Fangen wir nochmal mit "Kingmaker" an. Manch einer wird mich dafür verprügeln, aber ich könnte schwören, dass mir an manchen Stellen Exodus in den Kopf kommen. Genauer noch hab ich echt das Gefühl, manchmal Passagen zu hören, die mich sehr an den Titeltrack von "Bonded by Blood" erinnern. Dieses Stück hat auf jeden Fall extrem Power, und der Text macht ebenfalls Spaß.
Womit wir wieder beim Titeltrack sind: "Super Collider" reitet auf treibenden Riffs auf den Hörer zu. Nichtsdestotrotz ist das Stück eines der Schwächeren, da wird einem im Laufe des Albums schon mehr geboten.
Was dann wieder reinhaut ist "Burn!". Megadeth zeigen hier: man kann auch ein desaströses Stück schreiben, ohne in Lichtgeschwindigkeit die Gitarren zu zerschrubben und das Schlagzeug zu vermöbeln. Das Lied ist ziemlich im Midtempo gehalten. Während sich "Burn!" in den Strophen aufbaut, kommt dann im Chorus das große "Burn, baby, Burn!". Definitiv kein Thrash Metal, stattdessen hält sich das Lied in einer Spalte zwischen Hard Rock und Heavy Metal auf.
Was aber thrashige Attitüden beinhaltet, ist das darauffolgende "Built for War". Zwar sind die Riffs für Megadethverhältnisse fast peinlich einfach und abwechslungslos gehalten, doch wie auf Kingmaker, kann Built for War mit seiner Wucht überzeugen. Die Bandchöre zwischendrin bringen nochmal Abwechslung und könnten live allemal Stimmung machen.
"Off the Edge" biedert sich ziemlich an den Vogänger des Albums, "13" an. Leider ist der Sound nicht so knackig, wie auf dem letzten Album, dennoch gefällt mir das Lied trotz seiner Einfachheit - sowohl textlich als auch technisch - sehr.
"Dance in the Rain" ist genauso großartig wie immer. Ein sehr trist gehaltenes Lied, das vom Aufbau einer thrashigen Halbballade ähnelt. Wäre noch ein passendes Solo dabei, könne ich es glatt als Abklatsch von Metallicas "One" sehen. Stattdessen machen Megadeth aber was anderes, und bilden zur ersten tristen Hälfte, einen extremen Kontrast. Denn danach übernimmt Disturbed-Sänger David Draiman das Mikro und drischt zusammen mit Megadeth das Stück zu Ende.
Kommen wir nun zu "Beginning of Sorrow": Wie auch auf "Burn!" schaffen Megadeth hier den perfekten Spaghat zwischen Hard Rock und Heavy Metal. Leider ist das Stück gegen Ende wieder sehr repetitiv, womit Megadeth das Potential dieses genial Stücks leider nicht ganz genutzt haben.
Dafür zeigen sich Megadeth auf "The blackest Crow" von einer ganz neuen Seite: Mit Banjo und Streichern wird ein wieder treibendes Rockstück eingeleitet, dessen Riff sich komplett durchzieht. Wie auch "Off the Edge" hält sich "The Blackest Crow" trotz der anfänglichen Glanzleistung nicht lang genug gut und ist weder abwechslungsreich, noch richtig eingängig.
"Forget to remember", wieder im Rockstil, zündet vorallem ab dem Chorus. Dave singt hier auch um einiges kräftiger als in manch anderen Liedern auf diesem Album. Am Ende hat man von dem mehrfach als schlecht abgetanen "Forget to Remember" ein Ohrwurm. Soviel also zu der mangelnden Qualität. Das Lied wurde übrigens aus einem persönlichen Anlass geschrieben. "Forget to remember" ist an seine an Demenz leidende Mutter gerichtet. Die Lyrics sind sehr berührend und in den Chorus könnte man sich auch emotional sehr reinsteigern.
"Don't turn your Back" knallt in alle Richtungen! Megadeth gehen hier in weiten Teilen thrashig zu Werke. Aber was ich mir hier auf keinen Fall antun kann ist der schreckliche Gesang im Chorus. Hätte man den weggelassen oder mit was Anderem ersetzt, wäre "Don't turn your Back" auf dem gleichen Level wie "Kingmaker".
Was mir allerdings nicht so gefällt, ist das Thin Lizzy cover "Cold Sweat". Sie haben zwar vor 30 Jahren immer wieder mal einen Song gecovert und auf die Platte getan, das fand ich aber schon früher überflüssig. Megadeth sind nicht Judas Priest, und das einzig passable Cover fand ich bisher "Anarchy in the UK".von den Sex Pistols. Das macht aber auch Laune, deshalb fand sich dieses zurecht eine Zeit lang in diversen Setlists ihrer Auftritte wieder.
Was haben wir also auf "Super Collider"? Nun kann ich, wie auch auf all den anderen Megadeth-Alben sagen: wer das Album hier komplett grottig findet, der irrt sich. Es ist ein weiteres vielschichtiges Album geworden und erinnert mich besonders an "The System has failed", denn wie auch jenes Album, knüpft "Super Collider" an eine Menge Richtungen an, in die sich Megadeth mittlerweile entwickelt haben. Wir haben hier Rockstücke, wie auch schwere Metalsongs und stellenweise sogar harte Thrasher. In diesem Sinne kann ich, wie auch auf "The System has failed", das gleiche Resümee ziehen.
In diesem Fall empfehle ich auch mal die Rezensionen in den Metal Archives. Lese ich dort zwar meist bei Alben, die nicht wie von Satan persönlich geschrieben klingen, gleich Romane darüber, dass dieses Zeug der letzte Dreck ist und alle Musiker der Band dafür sterben sollten, haben sich diesmal ganz vernünftige Schreiberlinge engagiert. Am Ende erkennt man bei den 30% und 40% Punkte Rezensionen, dass die Autoren das Album eigentlich besser finden, als sie es mit ihren Punkten bewerten.
Punkte: 7.5 / 10