In ihrem Theater der Imagination - oder besser: Achterbahn, um auf das Artwork Bezug zu nehmen - bieten NIGHTWISH vielfältige Klänge und Ideen, die durch eine absolut gelungene Produktion zusammen gehalten werden. Auch wenn das anfangs nicht so wirken mag. Aber der Gesamtklang ist druckvoll, differenziert und klar. (Das haben BLIND GUARDIAN auf ihrer aktuellen Scheibe "Beyond The Red Mirror" leider nicht in vergleichbarer Weise hinbekommen.)
Ganz wichtig freilich: Die Olzon kanns, daran gibt es eigentlich nichts zu rütteln, und sie muss auch gar nicht mit der Turunen verglichen werden. Dass mich ihr Gesang nur bedingt vom Hocker haut, ist wieder eine andere Sache, eine Frage des persönlichen Geschmacks.
Auf jeden Fall kann sie sich den Vorstellungen des Chefdenkers Holopainen und seinem facettenreichen Songwriting gut anpassen.
Nun noch ein paar Stichworte zu einigen Facetten:
Es gibt so manch kluges Orchester- und Chorarrangement, kraftvolle Rock- bzw. Metalnummern (sucht es euch aus!), mehr oder weniger kitschige Balladen, Bombast, Folkloristisches, tolle Melodien, und und und.
Es gibt außerdem: Mindestens einen erstaunlich einfältigen Refrain ("Ghost River"), eher schwachen Grusel-Klamauk mit "Scaretale". Dann ist da noch der anfangs genannte Italo Western-Moment, der einen automatisch an staubbedeckte wortkarge Revolvermänner denken lässt. Wer danach sucht, ausgerechnet in "Turn Loose The Mermaids" wird man fündig. Und doch wirkt die Stelle nicht unpassend, dem anderen Element zum Trotz. Ja, und dann ist da noch die Enttäuschung über die zweite Hälfte des zuerst so famosen "Song Of Myself": Mehrere Minuten einfach nur langweilige Erzählung mit Musikbegleitung im Hintergrund. Schade.
Das orchestrale Titelstück schließt ein unterhaltsames Album auf passende Weise ab, und man weiß gar nicht, an welchen Fantasyfilm man dabei denken sollte.
Bleibt zu sagen, dass es mir jetzt erst mal wieder reicht mit NIGHTWISH, ich habe sie und speziell eben "Imaginaerum" oft genug gehört. Schließlich zähle ich mich nicht zu den Fans der Band. Ich respektiere die Könnerschaft, bei der es auch relativ egal zu sein scheint, wer singt. Es gibt eigentlich keinen Grund, das Schaffen zu verachten, aber wirklich begeistern kann ich mich dafür auch nicht. Mit dem weder euphorischen noch abwertenden "unterhaltsam" ist für mich eigentlich Alles gesagt, und so scheinen mir sieben Punkte angebracht.
Punkte: 7 / 10