Wenn man es mal ganz überschwänglich inkl. rosaroter Brille ausdrücken möchte, dann ist “Death Magnetic” tatsächlich das Album, auf dass wir seit “…And Justice For All” warten mussten, und das sind immerhin ca. 20 Jahre und vier mehr oder weniger schlimme Album-Querschläger. Ein Ereignis, mit dem eigentlich nicht mehr zu rechnen war. Vielleicht war das zwiespältige Experiment “St. Anger” wirklich die Emanzipation von der Kommerzialisierung und der notwendige Wegbereiter für ein Album, das glücklicherweise kaum noch etwas mit den Alben 5 – 7 zu tun hat – dafür umso mehr mit “Justice”. Es dürft mitnichten Zufall sein, dass “Death Magnetic” atmosphärisch dem 1988er-Output am nächsten steht, wobei mit Ausnahme des oben genannten
Vergehens am eigenen Repertoire keine weiteren Selbstplagiate ins Ohr springen. Manches Riff bringt einfach diesen “das hätte schon 1989 kommen können”-Gedanken mit sich, hier und da gibt es aber auch modernere Anklänge oder gar völlig zeitlosen Metal oberer Güteklasse.
Es geht flott und punkig mit “That Was Just Your Life” los, sehr ordentlich und nett, aber noch nicht so wirklich heftig. Würde ich mal wertungsmäßig in die Umgebung von “Blackened”
einsortieren, geht immerhin gut nach vorne los.
“The End Of The Line” ist etwa auf gleicher Höhe, nicht spektakulär, aber macht Laune. Klingt in etwa, als hätte man die Vibes von “Creeping Death” und “Master Of Puppets” mit ein wenig Modernem Metal gekreuzt.
Mit “Broken, Beat & Scarred” wird endlich eine Energie- und Härte-Schippe drauf gelegt – mit seinem Double-Bass-getriebenen Chorus erstes Highlight.
Allerdings geht es in Achterbahn-Manier auch gleich wieder runter, denn das balladeske “The Day That Never Comes” schließt sich an – dem man immerhin eine Steigerung zum Ende hin zugute halten kann.
Und gleich wieder ganz rauf - “All Nightmare Long” stellt das absolute Highlight des Albums dar und beinhaltet eines der geilsten Thrash-Riffs, die ich je vernommen habe *in die “not-worthy”-Haltung gehe*. Der Song geht mir mittlerweile auch nicht mehr aus dem Kopf.
“Cyanide” ist ein Klasse-Midtempo-Song mit Groove an den richtigen Stellen.
Bei “The Unforgiven III” lässt der Titel erstmal das Schlimmste fürchten, glücklicherweise hat der Song musikalisch nicht zu viel mit dem Black-Album-Ursprung oder dem fürchterlichen Reload-Neuaufguss zu tun. Damit sollte es aber auch hoffentlich gut sein mit der “Unforgiven”-Reihe.
“The Judas Kiss” ist wie die beiden ersten Tracks wieder ein ordentlicher harter Song.
Mit “Suicide & Redemption” schließt sich das (gelungene und unterhaltsame) erste Instrumental seit “To Live Is To Die” bzw. “Orion” an – das können sie also immer noch.
Das Finale “My Apocalypse” setzt die Tradition der heftigen 80er-Closer (”Damage Inc.”, “Dyers Eve”) fort und liegt für meinen Geschmack qualitativ näher an erstgenannter Keule – also auch prima gelungen.
Das macht unter dem Strich ein prima Comeback-Album mit Abstrichen bei zwei von zehn Songs, da kann man also nicht mehr viel meckern. Man muss vielleicht dankbar sein für jeden gutklassigen “Death Magnetic”-Song, der es nicht auf den Album-Vorgänger geschafft hat und nun in guter Produktion vorliegt, Das Engagement von Produzenten-Guru Rick Rubin hat sich offensichtlich bezahlt gemacht (WTF is Bob Rock?). Rubin hat es damit bemerkenswerterweise geschafft, mit den beiden populärsten Thrash-Bands des Planeten im Studio zu arbeiten.
“Justice” hatte mit “One”, “Harvester Of Sorrow” und “To Live Is To Die” drei unsterbliche Klassiker an Board; setzt man Death Magnetic’s “All Nightmare Long” und die übrigen gelungenen Tracks mit Potential zum “Grower” dagegen, dann muss es heissen: Mission Accomplished – mit “Death Magnetic” einen großkalibrigen Fehdehandschuh im Ringen um den Thron der besten Metal-Band in die Runde geworfen. Welcome back!
(Sich jetzt noch rückblickend die Re-Load-Desasterplatten reinzuziehen, tut übrigens noch mehr weh als zuvor.)
Spearhead24
Punkte: 8 / 10