songs“ ist… (Puuuh, ich zähle in Gedanken bis 10 und hoffe, diese Praktikanten schreiben jetzt vielleicht wieder die Horoskope in ihrer Gazette! Ich verweise hiermit –nur oberflächlich- auf Prince Buster oder Laurel Aitken… Das, was Tim Armstrong so in etwa 1987/88 für „sich“ entdeckte, ist Punkrock im Off-(oder besser: „Beside“)-Beat! Liebe 16-jährige „Neu-Skins & Punkrockmädchen“: Songs wie „Timebomb“, „Hooligans“, „Up to no good“ oder „Evil’s my friend“ sind keine Ska-Songs!!! – nicht, dass da Probleme aufkommen beim Basteln der nächsten Collage für die langen Gänge im Flur eures Gymnasiums.)
Weiter im Text. Dann hört man drei Lückenfüller. (Zuerst dachte ich noch darüber nach, wie ich die mittels Komma und Nebensatz präzisieren könnte, aber mir fiel partout nichts ein.) Danach muss sich der Hörer / die Hörerin durch etwas kämpfen, das „Bovver Rock’n’Roll“ heißt und, das man –wenig überraschend- auch schon kennt, wenn man im Besitz eines Tonträgers der „Old Firm Casuals“ ist. Denn dann kennt man Songaufbau und Gesangsmelodie zur Genüge. Während der nächsten sieben Songs kann man sich getrost zwei bis drei Kippen auf dem Balkon genehmigen, verpassen wird man nicht allzu viel – das übliche gelangweilte Armstrong-Songwriting, das fast ausnahmslos monotone Schlagzeug-Spiel… Wirklich interessant wird es erst wieder bei „This is not the end“. Hätte man Skinhead Rob bei diesem Rausschmeißer noch einen Vier-oder Achtzeiler gegeben, hätte man fast das Gefühl die alten Transplants seien wieder da – schönes Stück, ehrlich!
Da ich im Besitz der europäischen CD-Version bin, beschloss man mich noch mit zwei Bonus-Songs zu bestrafen, die in Sachen Banalität dem Rest der Scheibe in nichts nachstehen.
Also: ernsthaft, was soll das?! Dem Songwriter-Duo Armstrong / Frederiksen scheinen sämtliche Inspirationen abhanden gekommen zu sein. Ich verlange ja keine Unmöglichkeiten, keine „Weiterentwicklung“, keine Neuerfindung des Rades – nur eine Art „Rückbesinnung auf die Vielfalt“, zu der sie imstande sind. Ich kann Fans verstehen, die sich 2000 dachten: „Warum dieses übellaunige live-eingespielte Knüppel-Album?“ Auf ne gewisse Art kann ich auch die Reaktionen auf die „Dominoes“ nachvollziehen. (obwohl die meiner Meinung nach einige der besten Ohrwürmer enthält)
Wenn ich aber in 95 Prozent aller von mir konsumierten Album-Besprechungen lese, wie toll und abwechslungsreich „Trouble Maker“ doch ist, frage ich mich doch ernsthaft, an wem’s liegt… (Ich bin zu Diskussionen bereit, scheut Euch nicht!)
Das einzig Gute an „Trouble Maker“ ist, dass sie die „Honor is all we know“ "hörenswerter" gemacht, dafür danke! Ansonsten: Finger weg!
Aus & amen, sonnenklar!
Es winkt, mit fast appem Arm: Euer Maik Löckchen...

Punkte: 1.5 / 10


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