Promised Land Of Heavy Metal (2011) - ein Review von Xeledon

Promised Land Of Heavy Metal - Cover
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9.00
∅-Bew.
Typ: Sampler
Genre(s): Metal


Xeledon
04.02.2012 14:11

Die deutsche Metal-Szene ist stark. Aber so richtig im Mainstream angekommen ist unser aller Lieblingsmusik hierzulande noch immer nicht. Ganz anders sieht da die Situation in Finnland aus, von wo aus seit Mitte der Neunziger Jahre mit schöner Regelmäßigkeit Bands aus den verschiedensten Subgenres auf sich aufmerksam machen und gigantische Erfolge feiern. Klar kann man darüber streiten, ob die musikalische Qualität im Land der Tausend Seen wirklich deutlich höher ist als hierzulande, oder ob Suomi-Bands grundsätzlich einfach wesentlich stärker gehypt werden. Fakt ist aber, dass man viele schwermetallische Alltäglichkeiten in dieser Form wohl nur in Finnland erleben kann.

Obwohl NIGHTWISH auch bei uns so ziemlich alles erreicht haben, was an Erfolgen im Musikbusiness möglich ist, wird man ihre Musik im deutschen Radioprogramm ziemlich vergeblich suchen - von weniger massenkompatiblen Metal-Formationen wage ich hier gar nicht anzufangen. Das ist in Finnland anders. Spätestens seit LORDI mit ihrem Monster-Rock 2006 den "Eurovision Song Contest" gewannen, stellt Heavy Metal einen wichtigen Bestandteil der finnischen Kulturlandschaft dar. Hier bestimmt bei Casting-Shows kein billiger Plastik-Pop von Dieter-Bohlen-Format das Geschehen, sondern handfester Gitarren-Rock, während die Lutheraner-Kirche bereits mit speziellen Heavy-Metal-Gottesdiensten um Gläubige wirbt.

All diese und viele weitere Facetten der finnischen Metal-Euphorie zeigt Filmemacher Kimmo Kuusniemi in seiner Dokumentation "Promised Land Of Heavy Metal". Dabei gelingt ihm eine bewusst neutrale und unvoreingenommene Annäherung an das Thema, obwohl er doch selbst zu den wichtigen Protagonisten der finnischen Metal-Geschichte zählt. Mit seiner Band SARCOFAGUS eiferte er in den Achtzigern selbst den britischen und amerikanischen Vorbildern nach und stieß dabei größtenteils auf Unverständnis in einem beschaulichen Land, das sich weitestgehend in der Hand von traditioneller Volksmusik und harmlosen Pop-Klängen befand. Da ihm der große Durchbruch verwehrt bleiben sollte, wanderte er schließlich nach England aus und verlor die Heavy-Szene seiner Heimat vorübergehend aus dem Blick.

Der Zuschauer kann anhand dieser fabelhaften Dokumentation, die nun von Cyclone Empire auf DVD veröffentlicht wird, Kimmo Kuusniemi dabei begleiten, wie er in seine Heimat zurückkehrt und dort eine äußerst vitale Hartwurst-Szene vorfindet, die sich deutlich von ihren Anfängen entfernt und weiterentwickelt hat. Dabei klammert Kuusniemi die kritische Frage, ob der Sprung in den Mainstream dem Metal letztlich eher schadet, nicht aus, konzentriert sich aber überwiegend auf die vielen schönen Begleiterscheinungen, die die Metallisierung des finnischen Alltags mit sich bringt.

Obwohl hier munter zwischen den verschiedensten Themen hin und her gesprungen wird, ist ein roter Faden stets klar ersichtlich. Nach und nach kommen verschiedenste Musiker und Szene-Macher, aber auch ein Psychologe, ein Priester und am Ende gar die finnische Ministerpräsidentin zu Wort. Das sorgt für einen umfassenden Blick auf das Thema, der gleichzeitig die szeneinterne Atmosphäre transportiert, als auch die Sichtweise von nur mittelbar Beteiligten näher bringt. Für wen Konzerte mit mehr als fünfzehn Zuschauern bereits nicht undergroundig genug sind, der wird sich mit der massentauglichen Vermarktung, die hier an vielen Stellen offensichtlich wird, eher schwer tun. Alle anderen finden hier jedoch eine Lehrstunde darüber vor, wie Heavy Metal seinen Platz im Mainstream finden kann, ohne sich dabei selbst verbiegen und die wichtigen Grundüberzeugungen verraten zu müssen.

Dass sich Kuusniemi mit seiner eigenen Meinung dezent zurückhält und dafür viele Protagonisten der finnischen Szene, sowie einige ausländische Besucher zu Wort kommen lässt, ist die große stilistische Stärke dieser Dokumentation. Zwar mutet es gelegentlich etwas komisch an, wenn der Filmemacher betont naive Fragen stellt, deren Antworten er im Grunde selbst bereits sehr genau wissen müsste, gleichzeitig wird dadurch aber auch keinerlei Vorwissen vorausgesetzt und der Film eignet sich auch, um Unwissenden einen ganz allgemeinen Einblick in die Metal-Szene zu geben. Erfahrene Headbanger werden viele Dinge wiedererkennen, über manches Schmunzeln, sich in den vorgestellten Themen wiederfinden, darüber hinaus aber garantiert auch auf die eine oder andere neue Facette ihres Hobbies aufmerksam werden. Und ganz nebenbei bieten diese äußerst kurzweiligen anderthalb Stunden auch einfach nur gute Unterhaltung.

Als Bonus-Material wurden insgesamt mehr als zweieinhalb Stunden an Interviews mit auf die DVD gepackt. Dabei handelt es sich um längere Versionen der Gespräche, die im Zentrum des Hauptfilms stehen. Hier werden einige der im Film getroffenen Aussagen noch einmal mit mehr Hintergründen unterfüttert und man kann einen etwas detaillierteren Eindruck von den befragten Personen bekommen. Zur Vertiefung und Ergänzung ist dies sehr interessant und spannend. Darüber hinaus kommt "Promised Land Of Heavy Metal" als "Deluxe Edition" mit einer Bonus-CD daher, die 20 Titel von finnischen Bands der unterschiedlichsten Stilrichtungen beinhaltet, vom tiefsten Underground bis hin zu NIGHTWISH. Natürlich hat sich auch Kimmo Kuusniemi darauf verewigt, und zwar gleich mit zwei SARCOFAGUS-Songs (darunter die metallische Interpretation des finnischen Volksliedes "Hintrik's Funeral March", die auch als Titelmelodie der Dokumentation Verwendung findet) und einem Stück der nach ihm selbst benannten KIMMO KUUSNIEMI BAND. Doch diese kleine Eitelkeit sei dem Filmemacher gerne verziehen, angesichts des äußerst lohnenswerten und lehrreichen Filmes, den er hier abgeliefert hat.

(http://www.metal.de/sonstige/review/promised-land-of-heavy-metal/48628-promised-land-of-heavy-metal/)

Punkte: 9 / 10


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