Und so will ich doch noch kurz meinen Senf hinzugeben:
Das Album ist in der Tat sehr ruhig, der sanft produziert und glattpoliert - das waren Pink Floyd anno 1994 nun mal. Den Vergleich mit der Psychedelia und Großtaten in den Siebzigerjahren finde ich hier nicht angebracht. Denn die Zeiten sind - wie auch Lord beschreibt - spätesten seit "The Wall" und "The Final Cut" vorbei. Der Hinweis, dass "Endless River" nicht mehr klingt wie Pink Floyd zu Zeiten Roger Waters ist demnach obsolet.
Aber "The Endless River" ist keinesfalls langweilig. Und das liegt neben den vielen Remeniszenzen an frühere Werke - auch hier verweise ich gerne an Lords Rezension, möchte aber noch "One of these Days" und "Echoes" hinzufügen - vor allem an der erfrischenden Kürze des Albums.
Als ich die Trackliste zum ersten Mal gesehen habe ("Side One", "Side Two", "Side Three" und "Side Four" mit den entsprechenden Einzeltitelangaben), war mein erster Gedanke: "Oh Gott, ein Doppelalbum". Denn, dass es sich um ein Instrumentalalbum handeln würde, war ja schon bekannt. Mit etwas über 53 Minuten Spielzeit würde ich die CD sogar als recht kurzweilig bezeichnen. Die einzelnen Tracks sind zwangsweise unfertig, weil damals ja mehr oder weniger verworfen, und das ganze Album etwas arg eintönig, aber immerhin ist hier nichts unnötig aufgeblasen worden. Den Sound von "The Endless River" finde ich phantastisch. Die Produktion hätte aber in der Tat - wie bei so vielen Platten der Neuzeit, nicht nur von Pink Floyd - ein paar Ecken ud Kanten vertragen.
Und zum Schluss noch kurz zu "Louder than Words":
Hier würde ich sogar noch etwas weitergehen als Lord und behaupten, der Titel ist völlig überflüssig und deplaziert. Etwa eine Dreiviertelstunde instrumentaler Schönklang. Gilmour und Mason erinnern in Akzenten an ihr früheres Werk. Meditativ trifft es ganz gut. Und dann kommt dieses Lied daher und reißt den Hörer aus der über die letzten 48 Minuten aufgebauten Stimmung und dem Kontext von "The Endless River". Ja, es ist nichtssagend. Mich stört es ungemein. Denn es hat dem ganzen Album am Ende nicht im Geringsten etwas hinzuzufügen.
Immerhin ist "The Endless River" ein Album, das zum mehmaligen Hören einläd. Ich habe es schon ein paarmal durch und muss sagen: schon recht schön. Nicht mehr aber auch nicht weniger. Vielleicht ist es ja wirklich das Letzte, was wir von Pink Floyd zu hören bekommen. Und da gab es schon anderer Leute "Abgesang", der nicht so gelungen war.
Von mir gibt's 'ne glatte neun - mit Wohlklang-Bonus!
Punkte: 9 / 10