Manilla Road Crystal Logic (1983) - ein Review von Sgt. Kuntz

Manilla Road: Crystal Logic - Cover
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1 Review
59
59 Ratings
9.55
∅-Bew.
Typ: Album
Genre(s): Metal: Epic Metal, Heavy Metal


Sgt. Kuntz
30.11.2011 20:08

“I’ve a feeling we’re not in Kansas anymore“ ist der berühmteste Satz beim “Zauberer von Oz“, und der gilt erst recht, wenn man ins phantastische Land Oz nicht durch einen Tornado gebracht wird, sondern es lediglich einer speziellen LP der Herren aus Wichita, Kansas bedarf. Denn von allen MANILLA ROAD-Alben eignet sich “Crystal Logic” bis heute am ehesten, Skeptiker und Nicht-Kenner von der einzigartigen Qualität der Band zu überzeugen. Einfach weil es sich als am leichtesten zugänglich bewährt hat, einen sofort verzaubert und dabei auch von Alt-Fans, die auch alle anderen Werke auswendig kennen, zumindest als würdiger Anwärter auf die Position des Lieblingsalbums akzeptiert wird; das will schon was heißen.

Ursprünglich erschien das Album als letztes der ersten drei Werke auf dem eigenen Label Roadster Records und drei Jahre später auf dem französischem Black Dragon Records auch in Europa. Viele werden bisher aber nur mit der CD-Version vertraut sein, auf der das kongeniale “Flaming Metal System“ sich ganz hervorragend in das Songgefüge eingliedert, was auch in dieser Version zum Glück beibehalten wurde. “Dreams Of Eschaton“ muss ganz einfach den Abschluss bilden, und dabei blieb es auch. Zusammen mit dem neu gestalteten Gatefold-Cover würde ich das auch als Hauptgrund für die Anschaffung dieser Neuauflage ansehen, für diejenigen, die bereits eine der beiden LP-Versionen ihr Eigen nennen. Beides eigentlich keine Raritäten, aber dennoch für den Normal-Käufer langsam aber sicher kaum mehr finanzierbar.

Für den musikalischen Beschrieb muss ich diesmal etwas tricksen und den einen Song herausnehmen, der für mich als einziger keinen Klassiker-Status einnimmt: Das kann natürlich nur “Feeling Free Again“ sein, das halt eher konventionell hardrockig aufgemacht ist und auch textlich nicht so recht in das episch-dramatische Konzept passen will, ein bisschen so, als hätte sich ein Kölner Karnevalist auf den Wiener Opernball verirrt. Erst wenn man sich diesen Sonderling mal wegdenkt, kann man mit gutem Gewissen anfangen, den Rest in den höchsten nur vorstellbaren Tönen zu loben. Da hätten wir mit dem eingängigen, dynamischen Hit “Necropolis“ einen idealen Opener und Live-Klassiker. Außerdem “Flaming Metal System“, eine der schönsten Huldigungen an unser geliebtes Genre oder das schwere, getragene “The Veils Of Negative Existence“, das an Dramatik eigentlich nicht mehr steigerbar ist, wenn jeder Stubenhocker bei der Textstelle “i will never put my sword down, i will never run away“ für einen Moment in die Rolle des letzten Spartaners schlüpfen darf. Der ebenfalls famose Titeltrack dagegen gibt mit dem pro-christlichen Text und dem Slogen “there’s good and there’s evil – there’s no in between“ einigen schwer zu denken, das könnte man aber auch auf die Reaktion auf die Band selbst umdeuten – entweder man liebt die Truppe um den virtuosen Paladin in Gestalt von Mark Shelton oder man blickt verständnislos auf die bedingungslose Verehrung, die man wirklich selten in dieser ausgeprägten Form findet. Natürlich, nicht in den ganz großen Dimensionen, sondern halt in einem begrenzten Umfeld das Ganze, aber man darf nicht vergessen, der Achtungs-Erfolg, den die 00er CD-Version dieses Albums hatte, hat sicherlich seinen Teil zum Comeback im gleichen Jahr beigetragen und fiel nicht nur zufällig in die gleiche Zeit, in der dank Internet auch an einigen anderen vergessenen Helden wieder ein wenig mehr Interesse entstand.

Die Frage, ob totale Perfektion hier erreicht wird oder nicht, und ob jetzt eine neun, neuneinhalb oder zehn von zehn als Benotung herausspringt, das kann den Epic Metal-Fans so egal sein wie die aktuellen Singlecharts. Hier geht es darum, Musik zu würdigen, für die es keinen Marketing-Plan gibt, keine relevante Konsumgruppe und bei der man zur Not mit dem Beten anfangen würde, dass es die Songs niemals als Neueinspielungen geben möge. Hier werden alle üblichen Einordnungen gesprengt, und wir schließen sinngemäß mit den Worten Victor Hugos ab: “die Schönheit ist das Endziel der Wahrheit, so wie das Ideal der Höhepunkt der Logik sei“ – damit meinte er zwar die Französische Revolution und keine Epic Metal-Werke, aber uns bringt die "Crystal Logic" dem gewünschten Ideal auf jeden Fall verdammt nah.


Sgt. Kuntz

Punkte: 10 / 10


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