Dennoch läutete diese LP zweifellos Youngs kreativste Phase ein, er nutzte Harmonien von Linda Rondstadt und James Taylor und stieß mit der Hitsingle „Heart Of Gold“ auf eine kommerzielle Goldgrube. Der Erfolg dieses Songs wurde Young in den nächsten 30 Jahren verfolgen. Inzwischen wurde er konsequent von der Set-List bei Live-Auftritten gestrichen. „Mit diesem Song war ich plötzlich Mainstream“, schrieb er. „Das wurde schnell langweilig und ich versuchte auszubrechen.“
Außer diesem Lied beinhaltet „Harvest“ einige der faszinierendsten Metaphern in Youngs Karriere, von der schwelenden Verachtung in „Alabama“, dieser bitteren Entlarvung, der Korruption im amerikanischen Süden, zum eindringlich-persönlichen „The Needle And The Damage Done“ und dem rührend-sentimentalen „Old Man“ (dem Verwalter von Youngs Ranch gewidmet). „Harvest rutscht häufig hart an die Grenze zum Country-Kitsch, doch letztendlich brilliert die LP dank der Songwriting-Qualitäten ihres Schöpfers.
Es war keine Überraschung, dass Young sich bald von dem Riesenerfolg des Albums distanzierte. Und im weiteren Verlauf der siebziger Jahre tendierte er zu einer eher sarkastischen Sichtweise auf Amerika, Punk und Blues halfen ihm dabei, dies auszudrücken. Doch mit „Harvest“ waren die Babyboomer erwachsen geworden.
Punkte: 7 / 10