Jag Panzer Ample Destruction (1984) - ein Review von Iron Angel

Jag Panzer: Ample Destruction - Cover
2
2 Reviews
56
56 Ratings
9.66
∅-Bew.
Aka: License To Kill
Typ: Album
Genre(s): Metal


Iron Angel
22.04.2012 20:56

JAG PANZER – Ample Destruction

„Flames light the sky“

In einer Zeit, in der Heavy Metal noch frisch und in den meisten Fällen auch aufregend war, machten sich auch vier Jungs aus Colorado auf, um die Musikwelt mit ihren Ergüssen zu bereichern.
Nachdem die Band ihren erstgewählten Namen gegen die Bezeichnung eines deutschen Kriegsgerätes, dessen Name von der englischsprachigen Zunge besser ohne „D“ ausgesprochen werden konnte (und man es wohl deshalb einfach wegließ), austauschte, sollte ihr direkt mit ihrem ersten Album der Einzug in die Heavy Metal-Annalen gelingen. Und zwar als Erfinder des Power Metals.

“No mercy for the weak!”

So galt (und gilt für viele immer noch – der Verfasser eingeschlossen) lange Zeit „Ample Destruction“ als DIE Definition von Power Metal. Das sollte sich erst in den 90ern ändern, als man dazu überging, vor allem europäische Speed-Bands als Power Metal zu bezeichnen, sofern nur irgendwo Fragmente von dem ausgemacht werden konnten, was JAG PANZER einst definiert haben. Mittlerweile ist gar soweit gekommen, dass jede Speedkitsch-Band einfach als Power Metal bezeichnet wird.

„So klang vorher noch keine Band...“

Das, was der Jagdpanzer 1984 mit „Ample Destruction“ geschaffen hat, ist allerdings meilenweit entfernt von dem, was sich heutzutage Power Metal dünkt. Meilenweit entfernt auch von dem, was die Band danach noch fabriziert hat. Schon Anfang der 90er fasste es Matthias Herr schlicht und treffend mit den Worten: „So klang vorher noch keine Band, so klang seitdem auch keine Band mehr, nichtmal der Panzer selber“ zusammen. Insbesondere der letzte Halbsatz sollte sich in den kommenden Jahren noch als düstere Prophezeiung erweisen. Damit sollen die guten bis sehr guten Alben der Reunion-Phase nicht geschmälert werden, aber sie sind alle nicht so durchweg martialisch und blutrünstig, wie es vielleicht im Angesicht einer als real empfundenen Bedrohung durch Atomkrieg in den waffenstarrenden 80ern bedingt werden konnte.

„Total destruction from the Panzer patrol“

„Ample Destruction“ beinhaltet nicht einen schwachen Ton. Durchweg kraftvolles Riffing & Drumming schafft eben dieses Grundgerüst, welches schnell genug ist, um eben nicht episch, sondern nur noch Power zu sein. Was jetzt nicht heißt, dass man episch gar nicht kann – die Überballade „The Crucifix“ und auch das balladeske „The Watching“ zeigen sehr deutlich Variationsmöglichkeiten auf.
Ebenfalls fällt sehr positiv auf, dass auch die Soli hervorragend ins Schema passen. Sie kommen immer passend, nicht zu häufig und vernichten nie die Atmosphäre, untermalen und bereichern sie vielmehr.
So toll die instrumentale Seite aber auch sein mag – ohne Conklins Stimme würde das Album nicht die Wirkung haben, die es hat. Conklin gehört zweifellos zu den Giganten unter den Sängern des Genres. Er ist in der Lage, mit solch erhabener Stimme zu singen, dass man ihn in einem Atemzug mit Dio oder Adams nennen kann. Der unglaublich starke Gesang von Conklin rundet das Gesamtbild somit auch perfekt ab. Wie bei so vielen Bands, so ist auch im Falle des Panzers der Sänger das Erkennungsmerkmal Nummer 1.
Um die überragende Qualität dieses Albums aufzuzeigen, bedarf es m.E. keines speziellen Anspieltipps, denn jeder einzelne Song wäre dazu geeignet. Meine persönlichen Lieblingsstücke variieren im Laufe der Zeit und momentan sind es „Warfare“ und „Cardiac Arrest“. Das unzweifelhaft massentauglichste Stück ist allerdings „The Crucifix“ – eine Ballade, wie man sie nicht besser machen kann, die allerdings den Grundtenor des Albums nur unterstreicht und nicht ausmacht.

Bewertung: 10/10


„Use all my metal power to give you a heart attack”

Kleiner CD-Überblick:

Barricade Records, 1989:
Die erste CD-Auflage. Stellte sich schon bald als Bootleg heraus und wurde damals, laut Angabe auf der CD, über SPV vertrieben. Ausgestattet mit dem Bonustrack „Black Sunday“, welcher zwischen die originale Tracklist eingeschoben wurde. Der Sound geht voll okay, ist aber ein klein wenig tiefenlastiger als bei den beiden Top-CDs.

Metalcore, 1990:
Es gehen ja Gerüchte, dass es noch nie eine offizielle CD-Auflage des Albums gegeben hat. Kann sein. Laut der JAG PANZER-Homepage ist die Metalcore-Version aber eine der zwei angeblich offiziellen CD-Wiederveröffentlichungen. Hier wird die originale Tracklist geboten und die drei Bonustracks (das Instrumental übersehe ich jetzt mal) folgen erst danach. Bonustitel (ohne Instrumental): „Black Sunday“, „Eyes Of The Night”, “Fallen Angel”. Soundtechnisch astreines Teil.

Metal Blade/ Caroline Records, 1991:
Die zweite angeblich offizielle und einzige remasterte CD-Version. War leider nur kurz im Handel, denn ich kann mich noch erinnern, wie das Teil damals in irgendeinem Mag angekündigt wurde, ich sie nie gesehen habe und dann 20 Jahre später einen Ekel-Preis zahlen musste. Auch hier werden wieder (ohne das Instrumental) drei Bonustracks geboten, wobei man so geil war und diese Tracks unbedingt zwischen „Cardiac Arrest“ und „The Crucifix“ pressen musste, was ich persönlich eher schlecht finde. Dafür hat diese CD aber soundtechnisch am meisten zu bieten und übertrifft die Metalcore-Version noch leicht. Leider ist die Metal Blade/ Caroline-CD auch die am schwersten aufzutreibende CD-Pressung.
Bonustitel (ohne Instrumental): „Black Sunday“, “Eyes Of The Night”, “Lying Deceiver”.

No Poser Records, ?:
Der jüngste Bootleg, der sich scheinbar großer Beliebtheit erfreut. Pressdatum ist mir zwar unbekannt, aber es dürfte sich wohl um eine VÖ innerhalb der letzten 10 Jahre handeln. Als Bonus wird die gesamte „Tyrants“-EP geboten, die allein schon wegen dem Übersong „Iron Shadows“ Pflichtprogramm zu sein hat. Soundtechnisch auf dem Level des Barricade-Bootlegs.


© 2012, Iron Angel

Punkte: 10 / 10


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