Katatonia Dead End Kings (2012) - ein Review von noiseagain

Katatonia: Dead End Kings - Cover
4
4 Reviews
42
42 Ratings
8.40
∅-Bew.
Typ: Album
Genre(s): Metal



29.08.2012 16:44

Mein Review für Powermetal.de vom 17.08.2012

KATATONIA – das ist für mich eine Herzensangelegenheit. Seit der Ankündigung von "Dead End Kings" schweifen die Gedanken immer wieder zurück. Ich erinnere mich an das Jahr 2001, als KATATONIA mit "Last Fair Deal Gone Down" erstmals ihr dunkles Licht in meine Musikwelt streuten. Ich was nachhaltig ergriffen von dieser traurigen Musik, geprägt von Anders Nyströms sogenannten - an Greg McIntosh (PARADISE LOST) angelehnten - sorrow Leads und der zerbrechlichen Stimme des Jonas Renkse. Ich erinnere mich, wie mit "Viva Emptiness" eine vermeintliche Liebe in die Leere floss, ich erinnere mich wie "The Great Cold Distance" genau in eine Zeit fiel, in der es einen Einschnitt in mein gewohntes Leben gab und ich erinnere mich, wie ich KATATONIA für eine Zeit lang vergaß bis das geniale "Night Is A New Day" die Schweden mit voller Wucht in mein musikalisches Universum zurückbrachte. Seitdem liebe ich sie mehr denn je!

Auch bei KATATONIA hat sich vieles getan. Die Norrman-Brüder (Frederik Norrman – Git; Mattias Norrman - Bass) haben die Band verlassen. Dies ist für viele zwar nur eine Randnotiz, für echte Fans aber doch bitter, denn insbesondere Frederik hat mit seinem Gitarrenspiel jede Menge Gefühl in die Lieder gebracht. Die neuen Mäenner Per Eriksson (Git) und Niklas Sandin (Bass) haben sich live jedoch schon bewiesen und bringen KATATONIA etwas mehr Rock 'n' Roll/Metal-Feeling auf die Bühne.

Doch nun lasst uns endlich über "Dead End Kings" reden. "Dead End Kings"! Je länger ich darüber nachdenke, desto genialer finde ich den Namen. Wer oder was sind die "Dead End Kings"? Sind KATATONIA sie? Sind wir sie? Bin ich einer? Ich kann es kaum erwarten, die Textblätter vor mir liegen zu haben, um dies zu erkunden. Im Video zu 'Dead Letters' bekommt man zumindest schon einmal einen Vorgeschmack auf das Artwork von Travis Smith, das die düstere Musik der Katas wieder einmal perfekt bildlich auszudrücken vermag.

Und wie ist die Musik? Nun, wir ihr schon ahnt, ist mir hier eine nüchterne Betrachtungsweise ganz und gar unmöglich, denn schon nach dem ersten Lied 'The Parting' ist mir klar, dass ich hier wohl das Album des Jahres höre. Der Sound, die Atmosphäre, die Stimme, das kunstvolle Arrangement, alles in der Musik geht zutiefst unter die Haut und trifft bei mir einen tief verborgenen Nerv, der Ekstase hervorruft. Wobei Ekstase eigentlich das falsche Wort ist, denn die Musik ist wie schon immer bei KATATONIA sehr schwermütig, dabei auch etwas entrückt und dennoch meistens mit einer schweren Härte versehen. Und dennoch ist noch etwas anderes, etwas Neues dazugekommen: Der König im Namen deutet es schon an, KATATONIA sind zu Herrschern geworden. Sie haben sich irgendwie zu Königen über ihre Traurigkeit gemacht, denn diesmal beschreiben sie nicht nur die Traurigkeit, nein, sie erheben sich nun über sie. Sie kennen nun alle ihre Facetten, sie leuchten ihre Graustufen aus und füllen diese mit Farben. Somit orchestrieren sie die Traurigkeit und erschaffen mit ihrer Musik eine neue Art der Melancholie, die sie (musikalisch) im Griff haben und artistisch ausgestalten können. Deshalb erhebt sich KATATONIAs Musik bei "Dead End Kings" ein für alle Mal zur Kunst.

Versteht mich hier einer?

Nun, um es etwas deskriptiver auszudrücken: KATATONIA gehen den Weg, den sie mit "Viva Emptiness" begonnen und mit "Night Is A New Day" vorläufig abgeschlossen haben, konsequent weiter. Das heißt aber auch, dass die Mittelphase von "Discouraged Ones" bis "Last Fair Deal Gone Down" mit ihren recht einfach strukturierten und eingängigen Mitsingsongs wie 'Deadhouse', 'I Am Nothing' oder 'Teargas' spätestens jetzt endgültig vorbei ist. Denn noch mehr gehen Schweden in die Richtung subversiver Rockbands wie TOOL, neuerer PORCUPINE TREE oder den leider viel zu früh begrabenen OCEANSIZE, ohne aber auch nur einen Zentimeter ihrer katatonischen Identität einzubüßen. Keine Band kann moderne, tiefergelegte Gitarren so subtil in mittlerweile hochkomplexe rhythmische Rochaden einbetten, dass sie niemals das Klangbild dominieren und dennoch fett klingen, keine Stimme kann die stille Traurigkeit sowie die Weisheit, die man daraus schöpft, so ausdrücken wie Jonas Renkse und somit ist das Potenzial der Musik, unter die Haut zu gehen, einzigartig. Ja, so Songs wie den Opener 'The Parting' oder den Schlusspunkt 'Dead Letters' (die man vielleicht noch am ehesten mit etwas Fantasie mit dem Attribut 'eingängig' behaften kann) KÖNNEN in dieser Welt einfach nur Renkse und Nyström schreiben. Und zwischen diesen beiden gigantischen Eckpfeilern reiht sich ununterbrochen weiteres Zehnpunktematerial.

The 'One You Are Looking For Is Not There' mit Vokalunterstützung von THE GATHERING (Silje Wergeland), 'Hypnone' mit seiner schlichten wie genialen Pianomelodie, die durch komplexe OCEANSIZEige Drumpatterns umspielt wird, das fast trip-rockige 'The Racing Heart' und und und...

Damen sowie Herren, das ist von vorne bis hinten genial und jeden Song könnte ich in eine Endlosschleife schicken, er würde niemals an Faszination verlieren. "Dead End Kings" ist mehr als ein würdiger Nachfolger von "Night Is a New Day", es wird vielleicht einer DER Meilensteine des modernen Prog werden!

Punkte: 10 / 10


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