"Flight Of A Dying Sun" präsentiert sich von Beginn an sowohl melodiös als auch tempotechnisch abwechslungsreich und vielseitig. Das Album fährt mit schnellen sowie langsameren Passagen auf, wobei das Gespür für Rhythmik deutlich hörbar ist, denn die Musik wirkt trotz einiger Umbrüche durchgehend mitreißend und groovt ohne den geringsten Hacker dahin. Im Riffing hat man sich daran versucht, möglichst viel Abwechslung in die Scheibe zu stecken, was im Grunde auch durchaus als gelungen zu bezeichnen ist. Sie zeigt sich thrashig und melodisch, und genauso, wie teils das Shredding dominiert, wurden auch schöne Leadgitarre-Bögen und Soli eingebracht, die sich, nicht zuletzt durch die vielen gekonnt eingearbeiteten Breaks, schön einbinden. Inmitten der stilistischen Mischung aus Melodik und Gewalt finden sich neben dem rockigen, thrashigen (Metalcore-)Kern auch Schwenker in Richtung Death Metal und Black Metal, wodurch es auch für diese Genre-Sparten interessant sein dürfte, den Songs von "Purified In Blood" zu lauschen – sofern es der Hörer nicht gerne zu klassisch mag.
Wo die Band mit guten Arrangements und viel Abwechslung das Fundament für ein äußerst solides Metal-Album gelegt hat, wurde im spiel- sowie soundtechnischen Sinne weiter aufgebaut. "Flight Of A Dying Sun" macht nicht nur beim Lauschen von perfekt gespielten Instrumenten Spaß, sondern begeistert auch durch die klanglich satte, drückende Umsetzung. Der Silberling fetzt in einem sauber produzierten, aber natürlichen Klanggewand und in seiner besonderen Art und Weise aus den Boxen und drängt sich schlicht ins Ohrinnerste, ohne dabei durch Kompromisslosigkeit an Atmosphäre zu verlieren. Für mich eine tolle Mischung, die Lust auf mehr macht und bei der es nicht verwunderlich ist, wenn die Scheibe eine anschließende, zweite Runde drehen darf. Hier wären wir beim eigentlich einzigen Negativpunkt angelangt: Der Spielzeit. Mit rund 35 Minuten nicht umwerfend viel Musik für ein Album, aber die Qualität stimmt, und an Pausenfüllern, Lückenstopfern oder künstlichem in die Länge Ziehen kann sich ohnehin kaum einer erfreuen. Es sei der Gruppe also verziehen, dass sie nicht nur durch Quantität überzeugen wollten.
Was soll man sagen... Die Norweger haben hier ein wirklich ordentliches Werk der extrem-metallischen Schiene abgeliefert, das der Konkurrenz wohl kaum um etwas nachsteht. Mit viel Gefühl für Musik haben sie auf diesem Album für Brutalität wie Melodik gesorgt und dabei beinahe mehr Abwechslung eingeflochten, als es manch eine andere Band schafft, die dies zum einen schon länger, zum anderen vielleicht sogar professionell, beziehungsweise beruflich ausübt. Daumen hoch, liebe Kollegen!
Wolfgang / RottingHill.at
Punkte: 9 / 10