Plasmatics New Hope For The Wretched (1980) - ein Review von Doominator

Plasmatics: New Hope For The Wretched - Cover
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1 Review
5
5 Ratings
7.00
∅-Bew.
Typ: Album
Genre(s): Punk


Doominator
05.04.2014 22:35

Entsprungen sind sie der Jimmy Carter Ära der US of A der späten 1970er, inspiriert vom frühen (Proto-) Punk. Der aufkeimende Neoliberalismus entfesselte die Wirtschaft und, ob er es wollte oder nicht, eine ganze Reihe zotteliger musikalischer Hoffnungsträger, die so ganz andere Vorstellungen von Freiheit hatten als die „Monkey Suit“-Träger in der Politik. Die Bands von der anderen Seite des Atlantiks standen ihren ab 1979 Thatcher-regierten Kollegen von der Insel musikalisch und in Sachen Attitüde in Nichts nach. Unvergessen sind die Live-Shows der hier rezensierten Band, in der man sich nicht nur symbolisch von Konsumgütern befreite, indem man Fernseher und Kraftfahrzeuge zerlegte.

Nach zwei Eps und einer 7“ Single in der Zeit von 1978 bis `79 liegt 1980 schließlich die erste Langspielplatte der Ladies um Frontman Wendy O Williams (oder war das umgekehrt?) vor. Hier regiert noch der rohe und wilde Punk Rock der Frühphase, bevor Wendy zur Metal Priestess und die Band deutlich Heavy-lastiger werden sollte.

Die Plasmatics überzeugten in ihrer Frühphase bereits mit polternden Rhythmen, fantastisch einprägsamem Riffing und Williams‘ beschwörendem Gesang. Wie es sich für den Punk der alten Schule gehört, wird auf Soli, Zwischenspiele und dergleichen verzichtet, der Hörer vermisst ihn hier aber auch nicht.

Die Songs auf der A-Seite sind in enormem Tempo gehalten, bis mit „Concrete Shoes“ ein, passend zum Titel, eher schleppendes Stück für Abwechslung sorgt. Während manche Genre-Kollegen sich in Demonstration musikalischer Simplizität verlieren und dabei vergessen, gute Songs zu schreiben, haben wir hier teilweise richtige Hits. Besonders hervor stechen „Tight Black Pants“ und „Test Tube Babies“. Harte, okkulte, zerstörerische Geschichten sind das, eine Zelebration des Wenig-Akkorde-Geschrammels der feinsten Sorte.

Auch das Textgut vermag sehr gut mit der Musik zu harmonieren, insbesondere die durchaus geübte Sozialkritik (etwa „Monkey Suit“ oder „Test Tube Babies“). Diese driftet niemals ins zu Tiefgründige ab, sondern bleibt durch die eher fragmentarischen Textfetzen stets abstrakt, was gerade in Kombination mit den harten musikalischen Eruptionen eine schockierende Wirkung hat.

Gleichermaßen energisch rüttelt die B-Seite den Hörer durch. Nicht die ganze jedoch: Ein besonderer Anspieltip ist das bereits auf der 1979er EP vorhandene „Sometimes I“, ein beinahe balladeskes, gelungenerweise aber nicht minder aggressives Stück, hier brodelt die Wut eben vor sich hin, statt offen auszubrechen. Umso heftiger tut sie genau dies nur einen Song später auf dem (bereits auf der 1979er 7“ Single vertretenen) „Corruption“. Ein von Trommel-Repetiergeschützen eingeleitetes Stück, dass irrerweise im Refrain regelrecht tänzelnd daherkommt und abschließend den Eindruck des Gesamtalbums komprimiert. Abschließend? Nicht ganz, es folgt zum Schluss die Albenversion eines ihrer ersten Stücke: Butcher Baby, das schon auf der Debüt EP von 1978 zu hören war, ein zwar guter, aber nach „Corruption“ etwas untergehender Song.

Nach diesem Werk fuhren die PLASMATICS zunächst fort mit dem ganz ähnlich gelagerten „Beyond The Valley Of 1984“. Mit „Metal Priestess“ folgte dann die Wende hin zu bedeutend stärker Heavy Metal inspirierten, damit „aufgeräumteren“, aber nicht minder überzeugenden Klängen.

Den meisten Metal-Liebhabern, dürfte die Band durch die DESTRUCTION Coverversion ihres Songs „The Damned“ erstmals begegnet sein. Liebt man diese finstere, beinahe doomige Ausrichtung, welche die Originalversion des Songs prägt, mag es zunächst schwer fallen, sich auf das Frühwerk einzulassen. Dieses Album sollte einfach als das gehört werden, was es ist: Eine kurzweilige, wütende Punkscheibe der alten Schule voll einprägsamer Hooks und roher Energie.

Punkte: 8.5 / 10


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