Lay not thy hand upon,
Lay no hand on my daughter"
Das große Drama gehört zu My Dying Bride wie zu (fast) keiner anderen Band. Dennoch will wohl niemand die Erfahrung machen müssen, die Aaron Stainthorpe im Vorfeld dieser Platte durchzuleben hatte. Zusammen mit seiner kleinen Tochter gegen ihre Krebserkrankung zu kämpfen - man kann sich sicher nicht viel schlimmeres Vorstellen. Der Krebs wurde glücklicherweise besiegt und Aaron konnte die daraus gewonnene Kraft und Motivation anscheinend direkt auf "The Ghost Of Orion" übertragen. Gemessen an anderen Werken der "Bride" wirkt das aktuelle Material relativ straight und eingängig obwohl die Songs natürlich wie gewohnt alle mit Überlänge daherkommen. Vielleicht ist das unterbewusst dem Umstand geschuldet, dass einem solche extremen Grenzerfahrungen aufzeigen: Man hat im Leben keine Zeit zu verschenken! Katharsis, Stärke und Kraft: Aaron zeigt uns Hörern das man das Leben im Hier-und-Jetzt genießen sollte und das es sich lohnt darum zu kämpfen. Dass das durch tieftraurige Kunst geschieht macht dies alles umso wertvoller.
Von der musikalischen Ausrichtung her ist das Album sehr "klassisch-MDB". Alle Facetten, die man im Backkatalog findet (außer von "34,788%...Complete"), finden sich auch hier, inklusive den typisch leidenden Geigenklängen und wahnsinnig guten (wenn auch sparsam dosierten) Growls von Mr. Stainthorpe, der aber natürlich auch mit seinen cleanen Vocals wieder absolut überzeugt, denn schließlich leidet niemand schöner als er. Wie schon erwähnt wirkt das Album ungewohnt straight komponiert, was es schon fast an einen Klassiker wie "The Angel And The Dark River" heranreichen lässt.
Was mir persönlich nicht wirklich zusagt ist das Stück `The Solace` das nur aus spärlichen Gitarrenklängen und dem Gesang von Wardruna-Sängerin Lindy-Fay Hella besteht. Für mich persönlich vertonte Langeweile, für die Band ein Experiment das ihnen gegönnt sei. Besonders hervorheben sollte ich noch das Spiel von Neu-Drummer Jeff Singer (ex-Paradise Lost / ex-Blaze) der perfekt zur Braut zu passen scheint. Akzentuiert und gleichermaßen gefühl- als auch kraftvoll und der trotz der überwiegend schleppenden Geschwindigkeit niemals langweilig. Beinahe jedes Break und Fill wird durch eine eigene Variation aufgepeppt. Eine wahre Kunst für sich!
"The Ghost Of Orion" ist jetzt schon ein absolutes Jahreshighlight im "Slow-Deep-And-Hard-Bereich"!
geschrieben für DARK STEEL ZINE.
Punkte: 8.5 / 10