Judas Priest Angel Of Retribution (2005) - ein Review von Monolith

Judas Priest: Angel Of Retribution - Cover
1
1 Review
68
68 Ratings
8.32
∅-Bew.
Typ: Album
Genre(s): Metal: Heavy Metal
Rock: Hardrock


Monolith
15.10.2013 09:42

Ziemlich paradox: da hat eine Band mal eine Chance die 1:1 Kopie ihres ehemaligen Sängers zu erhalten, der um die 18 Jahre jünger ist als dieser und noch eine ziemlich kräftige und frische Stimme besitzt, schon wird dieser nach einiger Zeit wieder gegen das veraltete Original ausgetauscht. Wozu eine Band nicht alles durch schlechte Verkaufszahlen verleitet wird...

Zum Album: es war klar, dass Judas Priest mit Halford wieder zu ihren alten Glanztaten zurückkehren: Schluss mit Industrialelementen, modernem Metal und Groove-Experimenten. Wenn man sich einmal das Album durchgehört hat, merkt man unverkenntlich, dass sie auf "Angel of Retribution" eine Art Querschnitt durch ihr bisheriges schaffen gemacht haben, zumal die Kreatur auf dem Cover wie der Painkiller in Frontansicht aussieht.

Schon "Judas Rising" hat wohl jedem Fan der bisherigen Priest das Herz wieder höher schlagen lassen. Der Titel klingt wie ein Saitenhieb an die Tim Owens-Ära der Band und das ganze Lied ist ganz in der Machart der "Painkiller"-Stücke. Dass Halford allerdings in die Jahre gekommen ist hört man klar heraus. Schluss mit den hohen Schreieskapaden, die man noch zur Zeit von "Heavy Metal", "Metal Meltdown" oder "One Shot at Glory" gewohnt ist. Hohe Töne hört man lediglich im Hintergrund und auch nur bedingt.

Bei "Deal with the Devil" kamen mir gleich "British Steel", "Screaming for Vengeance" und "Defenders of the Faith" in den Sinn. Eine Midtempohymne, die die 80er Merkmale Priests besitzt, unter anderem kräftiger Gesang Halfords, gute Gitarrenarbeit und wildes Drumming.

"Revolution" hingegen hätten sie sich sparen können. Der Bass am Anfang klingt ja noch gut, das danach klingt allerdings langweilig und uninteressant. Lahmes Drumming, sehr selten Gitarreneinsätze, schlechte Lyrics und ein Refrain, den man aus "Point of Entry"/"Turbo"-Zeiten kennt, und damit meine ich nicht von Stücken wie "Heading Out to the Highway", "Solar Angels" oder "Reckless", sondern "You Say Yes", "Parental Guidance" und "Don't Go".

Mit "Worth Fighting For" hauen Priest dann wieder einen guten Rocker raus: ein Lied mit melodischen Gitarren, kräftigem Bass und sehr schönem Gesang, einfach ein Stück der Old School Marke mit Ohrwurmfaktor.

Auf "Demonizer" legen dann Priest los, wie lange nicht mehr und ich denke der aus dem Lied entnommene Vers "the Painkiller rises again" sagt schon alles. Alte Priestanhänger mögen mich dafür jetzt jagen, aber für mich klingt das, als wollten Priest die Wucht und Finesse von "Painkiller" mit ein wenig "Jugulator" vermischen. Zumindest kommt es mir beim Introriff und bei manchen Gesangspassagen so vor.

"Wheels of Fire" trägt die Merkmale von "Hell Bent For Leather/Killing Machine" und "British Steel", das Stück ist ein eingängiges kräftiges Midtempostück mit allem, was ein gutes Prieststück braucht.

Dann machen Priest mit einer netten kleinen Ballade weiter. "Angel" soll uns seine "Sad Wings" umlegen und uns vor der "World of Sin" schützen. Solche Anspielungen auf ehemalige Alben, oder auch Songtitel, gibt es zuhauf in den Liedern auf diesem Album. Zurück zu Angel: dieses Stück ist musikalisch von der ähnlichen Machart wie "Beyond the Realms of Death", was denke ich genug aussagt.

Der Opener von "Hellrider" ist wieder ein episches Solo, das dann in ein galoppierendes Riffing übergeht und spätestens beim Refrain zumindest mich an "Night Crawler" erinnert.

Mit "Eulogy" sind wir dann fast am Ende unserer Reise mit dem Engel der Vergeltung angelangt. Keine Gitarren, kein Schlagzeug sondern ein beruhigendes Piano, auf dem Halford erzählt, was uns auf dem nächsten Stück erwartet.

Das war eigentlich schon beim Namen klar: Das letzte Lied des Albums handelt von "Lochness", mit 13:30 das längste Stück das Priest je geschrieben haben. Nach einem ruhigen Intro kreiert das Gitarrenduo Tipton/Downing dann ein Riff, das für mich zumindest klingt, als wollten sie das tobende Wasser beim Erwachen der Bestie vertonen. Zudem hört man manchmal eine Orgel im Hintergrund und auch die Soli durften diesmal nicht fehlen, sowie ein Refrain, der einem Gänsehaut bereitet. Alles in allem ist das doch zu wenig für dreizehn einhalb Minuten. Diese gehen eigenartigerweise zwar sehr schnell vorüber, doch am Ende bleibt umso mehr die Frage, ob das etwa wirklich schon alles war. Es klingt wie ein typischer Priestsong, der nur ziemlich in die Länge gezogen wurde. Anstelle dessen hätten Priest doch lieber drei kurze Stücke schreiben sollen, davon hätten wir dann doch mehr gehabt.

Angel of Retribution dürfte wohl das sein, was jeder Priestfan sich gewünscht hat. Die, die die Alben mit Owens nicht mochten werden das sogar als "Angel of Reanimation" bezeichnen, hat das Album doch alles, was man von Priest erwartet. Zum Neuzeitklassiker wird das Album jedoch nicht mutieren, da sich Priest hier viel zu sehr auf die Erwartungen der Fans beschränkt haben, anstatt Risiken einzugehen und ihre Musik vielleicht doch nochmal neu zu definieren, denn offensichtlich gibt es nicht wirklich Neues, wenn einem in fast jedem Lied alte Klassiker der Band durch den Kopf gehen.

Punkte: 8 / 10


Warum sind die Cover-Bilder verpixelt?

Bedankt euch bei deutschen Abmahn-Anwälten

Leider passiert es immer wieder, dass Abmahnungen für angebliche Copyright-Verletzungen ins Haus flattern. Ganz häufig ist es der Fall, dass auf dem Frontcover ein Foto oder eine Grafik eines Fotografen oder Künstlers genutzt wird, was dann nur mit dem Namen der Band und dem Titel des Albums versehen wurde. Das ursprüngliche Foto/Kunstwerk ist somit immer noch sehr prominent zu sehen. Die Abmahner nutzen zumeist automatisierte Prozesse, die das Netz nach unlizensierten Nutzungen der Werke ihrer Mandanten durchsuchen und dabei Abweichungen bis zu einem gewissen Prozentgrad ignorieren. Somit gibt es also häufig angebliche Treffer. Obwohl das Foto/Kunstwerk von den Plattenfirmen oder Bands ganz legal für die Veröffentlichung lizensiert wurde, ist dies den Abmahnern egal, ganz oft wissen die ja nicht einmal, was für eine einzelne Veröffentlichung abgemacht wurde. Die sehen nur die angebliche Copyright-Verletzung und fordern die dicke Kohle.

Da Musik-Sammler.de nachwievor von privater Hand administriert, betrieben und bezahlt wird, ist jede Abmahnung ein existenzbedrohendes Risiko. Nach der letzten Abmahnung, die einen 5-stelligen(!) Betrag forderte, sehe ich mich nun gezwungen drastische Maßnahmen zu ergreifen oder die Seite komplett aufzugeben. Daher werden jetzt alle hochgeladenen Bilder der Veröffentlichungen für NICHT-EINGELOGGTE Nutzer verpixelt. Wer einen Musik-Sammler.de Nutzeraccount hat, braucht sich also einfach nur einmal anmelden und sieht wieder alles wie gewohnt.