Nile At The Gate Of Sethu (2012) - ein Review von Akhanarit

Nile: At The Gate Of Sethu - Cover
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1 Review
16
16 Ratings
8.56
∅-Bew.
Typ: Album
Genre(s): Metal: Death Metal


Akhanarit
02.07.2012 01:10

Endlich hat das Warten ein Ende und NILE kommen nach drei langen Jahren Funkstille mit ihrem mittlerweile siebten Album um die Ecke. Und das hat es, wie könnte es auch anders sein, wieder mal gewaltig in sich! "At The Gate Of Sethu" heißt das neue Meisterwerk der Band um den Chef-Ägyptologen des Death Metals, Karl Sanders (in dessen Homestudio die Stücke übrigens eingespielt wurden), und dieses entführt den Tech-Death-Fan abermals in die Grüfte und Katakomben des alten Ägypten. Frei nach dem Motto "Never change a winning team" war erneut Stammproduzent Neil Kernon mit im Spiel, welcher dieser Scheibe einen unglaublich druckvollen, aber auch erfrischend transparenten Sound verpasst hat. Diesmal soll sich der lyrische Horzont der Band sogar etwas erweitert haben und nicht mehr ausschließlich das Thema Ägypten behandeln. Nun ja, schnappt euch trotzdem eine Fackel von der Wand und folgt mir erstmal in die (Sound)-Gewölbe einer der einzigartigsten Bands dieses Planeten. Es lohnt sich!

Eröffnet wird das Album mit 'Enduring The Eternal Molestation Of Flame'. Dieser Track ist so typisch für NILE, dass jeder Fan, der mit der Musik der Band vertraut ist sofort weiss, um welche Truppe es sich handelt. Der Sound von NILE ist derart prägnant, dass man die Band unter hunderten von Knüppelcombos sofort erkennen kann. Das folgende 'The Fiends Who Come To Steal The Magick Of The Deceased' erinnert duch seine cleanen Passagen an den Titelsong der letzten Scheibe "Those Whom The Gods Detest". Einfach grandios, was sich die Jungs aus South Carolina, USA, immer wieder aus dem Ärmel schütteln. 'The Inevitable Degradation Of Flesh' tritt dann wieder mal bis zum Anschlag auf's Gaspedal und zermalmt jeden Halswirbel beim Headbangen zu einem undefinierbaren Brei. Karl Sanders und Dallas Toler-Wade (in dessen Zuhause man den Mix für "At The Gate Of Sethu" durchführte) geben an den Klampfen wirklich wieder alles! Fernöstliche Instrumente gibt es am Anfang von 'When My Wrath Is Done' zu bestaunen. Beeindruckende Drum- und Soloarbeit untermalt das weitere, infernalische Gefrickel, wie man es von NILE erwartet und liebt. Dezente Erinnerungen an 'Permitting The Noble Dead To Descend To The Underworld' vom drei Jahre zurückliegenden Vorgänger werden wach. Zeit, ein wenig durchzuatmen, die einem dann mit dem Instrumental 'Slaves Of Xul' gewährt wird. Eingeleitet durch Kehlkopfgesang, sehr finsterer und bedrohlicher Atmosphäre, hört man die Stimme eines vermeintlich Besessenen. Dahinter verbirgt sich ein alter Bekannter: Jon Vesano (ehemaliger Bassist und Sänger zu "In Their Darkened Shrines"-Zeiten), welcher den Gequälten darbietet. Eine perfekte Einleitung in den eigentlichen Titelsong 'The Gods Who Light Up The Sky At The Gate Of Sethu'. Dieser kommt schon beinahe straight auf den Punkt, soweit man das bei NILE so nennen kann. Leider ist der Song ein wenig unspektakulär geraten. Zumindest gemessen daran, was NILE zu liefern in der Lage sind. Aber das ist wieder das typische Meckern auf höchstem Niveau, denn NILE wischen noch immer mit 90 % der Konkurrenz süffisant lächelnd den Boden auf.

An dieser Stelle wird es Zeit, die Hintergründe von "At The Gate Of Sethu" kurz zu umreißen. Der ägyptische Sonnengott Ra durchquert den Himmel (in Gestalt der Sonne) in seiner Sonnenbarke. Bei Sonnenuntergang wird Ra, oder auch Re, von der Göttin Nut verschlungen. In diesem Fall beschrieben mit Sethu's Tor. Nut hat in der Vorstellung der alten Ägypter eine Körperform, die entfernt an ein Hufeisen erinnert, nur dass der Torso ein wenig länger gezogen dargestellt wird. Diesen Torso muss Ra während der Stunden der Nacht durchqueren und viele Gefahren abwehren und meistern, bis er am nächsten Morgen wieder duch das Ausscheiden aus dem "Darmtrakt" wiedergeboren wird und seine Reise von Neuem beginnen kann. Da das Tageslicht als eines der wichtigsten Güter angesehen wurde, wurde Ra zur Hauptgottheit erklärt und ihm wurde aus Angst vor der Dunkelheit (gleichbedeutend mit der Unterwelt) besonders gehuldigt und Opfergaben dargebracht, um ihn für seine gefährliche Reise zu wappnen und zu stärken, auf dass die Sonne wieder an den Himmel zurückkehrt und ein neuer Tag anbrechen kann. Doch zurück zum Album...

Bei 'Natural Liberation Of Fear Through The Ritual Deception Of Death' ist wieder präzises Einhacken auf die Instrumente und reichlich Geblaste angesagt. Der Track erinnert ein wenig an 'Laying Fire Upon Apep' vom gloriosen "Ithyphallic"-Album. Und schon befinden wir uns im nächsten Instrumental-Stück Namens 'Ethno-Musicological Cannibalisms'. Es beinhaltet wieder die traditionelle Instrumentierung und dafür typisches Drumming, das in ferne Landstriche zu entführen vermag. Gegen Ende steigert sich das Stück und ebnet den Weg für 'Tribunal Of The Dead'. Dieses beginnt sehr doomig und ein Stück wie 'Eat Of The Dead' huscht einem durch die Erinnerung. Die doomige Grundidee wird während des Stückes weitestgehend beibehalten, obwohl der griechische Wundertrommler George Kollias anfängt, sein Kit nach allen Regeln der Kunst zu zerlegen. Aufgenommen wurden die Drums diesmal nicht bei Erik Rutan in den Mana Studios, sondern bei Rob Moore in NILE's Heimatstadt South Carolina (Soundlab Studio). Eine erneute, kurze Kehlkopfgesangs-Passage rundet den Track dann stilvoll ab. Es folgt der wohl stärkste Song auf "At The Gate Of Sethu"! 'Supreme Humanism Of Megalomania' wird sofort zu Beginn mit melodischen Leads eingeleitet, die einfach unter die Haut gehen. Und obwohl mir die Lyrics zu diesem Review nicht vorliegen (diese sollen dann wieder samt Erklärungen und historischen Fakten im 24-Seitigen Booklet der CD zu finden sein), lässt sich meine kleine Erläuterung zur Göttin Nut besonders gut aus den Vocals heraushören. Die Leadgitarre geht dann beinahe in eine Art Klagelied über. Dieser Song ist wahrlich zum niederknien, bündelt er doch all die Stärken von allen NILE-Alben, die bisher erschienen sind. Fans der Band wissen, dass noch etwas Entscheidendes fehlt, um ein NILE-Album perfekt abzurunden: das überlange Epos. Dieses bekommt man dann mit dem über sieben Minuten langen 'The Chaining Of The Iniquitous' serviert. Ein einzelnes Holzblasinstrument läutet den letzten Song ein. Abermals ein eher schleppender Track mit sorgfältig eingearbeiteten Leads. Entlassen wird man dann mit einer eingesampleten Fanfare sowie dezenten Voice-Keyboards, welche die Erhabenheit dieses grandiosen Albums noch einmal mit aller Deutlichkeit unterstreichen.

Es gibt gute Death Metal-Bands, es gibt grandiose Death Metal-Bands und es gibt... NILE! Uneingeschränkter Kaufbefehl!!!

Erschienen auf: http://www.bleeding4metal.de/?show=review_de&id=4340

Punkte: 9.5 / 10


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