Megaherz Erdwärts (2015) - ein Review von DarkForrest

Megaherz: Erdwärts - Cover
1
1 Review
5
5 Ratings
6.30
∅-Bew.
Typ: Single/EP
Genre(s): Rock: Gothic Rock


DarkForrest
23.01.2016 09:44

Megaherz haben in den letzten Jahren für mich ziemlich schwankende Qualität an den Tag gelegt. Nachdem sie mit „Zombieland“ so garnicht bei mir punkten konnten, habe ich mir eigentlich fest vorgenommen, sehr genau in den nächsten Release reinzuhören. Zu seicht, kitschig und banal war mir da einfach das letzte Album. Als dann überraschend im Dezember 2015 die Erdwärts-EP auf den Markt kam, hat die Neugier dann doch schnell gesiegt und ich habe mir das Teil ohne zu große Erwartungen gekauft.

Abgesehen vom Cover, das mir nicht wirklich zusagt (zu kindisch) ist das Digipack ganz nett gestaltet inkl. Umfangreichen Booklets. Immerhin 6 Songs sollen die Fans also bis zum nächsten, richtigen Album bei der Stange halten. 4 davon sind komplett neu, die beiden letzten sind Neuinterpretationen von alten Megaherz Songs, wie sie die Band neuerdings so gerne macht. Die 4 neuen Songs sollen sich wohl grob um das Konzept „Angst“ drehen. Angst vor dem Schlussmachen, Angst vor einer schnelllebigen Welt, Angst vor dem Schwarzen Mann...naja alles ein wenig weit hergeholt und so auch auf jeden zweiten Megaherz-Song (mindestens) zutreffend, aber besser als der EP gewaltsam ein Konzept überzustülpen, welches dann gezwungen wirkt.

Los geht es mit „Wer Hat Angst Vorm Schwarzen Mann“. Klang für mich im ersten Moment nach Oomph (und das schon bevor ich das erste mal die Kinder-Vocals gehört habe). Mittlerweile höre ich da auch sehr viel „Der Meister“ von Rammstein heraus. Alleine schon das Riff in den Strophen und das „Lauft!“ im Refrain. Aber im Bereich NDH ist eh nicht mehr so viel originell und für sich betrachtet ist „Wer Hat Angst Vorm Schwarzen Mann“ garkein schlechter Song. Im Gegenteil: Er stellt so ziemlich jeden Song vom Vorgänger-Album in den Schatten. Er geht gut in’s Ohr, geht gut ab und ist abwechslungsreich genug, um mich die knapp 4 Minuten bei Laune zu halten. Macht sich live bestimmt auch sehr gut.

„Ist Das Verrückt?“ (im Gegensatz zum ersten Song mit Fragezeichen geschrieben) ist aber auch nicht von schlechten Eltern. Während „Wer Hat Angst Vorm Schwarzen Mann“ ein toller Ohrwurm ist, der sofort zündet, haben wir es hier mit einer vergleichsweise abwechslungsreichen Nummer zu tun, die mit jedem mal hören besser wird. Auch „Ist Das Verrückt?“ ist im Vergleich zu so ziemlich allem auf „Zombieland“ angenehmerweise überraschend hart, aber eher auf eine Art, wie sie auf das „5“er Album gepasst hätte. In den Strophen ziemlich nach vorne preschend, im Refrain dagegen melodischer zeigt Lex hier eindrucksvoll, dass er durchaus seinen eigenen Stil hat und nicht nur ein Alexx-Abklatsch ist. Vor allem, wenn man ihn richtig einsetzt und das wurde hier getan. Vielleicht bin ich nicht depressiv genug, um etwas mit dem Text anfangen zu können, aber musikalisch haben wir es hier mit einen der wenigen Songs zu tun, die so wirklich nur Lex hinbekommen dürfte.

Mit „Glorreiche Zeiten“ wird es dann wieder etwas besinnlicher. Alles klingt hier wieder sehr nach dem poppig-seichten Stil von „Zombieland“ und sehr nach „Wir könnten Götter Sein“ oder „Für Immer“. Auffällig ist hier höchstens das ziemlich rockige Gitarrenriff, was das ganze nach Standard-Deutschrock klingen lässt. Auch nach mehreren Anläufen war der Song garnicht mein Ding und wird mittlerweile konsequent von mir übersprungen.

Auf jeden Fall interessant ist dagegen der Song „Einsam“. Nicht wegen der ach so originellen erzählperspektive aus Sicht eines Schlussmachenden, die wir ja garnicht erst ein Album vorher hatten, sondern wegen der weiblichen Begleitung bei den Vocals. An sich eine kitschige Keyboard-Ballade, die aber immerhin ein bisschen durch Sprechgesang im Stil der früheren Megaherz-Alben aufgelockert wird, sticht durch die Sängerin (keine Ahnung, wer das ist) ziemlich hervor. Beide Vocals sind sogar ganz gut aufeinander abgestimmt. Allerdings habe ich ein Problem mit dem Song: Ich kann mit der Stimme der Sängerin überhaupt nichts anfangen. Ich finde sie sogar richtig penetrant, was aber natürlich eine persönliche Einschätzung ist. Das ist allerdings ein fettes Minus für einen ohnehin nicht so tollen Song. Trotzdem: Auf so eine EP passt er ganz gut und hat sicher auch seine Daseinsberechtigung.

Dann gibt es da noch die 2 Remakes von alten Megaherz-Songs. Am Anfang fand ich diese Sorte Song ja noch ganz interessant, so langsam wirkt es aber ziemlich unkreativ. In gerade mal 3 Outputs haben Megaherz jetzt 6 alte Songs neu aufgelegt. Noch ein paar mehr und man könnte locker eine eigene Compilation draus machen. Immerhin kann man sagen, dass die Band sich Mühe dabei gibt, aber letztenendes ist der jeweilige Songs dann entweder besser, schlechter oder ungefähr gleichgut, stellt aber nie so einen großen Mehrwert da, wie ein gutes neues Stück. Dazu kommt, dass sich meiner Meinung nach ja „Wer Bist Du“ oder die „5“ als Quelle am besten anbieten würden (v.a. ersteres, da Lex den alten Gesangstil gut beherrscht und diese Songs am meisten von einem Makeover profitieren könnten). Diese wurden aber mal wieder übergangen und die Band konzentriert sich ganz auf das „Kopfschuss“-Album.

„Teufel“ hatte im Original mit Alexx viel Atmosphäre im musikalischen Sektor, aber der Gesang konnte mich nicht perfekt überzeugen. Hier ist es anders herum. Lex macht seine Arbeit sehr gut, der Rest klingt zwar brachialer, lässt aber alles ein wenig leblos und steril wirken, wo vorher mehr einfach mehr Gefühl rüberkam. In eine ähnliche Richtung ging schon die etwas exotischere Version von Seelenzorn auf der „Loblieder“-Compilation. Jetzt haben wir also 3 Versionen von einem Song, von denen keine schlecht ist, aber mich auch keine perfekt überzeugen kann. Auch wenn ich mit dieser Meinung wahrscheinlich ziemlich alleine dastehe, bevorzuge ich sogar am Ende die Seelenzorn-Version auf „Loblieder“ die in eine ähnliche Richtung wie die neueste Version geht, aber durch mehr elektronische Elemente ein bisschen mehr Originalität versprüht. Die neueste Version auf „Erdwärts“ ist keinesfalls schlecht, nur ziemlich unnötig.

Bei „Jordan“ sieht es da schon etwas anders aus. Mit dem original konnte ich nie besonders viel anfangen. War mir immer zu stumpf und trocken. Auf „Erdwärts“ wurde es ziemlich gut verfeinert. Das langweilige Intro wurde durch ein gutes ersetzt. Die Frauenstimme im Hintergrund gefällt mir sehr gut und der Song klingt gefühlt etwas schneller und weniger „holprig“ als auf „Kopfschuss“. Zum ersten mal kann ich mit „Jordan“ ein bisschen was anfangen.

Wie schneidet „Erdwärts“ also insgesamt ab? Überraschend gut! 3 von 6 Songs haben mir gut gefallen. Die anderen bewegen sich zwischen „ganz okay“ und „langweilig“. Richtig böse Ausfälle und Peinlichkeiten wie auf „Zombieland“ gibt es zum Glück auch nicht. Nur „Glorreiche Zeiten“ ist arschlangweilig. Damit liefert die Band deutlich mehr, als ich erwartet hatte. Bleibt abzuwarten, ob sie das Niveau auch über ein ganzes Album halten können, denn auch Erdwärts hat sicher einige Macken. Aber bis dahin erfreue ich mich zunächst an den guten Songs, tanze zu „Wer Hat Angst Vorm Schwarzen Mann“ oder bewundere das neue „Jordan“.

Punkte: 7.5 / 10


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