Ist der erste Track mit seinem schönen, abschließenden Basskaskaden fast verklungen, plätschert ein bittersüßes Keyboard/Piano-Stück vor sich hin und wäre es nicht so seelenschmeichelnd , man könnte von Kitsch reden. Aber Kitsch ist glänzend, prunkvoll und zu jeder Zeit und in jedem Detail übertrieben. Hier fließt ein gediegener Geist dahin, ruht aus und reinigt sich selbst. Man fühlt sich an ihn gebunden und durchlebt mit ihm die kleinen Schmerzen, bevor das Monstrum zurückkehrt.
Wieder dieser Kniff mit rifflosem Saitengedröhne Atmosphäre zu schaffen. Das Gedächtnis kann sich nirgends einhaken, es wird weggespült und gezwungen den Moment zu genießen. Eine Dusche aus fantastischen, kargen, schroffen Landschaften in dunkelmusikalischer Interpretation. Kein Weg, kein Pfad, kein Schild, kein Wegweiser an den man sich orientieren kann, nur die Natur und ihre überwältigende Gewalt. Und die menschliche Seele jagend, das in sich paradoxe Geschrei, ein Geheul welches Wölfe lähmt, ein Flehen das Menschen erstarren lässt. Ein Klagen dessen Intensität in diesen Zeiten niemand mehr zu vermuten mag.
Doch wieder zückt der Meister ein Stück beschwichtigender Klänge. So bezaubernd das Jungfrauen in Sehnsucht schwelgen , so unschuldig, so wunderschön.
Langsam, aber sicher ist das Herz, der Verstand und die Menschlichkeit zerschmettert und wiederum walzt das Monstrum verzerrter Gitarren, polternder Drums und jenseitigem Gekeife über meinen Körper und über die Säulen meiner Seele. Es ist als ob Ratten an meinem Fleisch nagen und Wölfe mir blutige Fetzen von den Knochen reißen.
Das Sterben ist kurz und majestätisch bäumt sich vor mir das Land der Toten auf. Worte können nichts darüber aussagen, diese Klänge jedoch einiges. Das Antlitz eines starken, gerechten Herrschers scheinen die Töne des Synthesizers wieder zu spiegeln. Seine Anmut erzeugt Ehrfurcht und unweigerlich ist das Knie gebeugt. Sein Urteil ist Gesetz, ich bin nichts, er ist alles. In diesen Hallen endet mein Leben oder ich erfahre Erbarmen und schreite mit dem Wissen um den einen Wahren fortan durch mein Leben. Und ist es kein Gott, so ist es mein Herr, mein Gebieter . Mit Stolz und Erhabenheit empfange ich sein Urteil, sei es Tod oder Leben.
Wieder einmal starre ich angesichts dieser Kassette in ein schwarzes Nichts und versuche irgendwo etwas Greifbares zu erhaschen. Doch es ist für mich unmöglich aus diesem Werk nüchterne Informationen zu beziehen, die ich anderen Menschen als Fakten präsentieren könnte. MOLOCH als Ganzes scheint mir ein Lebenswerk zu sein, ein Existieren in unweltlichen, wenigstens unzivilisierten Mustern. Hier geht es nicht um Songwriting, hier geht es um das Festhalten eines Moments. Klänge eruptieren und brechen zusammen in ihrer eigenen Physik. Alles ist relativ und so ergeben sich Möglichkeiten in einem altbekannten Universum, namens BlackMetal, welches auszudehnen, Sergiy Fjordssons Mission zu sein scheint. Als Fixpunkt immer das höchst eigene, schwarzspirituelle Schaffen BURZUMs im Auge, ist er es, der, zumindest in meinem Empfinden, einzig und allein in der Lage zu sein scheint, des Meisters Erbe fort zu führen. Mehr noch, er geht weiter, lotet Grenzen aus und stößt damit unweigerlich an rationale Grenzen. Der Geist jedoch, die Seele, die nach dieser Materie lechzende Seele, giert nach jenen Klängen, saugt sie in sich auf und versteht deren Einzigartigkeit und Wert
Punkte: 8.5 / 10