Rainbow Rising (1976) - ein Review von Speedfreak

Rainbow: Rising - Cover
2
2 Reviews
105
105 Ratings
9.66
∅-Bew.
Typ: Album
Genre(s): Rock: Hardrock


Speedfreak
04.06.2008 17:57

Lang ist es her: Vor knapp 20 Jahren, als kleiner Grundschüler, freute ich mich immer, wenn ich nicht zuhause schlafen musste, sondern bei meinen Verwandten übernachten durfte. Bei meiner Oma durfte ich abends immer viel länger fernsehen als zuhause, und auf dem Dachboden meines Onkels, der als Gästezimmer ausgebaut war, gab es zusätzlich zu einem eigenen Fernseher noch einen Schallplattenspieler, der es mir angetan hatte. Im Schrank dieses Plattenspielers lagen drei Schallplatten: Die Single „Whole Lotta Love“ von LED ZEPPELIN, eine „Best Of The Early Years“ von BLACK SABBATH und die „Rising“ von RAINBOW. Da ich von zuhause aus nur Radio-Musik oder bestenfalls die ROLLING STONES gewohnt war, waren diese drei Schallplatten meine erste Berührung mit der Hard’n’Heavy-Welt. Besonders das Album von RAINBOW hatte es mir schon damals, mit 8 Jahren, angetan, wobei ich aber auch die Gitarrensoli auf „The Warning“ von BLACK SABBATH klasse fand. Fast immer, als mein Bruder und ich zusammen auf dem Dachboden nächtigten, lief als Einschlafmusik und als musikalische Begleitung beim Spieleabend „Rising“, und auch jetzt, knapp 20 Jahre später, habe ich die Faszination für das Album nicht verloren.

Nachdem Gitarrengott Ritchie Blackmore bei DEEP PURPLE gegangen worden war, gründete er seine eigene Band RAINBOW. Zusammen mit Ausnahmesänger Ronnie James Dio entstand 1975 so zunächst das schon ganz gute Debütalbum. Aber erst ein Jahr später sollte die Band in einem nicht zu toppenden Line-Up mit „Rising“ einen absoluten Klassiker, und das knapp vor dem dritten Album „Long Live Rock’n’Roll“ beste Album der Band-Geschichte, einspielen. Verstärkt mit den drei Ausnahme-Musikern Cozy Powell (Drums), Jimmy Bain (Bass) und Tony Carey (Keyboards) gelang Dio und Blackmore im Jahre 1976 ein Geniestreich. Für die Produktion war der damals beste Produzent überhaupt, Martin Birch (unter anderem bekannt durch die langjährige Zusammenarbeit mit IRON MAIDEN und DEEP PURPLE) zuständig. Diese sechs Herren waren wohl die beste Kombination, die je ein Hardrock-Album aufgenommen hat. Aber nun zum Album selbst:

Ein atmosphärisches, mystisches Keyboard-Intro läutet das Album ein. Nach etwas über einer Minute geht es dann langsam in das packende Mainriff des genialen Openers „Tarot Woman“ über. Die Gitarrenriffs werden von den mystischen Keyboard-Sounds hervorragend ergänzt und verstärkt, sowie von einer sehr druckvollen agierenden Rhythmus-Sektion getragen. Über allem thront jedoch der Gesang von Ronnie James Dio, der bereits im Opener zeigt, zu was für Leistungen er fähig ist. Der Refrain ist sehr eingängig und lädt zum sofortigen Mitsingen ein. Auch die Gesangslinien der Strophen haben einen hohen Wiedererkennungswert. In der Mitte des Songs gibt es langes, von Ritchie Blackmore perfekt inszeniertes Gitarrensolo. Zum Ende des Songs hin liefern sich Gitarre und Keyboard ein Solo-Gefecht, bevor er langsam ausfaded. Toller Opener und ein Klassiker der Hardrock-Geschichte.

Gleich mit einem groovigen Gitarrenriff beginnt der zweite Song „Run With The Wolf“. Er ist musikalisch etwas grooviger und simpler gestrickt, aber trotzdem (oder gerade deswegen) geht er sehr schnell ins Ohr. Insgesamt ist das Lied auf einem etwas langsameren Rhythmus als der Opener aufgebaut. Der Gesang, die Melodielinien und der Refrain sind aber auch hier allererste Sahne. Gekrönt wird der Song durch zwei großartige Gitarrensoli.

Etwas schneller und härter ist der nächste Song „Starstruck“ aufgebaut. Druckvoll nach vorne gebracht von der sehr überzeugenden Rhythmussektion schüttelt sich Ritchie Blackmore wieder tolle Gitarrenriffs und -leads aus dem Ärmel. Hinsichtlich des Gesangs unterscheidet sich hier der Refrain etwas von den Strophen. Während Dio beim Refrain sehr melodisch und akkurat zu den Gitarrenstrukturen singt, kommt sein Gesang in den Strophen ein wenig härter und abgehackter rüber. Im Prinzip harmonieren aber auch hier wieder alle fünf Musiker hervorragend miteinander. Am einprägsamsten ist aber diesmal nicht die Gesangsmelodie, sondern das Gitarrenriffing.

Recht schnell und dadurch etwas weniger melodisch, dafür rifftechnisch härter rockt „Do You Close Your Eyes“ aus den Boxen. Ein echter Mitgröler, der mich etwas an AC/DC erinnert. Die für RAINBOW sonst essenziellen und typischen Melodien sind hier etwas in den Hintergrund geraten, da mehr Wert auf hartes Riffing und Eingängigkeit beim Gesang gelegt wird. Die Band bringt diesen leicht untypischen Stil aber sehr gut rüber, weswegen der Song zwar der schlechteste des Albums, aber immer noch sehr gut ist.

Anschließend folgt der vielleicht beste Hardrock-Song aller Zeiten. Auf jeden Fall kann ich sagen, dass die Gesangsleistung von Ronnie James Dio bei diesem Track fast schon überirdisch ist und weder danach noch davor erreicht wurde. Durch eine perfekte Verbindung der eingängigen und superben Gitarrenriffs mit den mystischen Keyboard-Melodien, die schon aus „Tarot Woman“ bekannt sind, entsteht eine einzigartige Atmosphäre bei diesem Song. Der magische Inhalt der Lyrics wird perfekt wiedergegeben, spätestens beim absolut göttlichen Gitarrensolo in der Mitte des Songs wähnt man sich direkt zwischen irgendwelchen Zauberern in der Wüste. Zum Höhepunkt des Solos hin gibt es ein Break, in dem nur die verzerrte Gitarre und das Keyboard zu hören sind, bevor es mit der dritten Strophe und dem überlangen, perfekten Refrain weitergeht. Besonders bei diesem Refrain bietet Dio eine Weltklasse-Gesangsleistung. Besser geht es nicht, und dieser Song kann meiner Meinung nach weder von der Wirkung auf den Hörer noch von der technischen Seite her jemals überboten werden. Einfach nur göttlich.

Der finale Track „Light In The Black“, ebenso wie „Stargazer“ über 8 Minuten lang, kann dieses extrem hohe Niveau sogar halten. Allerdings unterscheidet er sich gewaltig von „Stargazer“. Hier wird wieder vermehrt Wert auf knackige Riffs und Power gelegt, und die mystischen, magischen Töne, wie es sie beim Vorgänger zuhauf gab, sucht man hier vergebens. Schnell und präzise trommelt Cozy Powell diesen Song nach vorne, und Ritchie Blackmore legt seine messerscharf gespielten, eingängigen und in abgewandelter Form wohl zigfach kopierten Gitarrenriffs darüber. Zur Überraschung gibt es nach dem ersten Refrain zunächst einmal ein tolles Keyboard-Solo von Tony Carey zu hören, bevor der Meister an der Gitarre selbst loslegt. Neben eingängigen Licks gibt es auch wieder ein fabelhaftes Solo von ihm zu hören. Mit nur wenigen Breaks, dafür immer hart und schnell nach vorne, hält der Song über seine volle Länge das extrem hohe Niveau, was vor allem am Gitarrenspiel von Blackmore liegt. Der Song ist voll auf seine Musik zugeschnitten, und die Gesangsparts nehmen nur einen kleinen Teil des Songs ein. Das, was Dio zu singen hat, singt er aber wieder phänomenal. „Light In The Black“ ist einfach der krönende Abschluss des Albums.

Als Fazit bleibt festzuhalten, dass man sich vor der Leistung der beteiligten Musiker und des Produzenten nur verneigen kann. Sowohl musikalisch als auch von der Produktion her überragend und gesanglich perfekt vom Anfang bis zum Ende, besonders aber bei den beiden Übersongs „Stargazer“ und „Light In The Black“, gibt es an diesem Album nichts zu verbessern. Absolut gar nichts. Manchmal wünsche ich mich wirklich in die 70er Jahre zurück...

Speedfreak

Punkte: 10 / 10


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