Napalm Death Utilitarian (2012) - ein Review von Nasreddin

Napalm Death: Utilitarian - Cover
1
1 Review
21
21 Ratings
8.48
∅-Bew.
Typ: Album
Genre(s): Metal: Death Metal, Grindcore


Nasreddin
02.04.2012 14:40

Ich fühle mich als hätte mich ein ICE überfahren, aber ich bin noch ganz. Es waren wohl Napalm Death, die mich die letzte Dreiviertelstunde mit ihrem neuesten Vorschlaghammer „Utilitarian“ verprügelt haben. Auch wer nicht auf Grindcore steht, sollte weiterlesen. Napalm Death sind weit über ihr Genre hinaus anerkannt und vereinen in ihrer Musik mehr als nur „Gerumpel“. Glaubt ihr nicht? „Utilitarian“ wird der Band so manch neuen Fan bescheren, auch wenn man bisweilen eine gewisse Abneigung gegen das „Core“-Suffix hatte.

„Utilitarian“. Einen ziemlich sperrigen Titel hat sich der Birmingham-Vierer um Frontshouter Barney Greenway da ausgesucht. Unser Review ist nicht der richtige Ort, um das Konzept des Utalitarismus zu besprechen. Es ist aber durchaus lohnenswert, sich mit den Lyrics zu befassen. Gewohnt sozialkritisch geht es auf dem neusten Langeisen von Napalm Death her und Barney Greenway hetzt gegen das „System“ als gäbe es kein Morgen. Widmen wir uns aber lieber der Musik.

Bis auf das atmosphärische Intro ist jeder Song auf „Utilitarian“ ein Schlag in die Magengrube. Und bei dieser Band ist es ganz egal, ob es im Überschalltempo zuschlägt oder sich groovend aus den Boxen schiebt. Beim ersten Song „Errors In The Signals“ geht es schon sehr variabel einher und die Breaks sind immer an der richtigen Stelle. Ein banaler Punkt? Mitnichten – gibt es da draußen doch dutzende Bands, die den Wechsel aus Geknüppel und Breakdown nur amateurhaft beherrschen. Napalm Death hingegen sind absolute Könner.

Wer bei „Everyday Pox“ genau hinhört, dem fällt sofort das Saxofon auf, das sich genial freejazzig über die Wutausbrüche der Rhythmusgruppe schiebt. Apropos Rhythmusgruppe: Die knackt nämlich bei Napalm Death so eng wie ne Bockwurst. Und mit so einem brachialen Gesang kann das Endergebnis nur genial werden. Apropos Gesang: Gitarrist Mitch Harris darf auf „Utilitarian“ häufiger ans Mikro als noch zuletzt. Auch das steht der Band ausgesprochen gut und macht in Kontast zu Barney Greenway echt Laune. Und mit diesem Rezept geht „Protection Racket“ ebenfalls direkt unter die Haut.

Ein wenig mehr Zeit, um alles zu erfassen, braucht man allerdings bei „The Wolf I Feed“, das zwischenzeitlich mit tollem Klargesang begeistert, der auch bei einer Fear Factory-Platte vorkommen könnte. Und das ist durchaus ein Kompliment. Schlechte Bands klauen bei anderen, sehr gute Bands schaffen es, sich verschiedene Stilmittel zu eigen zu machen ohne wie eine Copycat zu wirken.

Spätestens an diesem Punkt hatte ich gehofft, ein schwacher Song würde auftauchen und mir tatsächlich Angriffsfläche bieten. Aber die folgenden 13 (!) Songs sind allesamt von so hoher Güte, dass man seinen Ohren nicht trauen möchte. Ganz gleich, ob es nochmal atmosphärische Einlagen gibt („Leper Colony“), den personifizierten Hass am Mikro („Opposites Repellent“) oder hart treibende Riffer wie „Collision Course“, die jedem Hobbybanger einen steifen Nacken bescheren werden.

Was vergibt man also für eine Note, wenn das vorliegende Album die Stärken eines Genres so konzentriert und qualitativ auf den Punkt bringt wie „Utilitarian“? Langeweile kommt in den 45 Minuten eh nicht auf und auch wer auf die musikalischen Fähigkeiten der Truppe achtet, wird nicht enttäuscht. Es bleibt ja immer die Hoffnung auf ein noch stärkeres Album, auf noch genialeres Songwriting auch wenn das selbst für eine Spitzenkapelle wie Napalm Death sehr schwierig wird. 9,5 Punkte für ein Album, das 2012 sicher Maßstäbe setzen wird. Schade, dass aus dem prophezeiten Weltuntergang nichts wird – Napalm Death haben uns den perfekten Soundtrack dazu beschert.

(9,5/10 Punkte)

geschrieben von mir und erschienen auf rockandrollcircus.de (http://www.rockandrollcircus.de/redaktionstipp-napalm-death-utilitarian/021834)

Punkte: 9.5 / 10


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