Metal Church The Human Factor (1991) - ein Review von Horst_Sergio

Metal Church: Human Factor, The - Cover
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33 Ratings
8.95
∅-Bew.
Typ: Album
Genre(s): Metal: Heavy Metal, Power Metal


Horst_Sergio
14.01.2012 07:55

In den frühen Neunzigern verlegten viele Bands ihren rüpelhaften Metal Sound immer mehr ins Midtempo und schraubten die Abwechslung zugunsten etwas homogener klingender Songs auf ein recht kompaktes Level zurück. Vor allem bei den ganzen Thrash und Speed Metal Bands der US Szene war dies deutlich spürbar: Die bisherige Gangart schien vielleicht (womöglich auch durch die aufkeimende Death Metal Szene, die dem Thrash in Sachen Härte den Rang ablief) ein wenig übertagt gewesen zu sein und der kommerzielle Erfolg gab nicht nur einer Band wie Metallica recht. Auch Bands wie Anthrax oder Megadeth schipperten erfolgreich auf den Wogen mit. Auch solche Combos wie Testament oder Exodus oder eben Truppen der etwas traditioneller ausgelegten Art wie Vicious Rumors lieferten weitaus straffer komponierte Songs als zuvor ab, die den Weg zu einem breiter gefächerten Publikum fanden... oder auch nicht.

Metal Church gingen eher noch den entgegengesetzten Weg, vergleicht man "The Human Factor" erstmal oberflächlich mit dem 89er Werk "Blessing In Disguise". Jenes fiel teils immerhin reichlich vertrackt und weniger heavy als die beiden Vorgängerscheiben aus. Im Gegensatz dazu knallt "The Human Factor" ziemlich zünftig aus den Boxen. Ein roher, aber druckvoller Sound als Grundlage und 10 Songs, die den Spagat zwischen flottem Drive und mitreißenden Arrangements mühelos vollziehen. Nachdem Kurdt Vanderhoof schon auf dem Vorgängeralbum nicht mehr als Aktivposten zu hören war, aber noch eifrig an den Songs mitkomponierte, ist er auch hier wieder stark als Songwriter involviert. Doch auch ohne die direkte Beteiligung Vanderhoofs wirkt die Band auf "The Human Factor" schlichtweg gewachsen. Vor allem Michael Howe dürfte sich spätestens mit dieser Scheibe als einer der besten Metal Sänger überhaupt etabliert haben und nicht einfach nur ein David Wayne Nachfolger sein. Die Songs allein für sich sind schon reichlich fett, aber Howe's charismatische Stimme thront geradezu über allem. John Marshall und Craig Wells zwirbeln einem ein Hammerriff und -lead nach dem anderen vor und die Rhythmussektion böllert stets passend dazu.

Dabei wirkt der Opener und Titeltrack des Albums trotz klarer Ansage und zynischer Wetterei gegen das Musikbusiness fast noch ein wenig verhalten. Bereits der zweite Track "Date With Poverty" ist eine absolute Spaß-Hymne, die bluesiges Riffing mit Dampfhammerdrums verbindet und Howe den nötigen Platz für seine bissigen Texte einräumt, die sich stets um soziale Missstände oder einfach nur menschliche Blödheit wie zum Beispiel Konsumwirrungen drehen. "In Mourning" ist eine weitere Groovewalze dieser Machart, die einfach straight ins Ohr geht, dennoch mit vielen Spielereien im Detail begeistert. Zwischen diesen beiden Tracks steht mit "The Final Word" eine absolute Abrissbirne, die ebenso mühelos ein "Ton Of Bricks" auf "The Dark" ersetzen könnte - melodisch, schnell, geil! "In Harm's Way" ist wiederum eine Halbballade bzw. ein Midtempostampfer der Marke "Watch The Children Pray", der allerdings mit bedeutend mehr Druck aufwartet und sich wesentlich furioser ihrem Höhepunkt entgegenschraubt, als die Mitgröhlhymne des zweiten Albums.

Auch in der zweiten Hälfte halten Metal Church die Qualitätsfahne oben. Mit "In Due Time", "Flee From Reality" und "The Fight Song" gibts drei weitere melodische Speed Metal Kracher, die absolut mitreißen, während das obercoole "Agent Green" und das schrabbelige "Betrayed" sich im drückenden Midtempo breit machen.

Warum es Metal Church auch mit diesem - und meiner Meinung nach besten - Album nicht schafften, zu den ganz großen Top Sellern aufzuschließen liegt auf der Hand: "The Human Factor" ist einfach nur Metal und das durch und durch. Zu hart und zu schnell für Airplay und Weicheier, die ein Reißbrettwerk wie das Schwarze Album von Metallica für ultimativ halten. Metal Church blieb vergleichsweise ein ewiger "Geheimtip". Aber einen "zweifelhaften" positiven Nebeneffekt hat es: Ausverkauf konnte man der Band jedenfalls nicht vorwerfen. Das musikalische Potenzial für einen höheren kommerziellen Stellenwert ist allerdings spürbar vorhanden, auch wenn es die Band nicht vollkommen ausschöpfen konnte. Vanderhoof war und ist ein brillanter Songwriter - und die hier versammelte Mannschaft haucht den Songs des Mannes im Hintergrund Leben ein, wie es relativ selten zu finden ist. Für meine Begriffe ist "The Human Factor" definitiv eines der zehn besten US Metal Alben und in einer solchen Auflistung vermutlich auch verflucht weit vorne zu finden. Darauf ein kleines Pils.

Punkte: 10 / 10


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