..doch dann gibt es noch die Perlen, die nie den grossen Durchbruch geschafft haben - dazu gehören Morbid Saint: Eine beinharte, schnelle Thrash Metal-Combo aus den Staaten, die sich 1986 gründete. Ähnlich wie die Kollegen von Demolition Hammer klingen Morbid Saint wie eine Mischung aus deutschem Thrash und dem Bay Area-Thrash - in erster Linie fällt mir die Verwandtschaft zu Kreator auf; vorallem der Gesang von Pat Lind klingt ähnlich zornig und krächzend wie Mille Petrozza. Vollgas, Wut und dennoch irgendwie melodiös - das schrieben sich die 5-Mosher auf die Fahne.
Das Debütalbum der Band erschien 1988 - zu einer Zeit als es mit dem Thrash Metal bereits langsam berab ging. Der kommerzielle Erfolg der einstigen Untergrundbewegung führte zu einer regelrechten Überflutung an Releases im Thrash Metal-Bereich, viele Veröffentlichungen waren arg unterdurchschnittlich - die Bands kamen ohne Demos zu lukrativen Plattendeals... Viele Profis nahmen den Fuss vom Gaspedal und so wirkte die Szene anno 1988 schon fast ausgelaugt, müde, gebrochen und im Tiefschlaf...
Natürlich gab es auch Ausnahmen; Metallicas "...and justice for all" oder Kreators "Extreme aggression" gehören zu den besten Alben der schnellen Metalspielart.
"Spectrum of death" hat es in sich; 8 wunderbare Attacken auf das Trommelfell, brutal, bolzend, hart und schnell. Grossartig zum Luft holen kommt man nicht - ein Song jagt gnadenlos den nächsten...
Die Speerspitze macht für mich der Kreator und Destruction beeinflusste Knaller "Damien" - so muss Thrash Metal klingen!!
Ebenfalls brillant ist "Crying for death" mit verhalltem Gesang - klingt irgendwie höllenfies! Hyperschnell und dazu messerscharfe, präzise Riffs... Erinnert der Machart her etwas an Slayer.
Auch der Opener "Lock up your children" und der Rauswerfer "Beyond the gates of hell" (hammer!!) dienen wunderbar ihrem Zweck und halten den Rest wie ein Rahmen zusammen und so kann man von einer rundum geglückten Platte sprechen. Keine Füller, keine Langeweile, keine Gähnsongs...
Produziert ist das ganze auch saftig und fett - dafür zuständig zeigt sich Eric Greif; er war Manager von Chuck Schuldiner und dessen Gruppe Death... Man ist also auch da in bester Gesellschaft.
Veröffentlicht wurde die Platte bei "Avanzada Metalica", wohl einem mexikanischen Label, die Platte wurde aber einige male nachgepresst.
Witzig ist das Cover; dreist, wie sich Morbid Saint bei Iron Maidens Markenzeichen und Maskottchen Eddie bedient haben - das engelsgleiche Wesen das lecker vom Cover lächzt ist ein übles 1:1 Plagiat des wohl im Metal bekanntesten Monsters.
Anyway, wer mal was anderes ausprobieren möchte als immer nur die ewig gleichen Bands, dem lege ich Morbid Saint schwer an's Herz... Wer auf Kreator, Slayer und Dark Angel steht, ist hier an der richtigen Adresse und sollte sich auch gleich noch die Scheiben von Demolition Hammer, Acrophet, Vio-Lence, Sadus oder Exhorder zulegen - so schön kann später, unbekannterer Thrash Metal sein.
Und was machen Morbid Saint heute? Leider löste sich die Band mitte der 90er auf... Sie schoben jedoch 1992 noch "Destruction system" in den Metal-Schmelzofen; ein ebenfalls gelungenes Werk, jedoch erreicht es die Wucht und Kraft des Debüts nicht.
Punkte: 9.5 / 10