Once upon a time there was a naughty little schoolboy. He and his gang were always playing tricks on the teachers and bullying other children in the school. One day he got himself into very serious trouble with a naughty schoolgirl and he was sent to the Headmaster who decided to disgrace the naughty boy and his gang in front of the whole school.
After this punishment the boy turned into a hard and bitter character. Perhaps it was not the punishment that changed him but the fact that he realised people in authority would always be there to kick him down and the Establishment would always put him in his place. He knew that he could not change the past but he vowed that in the future he would always get what he wanted. The naughty little boy grew up... into Mr Flash.
- vom Back Cover
So, damit wäre bereits geklärt was von Anfang bis Ende inhaltlich passiert. Das ist aber garnicht so sehr wichtig wie bei den vorangegangenen Alben, denn viele der Lieder von Schoolboys in Disgrace können auch sehr gut für sich stehen, ohne Kontext.
Das Album wird eröffnet durch das verklärende 'Schooldays' – Mr. Flash wünscht sich in die Schulzeit zurück, trotz der jugendlichen Dramen. Danach wird es schon zum ersten Mal so richtig Hitverdächtig. 'Jack the Idiot Dunce', ein äußerst beschwingtes, fröhliches Lied über Mobbing. Es hat eine etwas seltsame inhaltliche Wendung, aber die macht es umso interessanter. Die Kinks in Bestform, ich liebe das Lied. Es folgt ein siebenmütiges Pamphlet für Bildung. 'Education' braucht soviel Zeit, weil es sich, beginnend mit den Höhlenmenschen erst durch die gesamte Menschheitsgeschichte hangelt und die Wichtigkeit von Bildung veranschaulicht, um dann Weise darauf hinzuweisen, dass man zwar alles mögliche lernen kann, aber dadurch auch nicht viel mehr über das Mysterium des Lebens weiß - „No you can't tell me why I am“. Man glaubt während der sieben Minuten diverse Lieder gehört zu haben, tatsächlich aber ist dies ein beeindruckendes Zeugnis einer großen Kompositionsgabe. Anschließend wird diese Methode in 'The first time we fall in love' auf die Spitze getrieben. Balladesker Anfang, hereinbrechende Gitarren und eine spannende Mischung aus Ray Davies' 'normaler' Stimme und Kopfstimme, inkl. jede Menge Background-Lala und hinreißender Klavierbegleitung. Man merkt, dieses Lied ist ebenfalls sehr weit oben bei meinen Favoriten.
Durch Seite A sind wir jetzt durch, d.h. jetzt geht’s unweigerlich bergab mit dem schönen Schülerleben. Nach der großen Liebe kommt, wie könnte es anders sein, die große Enttäuschung. Hach. 'I'm in Disgrace' ist ganz ähnlich gestrickt wie das Lied davor, und mindestens genauso gut. Nein, 'gut' trifft es nicht. Es ist wundervoll und geht mir wie einige andere Lieder dieser Platte nicht aus dem Kopf. An dieser Stelle erreicht meine Begeisterung ihren Höhepunkt, was nicht heißt dass ab hier das Album schlecht ist, denn auch das folgende 'Headmaster' macht Spaß. Es wieder so ähnlich aufgebaut – langsamer Anfang mit plötzlicher Steigerung durch scharf einsetzende Akkorde auf verzerrter E-Gitarre. Ich mag ja Gitarrengefrickel nicht – Fans davon kommen sicherlich auf ihre Kosten, aber für mich bekommt das Lied dadurch unnötige Längen. Trotzdem, großartig.
Nach der Verteidigung vor dem Direktor antwortet selbiger nun in 'The Hard Way' mit Unverständnis und macht ihn vor versammelter Schülermeute zur Sau. Er muss gehen. 'The last Assembly' sticht musikalisch etwas heraus, weil es eher wie ein Werk von Robert Burns klingt. Fürs Album sehr gut mal wieder Abwechslung zu haben, aber für sich betrachtet eher das schwächste Lied, auch wenn das bei dem hohen Niveau natürlich relativ ist. Das letzte Lied ist nochmal besonders interessant – 'No more looking back' ist nicht nur das poppigste von allen, in seiner allgemein gehaltenen Botschaft nach Vorne zu schauen und nicht immer an Verflossene aus der Vergangenheit zu denken kommt es auch universeller als der Rest daher und bildet damit einen gelungenen Abschluss mit wertvoller Aussage. Irgendwie lässt sie sich auch sehr gut auf das Kinks-Werk beziehen – endet damit doch die fast 10jährige Phase von Konzeptalben. Es wird etwas ganz anderes folgen.
Viele mögen Schoolboys in Disgrace nicht sonderlich, aber für mich ist es, unterm Strich, fast mein Lieblingswerk von den Kinks aus dem umfangreichen Schaffen der 70er Jahre. Es vereint viele Qualitäten, und hat, so im Nachgang betrachtet, fast keine Schwächen. Und ich kann es mir immer und immer wieder anhören.
Erstveröffentlichung: www.tantepop.de/2013/03/album-fur-album-kinks-schoolboys-in.html
Punkte: 10 / 10