Magma Simples (1998) - ein Review von Shyclad

Magma: Simples - Cover
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7.50
∅-Bew.
Typ: Compilation/Best-Of
Genre(s): Rock: Jazz Rock, Progressive Rock


Shyclad
03.10.2017 13:36

Zuerst zu den Fakten:
Bei dieser CD handelt es sich um eine Zusammenstellung einiger 7" Singles, die zwischen 1971 und 1974 erschienen sind (auf denen Magma mit teils neuen, teils bekannten - aber stark bearbeiteten - Stücken zeigen wollten, dass sie auch fähig sind, in bis zu 5 Minuten auszudrücken, wofür sie sonst oft 10 bis 40 Minuten brauchen).
Von den erwähnten Singles gab es in der ersten Hälfte der 70er Jahre meines Wissens 4 Stück - warum davon die erste ("Kobaïa / Müh", 1970) gar nicht bei dieser Compilation berücksichtigt wurde, kann ich nur vermuten. Vielleicht besitzt die Band sie selbst nicht mehr - die Original-Singles sind nämlich sehr rar und die Aufnamen auf dieser CD stammen auch nicht von den (vermutlich verloren gegangenen) Masterbändern, sondern direkt von den alten Vinyl-Singles, weshalb teilweise auch Geknister zu hören ist (am stärksten bei "Mekanik Kommandoh" und "Mekanik Machine", ansonsten fällt es nicht wirklich auf). Leider fehlt auch noch die B-Seite der "Mekanik Machine" Single ("Köhnarkösz Part 2"), vielleicht, weil die zweite Seite der Single, von der hier das erste Stück genommen wurde, so stark beschädigt war, dass es einfach weggelassen werden musste (nur meine Vermutung), vielleicht aber auch, weil es sich hier wohl tatsächlich nur um einen reinen Zusammenschnitt der Albumversion handelt und nicht um eine alternative Aufnahme, was natürlich keinen so großen Mehrwert bedeutet (wäre trotzdem nicht uninteressant gewesen, die gekürzte Version mal zu hören).

Hier wurde also einiges verschenkt, man hätte bei Verwendung der kompletten Singles aus der Zeit wohl immerhin über eine halbe Stunde Musik auf dieser CD gehabt, anstatt nur gut 20 Minuten.
Der Sound ist von den erwähnten Nebengeräuschen abgesehen allerdings ziemlich gut, auf jeden Fall um ein Vielfaches besser als der auf "Inédits" und auch als bei den (teilweise gar nicht schlecht klingenden) Archivaufnahmen von Konzerten der Band!

Nun zur Musik:
Mit "Hamtaak" bekommt man einen kurzen, recht schnellen Song, bei dem mich zwar einzelne Passagen leicht an etwas vom ersten Album erinnern, aber das meiste doch unbekannt klingt (vielleicht wurde da auch nur etwas so sehr umarrangiert, dass ich es noch nicht wiedererkannt habe). Vor allem der Schluss mit Vanders irren schreien (in denen er das vorher zu hörende Saxophon nachahmt) macht durchaus Spaß!
"Tendeï Kobah" klingt dann sehr nach einer einfach nur deutlich gekürzten Version von "Kobaïa" vom Debütalbum (ist aber den Angaben nach 1971 neu eingespielt worden) und ist daher nicht so interessant - außer dem Fakt, dass es auch in dieser nicht einmal 3-minütigen Version durchaus funktioniert.
"Mekanik Kommandoh" ist dann wieder wirklich interessant - "Mekanïk Destruktïw Kommandöh" in nur gut 5 Minuten (eingespielt 1972, also noch vor dem gleichnamigen Album)! Das Tempo ist hier im Gegensatz zum Album durchgehend gleich, die Abwechslung (auch rhythmisch) ist aber genauso vorhanden (die meisten der 7 einzelnen Parts wurden hier auch berücksichtigt) und gerade der Anfang wirkt stilistisch so dermaßen anders, dass man schon fast von einem neuen Stück sprechen kann - der hat hier nämlich einen Samba-Rhythmus! (Vergleiche hiermit auch die frühe Live-Version des Stücks auf "Concert 1971: Bruxelles - Théâtre 140", wo das ebenfalls so ist, nur dass das Stück da immerhin schon 17 Minuten ging).
"Klaus Kombalad" ist dann quasi die Schlussmelodie aus "Rïah Sahïltaahk", rhythmischer dargeboten und auf viereinhalb Minuten ausgedehnt. Durch sich im Verlauf des Stückes verändernde/erweiternde Instrumentierung hat man hier eine langsam fortschreitende Steigerung eingebaut - auch schön!
Mit "Mechanik Machine" ist noch ein exklusives Stück vertreten, das stilistisch sehr an "Köhntarkösz part 2" erinnert und auch im selben Jahr eingespielt wurde (wie oben schon erwähnt, war die hier leider nicht enthaltene B-Seite dieser Single auch eine Kurzversion von "Köhntarkösz pt. 2"). Es wird von einem knarzigen Bass dominiert und vermittelt eine eher düster-dramatische Stimmung, verdichtet sich gegen Ende durch ein chaotisches Gitarrensolo schon fast zu reinem Krach - eine der aggressivsten Studioaufnahmen der Band (das Stück wurde übrigens von [AID355462] Jannick Top [/AID] komponiert und ist auch in einer vier Minuten längeren (ebenfalls 1974 aufgenommen) Version auf seiner Compilation "Soleil d'Ork" zu finden)!

Hier haben wir also insgesamt 4 "neue" kurze Stücke, die den Stil von Magma in einer komprimierten Form präsentieren ("Tendeï Kobah" außen vor gelassen, da hier nichts umarrangiert wurde und es nur wie eine zusammengeschnittene Fassung des Openers vom Debüt und somit absolut nicht neu klingt).
Der Musik selbst würde ich locker 8,5 Punkte geben - aber da diese Veröffentlichung so lieblos wirkt (nicht alle existierenden Single-Songs wurden berücksichtigt, Knack- und Knistergeräusche von den Vinylaufnahmen nicht rauseditiert, hässliches Cover, nur einfach aufklappbar) und sie trotzdem zu einem normalen Albumpreis verkauft wird/wurde, gibt es leider Punktabzug!
Wer nur nach den großen Epen von Magma giert, kann sich diese CD sparen, wer aber alles Erhältliche an verschiedener Musik von der Band haben möchte, kommt daran wohl nicht vorbei und die Anschaffung lohnt sich meiner Meinung nach deutlich mehr als die des regulären Albums "Merci", da man hier wenigstens noch den für die Band typischen Stil geboten bekommt (wenn auch in ungewohnt kompakter Form)!

Punkte: 7.5 / 10


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