So ein dämliches Intro gab es meiner Erinnerung nach noch in keinem seiner Alben. Wenigstens legt er dann auf "Der letzte meiner Gattung" richtig los, auch wenn man bei dem Orgelbeat und dem Anfang "arme hoch, der Heiland ist hier!" erstmal ein wenig verwundert ist. Aber in ein einhalb Minuten gibt es dafür Savas in Höchstform.
Gegen Selbsthuldigungen kann man im Rap leider nichts mehr machen, allerdings fragt man sich schon, was einem durch den Kopf geht, wenn man sowas wie auf "und dann kam Essah" verzapft. Gegen diesen Track wirkt sogar Kollegah bescheiden, zumal dieser Track einfach nur ein narzisstische Story ist.
Dann erzählt Savas weiterhin auf dem Titeltrack, was er in seinem Leben bisher alles erreicht hat. Im Refrain gibt es einen kleinen Beitrag von Xavier Naidoo. Wäre ja nicht so schlimm, wenn das alles wenigstens ein wenig mehr Spannung hätte. Nur gibt es eben auch hier diese altbackenen Beats und diesen uninspirierten einfachen Text von Savas. Dieses "schaut, was ich erreicht hab, niemand kann mir das Wasser reichen!" konnte er früher schon besser verpacken. Unterhaltung sucht man hier vergebens, aber es ist gut, wenn man sich gerne wie ein Frührentner fühlen will.
So auch auf "Nie mehr gehen". Der Refrain wird hier gesungen und das ist eigentlich auch das Einzige, was nach dem hören im Ohr geblieben ist. Ein ziemlich mieser Ohrwurm.
"Nichts bleibt mehr" beginnt mit einer Erzählung von Savas' Vater auf türkisch. Diese handelt von einem Fisch, der auch in einer Strömung schwimmen muss und seine Angst manchmal zu überwinden hat, wenn er überleben will. Dann hört man einen Chor und kurz darauf setzt Savas ein. Hier hat Savas etwas richtig Gutes geschaffen, zumal man auch in seinem Text hört, dass er sich mit Spirituellem und Philosophischem beschäftigt.
Danach knallt es ordentlich. "Optimale Nutzung unserer Ressourcen" zeigt Savas wieder als den Battlerapper der alten Zeit. Hier zog er alle Register. Sein reißender Flow gepaart mit Wortwitz und zweideutigen Vergleichen. Das ist das Nonplusultra seines heutigen Schaffens.
Im nächsten Track wird mal von etwas anderem erzählt. Savas huldigt hier diesmal nicht seinen alten Freunden, oder irgendwelchen Kollegen, sondern er erzählt von seiner Stimme. Mag manchmal etwas lächerlich klingen, aber wenigstens mal was Neues.
"Stampf" hat ein paar aggressive Züge, die mit dem monotonen Beat untermauert werden. Es ist eine Mischung aus Battletrack und irgendwelchem abstrakten Gefasel, besonders in der 2. Strophe. Insgesamt rauscht der Track einfach an einem vorbei.
Natürlich durfte auf so einem Album kein Track mit dem Namen "King of Rap/ein Wunder" fehlen. Der Beat erinnert ein wenig an die der 90er und auch Savas schaltet bei seinem Flow einen Gang runter und legt dafür gewichtiger Wert auf die Vergleiche und Reime. Dieses Stück bringt das Gefühl der alten LMS-Zeit zurück. Ohne den lächerlichen Refrain wäre der Track perfekt geworden.
Auf "Echo" versucht sich Banjo am Doubletime und legt insgesamt einen soliden Part hin. Ein trister Beat und ein Savas, der wie von der Tarantel gestochen fast ohne Pause durchrappt. Da kann auch der Refrain nicht viel kaputt machen.
Zum Schluss hat Savas sein altes Lied LMS ausgegraben. Naja, er hat das Lied selbst nicht neu aufgenommen, lediglich das Kürzel neu verwendet. LMS heißt diesmal "Last Man Standing" und ist mit Xavier Naidoo, der dazwischen ein wenig jodelt und die Hook singt, während Savas zum Schluss wieder alle Register singt. Kein schlechter Track, aber nach den überragenden vorangegangenen Stücken auch kein würdiger Abschluss.
Die erste Häflte des Albums war ziemlich schwer hörbar. Savas hat sich ohne großartigen Witz oder Authentizität zu sehr hochgelobt und als Messias des Raps gerühmt. Ab dem 6. Track ging es dann bergauf mit dem Album und man konnte Savas in Topform erleben. "LMS 2010" war dann zwischen dem schlechten Anfang und dem guten Ende.
Daher gibt es 5 Punkte für den Versuch erwachsen zu wirken und gleichzeitig Facetten aus seiner Zeit als junger Rapper wieder aufleben zu lassen.
Punkte: 5 / 10