Der Grund dafür ist nicht nur beim charismatischen, androgynen Frontmann Brian Molko zu suchen, sondern auch schlicht bei der Tatsache, dass man PLACEBO schon nach wenigen Sekunden erkennt. Und als ob meine Freundin diese Tatsache stützen möchte, sieht sie mich nach drei Takten des Openers und Titelsongs 'Meds' an und sagt: "Das sind PLACEBO, oder?". Genau. Und wer glaubt, dass sich dann am Sound von PLACEBO nicht viel geändert haben kann, hat auch durchaus Recht. Warum sollte eine Band, die einzigartig klingt, auch ihren Sound verändern?
So überrascht es nicht, dass auch "Meds" eine Ansammlung von noisigen Rockern mit schrammelnden Gitarren, flotteren Nummern mit Punkappeal und leiseren Songs ist. Was sie verbindet, ist die emotionale Zerbrechlichkeit, die sowohl in der Stimme von Brian Molko als auch in den Kompositionen an sich immer mehr oder weniger latent mitschwingt.
PLACEBO berühren die Seele so deutlich und nachhaltig wie kaum eine andere Band. Die Emotionen, die hier transportiert werden, kriechen einem direkt ins Hirn und lösen dort wie auf Knopfdruck eine tiefe Melancholie aus.
Und weil dies so ist, ist es auch nebensächlich, dass eine Alison Mossheart (THE KILLS) bei 'Meds' oder ein Michael Stipe (R.E.M.) bei 'Broken Promise' einen Gastauftritt haben. Auch diese Nummern fügen sich schlicht in das große, aber graue Gesamtkunstwerk ein.
So fällt es auch leicht zum Abschluss eine Kaufempfehlung auszusprechen. Sowohl für die alten Fans als auch für Fans von anderen großen Melancholikern wie ANATHEMA, NICK CAVE & THE BAD SEEDS oder anderen Transporteuren von großen Emotionen wie COHEED & CAMBRIA oder RUSH. Großartig.
Anspieltipps: Meds, Post Blue, Blind, Broken Promise, Song To Say Goodbye
http://www.powermetal.de/review/review-7406.html
Punkte: 8.5 / 10