Die Kombination aus Growls, Klargesang, Metal und traditionellen orientalischen Instrumenten funktioniert hervorragend. Den Growls fehlt es zwar etwas an Kraft und Variation, sie passen allerdings auch so sehr gut zur Musik, allerdings wäre die Musik wohl völlig ohne gegrunzten Gesang (ganz anders als z.B. bei Opeth, dort sind die Growls essentiell!) mindestens ebenso stark. Der Gesang von Sängerin Shlomit Levi und Kobis Klargesang sind dafür über jeden Zweifel erhaben. Der Einsatz von traditionellen Instrumenten wirkt glücklicherweise nicht aufgesetzt und beschränkt sich auch nicht auf Intros, um dem ganzen einen orientalischen Touch zu verleihen, sondern ist sehr passend in den Songs eingearbeitet und hört sich im Kontext der Songs und des Albums völlig natürlich an.
Progressiv gehen Orphaned Land glücklicherweise nicht im Sinne von "verfrickelt" oder technischem Anspruch vor, die Songs leben allesamt von einem perfekten Spannungsaufbau, dem Gefühl für Melodie und Emotion und dem Verzicht auf ein Strophe und Refrain Schema. Eines der wenigen Alben das es schafft, nur mit Hilfe der Musik eine fortlaufende Geschichte zu erzählen, und dafür nicht unnötige Spielereien wie Hufgetrampel oder das Geräusch von brennenden Büschen zur Vermittlung der Story benötigt, wie das z.B. bei Amaseffer der Fall war (auf deren Album Kobi von Orphaned Land als Gastsänger zu hören war). Ja, auch auf Mabool hört man ein paar Regentropfen und Vögelgezwitscher, aber das Album wirkt dank deren sparsamen und stilvollen Verwendung dennoch nicht überladen.
Möchte man diese beiden ähnlichen Bands vergleichen um das Besondere an "Mabool" zu beschreiben, wären Orphaned Land wohl die Verfasser eines tollen Romans, der einem mit der nötigen Ruhe großes Kopfkino bieten kann. Das Album "Exodus - Slaves for Life" von Amaseffer dagegen ist ein schönes Buch mit vielen bunten Bildern, welches einem schlichtweg zu wenig Raum für eigene Emotionen läßt, etwas zum Anschauen aber nicht zum Erleben bietet, und daher nicht die gleiche Magie als "Mabool" ausstrahlen kann.
Als Anspieltips möchte ich 3 Stücke vorschlagen: Das harte "The Kiss of Babylon", das ruhige "Building the Ark" als wunderschöner arabischsprachiger Folk-Song, und den epischen Titeltrack gemeinsam mit "The Storm still rages inside", in welchem noch einmal deutlich wird, wie großartig Kobi Emotionen mit seiner Stimme zu vermitteln vermag.
Wer zur CD-Version greift, sollte sich übrigens unbedingt die 2-CD Version schnappen. Die Akustikstücke auf der Bonus-CD sind den Aufpreis in jedem Fall wert!
Punkte: 10 / 10