Megaherz Liebestöter (1998) - ein Review von DarkForrest

Megaherz: Liebestöter - Cover
1
1 Review
2
2 Ratings
8.25
∅-Bew.
Typ: Single/EP
Genre(s): Metal: Industrial Metal


DarkForrest
06.03.2023 19:11

Nur ein Jahr nach "Wer Bist Du?" waren Megaherz schon mit ihrem zweiten Album "Kopfschuss" am Start und konnten die musikalische Qualität ein ganzes Stück steigern. Im Gegensatz zum Erstling, auf dem die Songs doch alle etwas ähnlich klangen, konnten sich diesmal so einige Stücke herauskristallisieren, die sich langer Beliebtheit erfreuen sollten. Man denke da nur an "Miststück" - bis heute eines der Highlights auf jedem Megaherz- UND Eisbrecher-Konzert. Da wundert es auch nicht, dass "Kopfschuss" gleich drei Singles spendiert bekommen hat. Erstaunlicherweise war "Miststück" allerdings gar nicht mit dabei.

Allerdings haben wir eine Single zum Song, den ich am zweitehesten als "klassischen" Hit bezeichnen würde: "Liebestöter". "Liebestöter" ist sicherlich keine Innovationsbombe, aber gleichzeitig einer der Songs, die kaum jemand scheiße finden kann. Wir haben ein flottes Riff, das den Song trägt, gutes Tempo und deutliche Verbesserungen, was die Melodie und den Fluss angeht - gerade im Vergleich zu den meisten Songs auf "Wer Bist Du?". Wirklich singen kann Alexx hier zwar ebenfalls noch nicht, aber er hat ein gutes Gleichgewicht gefunden, bei dem er jetzt nicht komplett hirnlos drauf losbrüllt und trotzdem viel Leidenschaft in die Vocals steckt. Also eine ziemlich sichere Wahl für eine Single.

Das Cover ist mal wieder auf eine sehr faszinierende Art potthässlich. Ich weiß nicht ob objektiv schlechter als bei "Gott Sein" - immerhin hat man nicht einfach nur das Albumcover mit einem hässlichen Effekt versehen - aber gleichzeitig bringt es einen ganz eigenen Touch an Fremdscham mit. Aber machen wir uns nicht weiter über das Aussehen des Covers lustig - das ist ja auch irgendwo unhöflich.
Auf der CD finden wir diesmal neben der gekürzten Version auch das Original und daneben noch drei Remixes. Die kürzere Version heißt diesmal "Single Edit" (ich bin ja immer kein Fan von uneinheitlichen Bezeichnungen) und siehe da: Megaherz haben gelernt, wie man einen Song effektiv cuttet. Ca. eine ganze Minute fehlt dieses Mal - was wirklich viel ist - aber es fällt eigentlich nur auf, wenn man gezielt drauf achtet. Diesmal fehlt nichts komplett essenzielles - zumindest nicht für meinen Geschmack. Bei knapp 5 Minuten Länge des Originals, macht es für mich auch etwas mehr Sinn, dieses Mal eine kürzere Version anzubieten und beide Versionen sind auf der Single. Was das angeht, gibt es also von meiner Seite absolut nichts zu meckern.

Der erste Remix wäre dann der "Club Mix" und den hatten wir auch schon als kleinen Bonus auf dem Album - das ist schonmal ein exklusiver Remix weniger auf der Single. Taugt er denn? Ich würde sagen, dass er in Ordnung geht, aber seinem Namen nicht ganz gerecht wird. Im Vergleich zu den anderen beiden Remixes ist es für mich weniger ein Remix, sondern eher eine alternative Version des Originals, welche um ein paar fette Beats ergänzt wurde und hier und da etwas elektronischer klingt. Ob das schon ausreicht, um tanzbar oder zumindest clubtauglich zu sein, muss jeder selbst wissen. Er bleibt aber in meinen Ohren insgesamt eher rockig.

Für die volle Dosis Elektro müssen dann aber schon die anderen beiden Remixes herhalten. Zuerst hätten wir den "Pix Fonk Mix", an dem sich offenbar Noel Pix austoben durfte. Ich würde ihn als groovigen Techno bezeichnen, der eher soft daherkommt, aber zumindest ein paar ganz nette Spielereien bietet. Mit seinen 3.33 Minuten fängt er auch nicht an zu nerven und ist eine nette kleine Auflockerung für zwischendurch.

Als großes Finale hätten wir den "Atomic Mix". Mit wirklich atomaren Klängen wird uns hier zwar nicht das Gehirn rausgeblasen, aber er klingt zumindest ganz witzig. Ich kenne mich nur bedingt mit den einzelnen Subgenres im Elektro-Bereich aus, aber für mich klingt das nach klassischem Loveparade-Techno, was nicht unbedingt etwas Schlechtes ist. Klingt halt sehr nach dem, was ich mir unter tanzbarem Elektro der späten 90'er vorstelle. Nicht zu wild, aber ganz nette tanzbare Mucke. Wenn ich "Liebestöter" im Club auflegen müsste, dann würde ich wahrscheinlich diese Version auswählen. Was mir hier allerdings etwas fehlt, ist der Bezug zum Original. Vielleicht fehlt mir da auch das etwas feinere Gehör, aber bis auf die Tatsache, dass die Vocals so zusammengeschnitten sind, dass Alexx immer wieder "Liebes. Töter." über die Melodie stöhnt, kann ich hier nichts vom eigentlichen Song erkennen. Die Vocals passen auch nicht zur Musik oder verbessern den Remix irgendwie. Beim "Pix Fonk Mix" wurden die Vocals zwar in ähnlicher Weise verarbeitet, fügen sich aber gut in das Gesamtbild ein. Hier hätte man auch genauso gut Vocals aus "Miststück" oder "Atemlos Durch Die Nacht" von Helene Fischer hineinschneiden können und hätte dann einen entsprechenden Remix dieser Songs. Naja, trotzdem höre ich mir den "Atomic Mix" gerne an.

In der Summe gibt's von mir die gleiche Punktzahl wie für "Gott Sein". Ersteres hatte auf jeden Fall die kreativeren Remixes, die mehr auf dem Ausgangsmaterial gemacht haben. Gleichzeitig hat "Liebestöter" eindeutig das bessere Ausgangsmaterial und die bessere Single-Version des Originals plus die Album-Version. Auch hier haben wir also eine absolut solide Single mit ihren eigenen Schwächen, die was für jeden ist, der den Song "Liebestöter" mag.

Punkte: 6.5 / 10


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