Iced Earth The Glorious Burden (2004) - ein Review von Monolith

Iced Earth: Glorious Burden, The - Cover
3
3 Reviews
63
63 Ratings
7.44
∅-Bew.
Typ: Album
Genre(s): Metal: Heavy Metal, Power Metal


Monolith
07.12.2013 22:12

Ach, was muss das für eine Tragödie gewesen sein vor 10 Jahren! Matt Barlow, der erste Iced Earth Sänger, der länger als 1 Album blieb, und sowohl diese Band durch ihn, als auch er durch Iced Earth sich einen Namen machen konnten, verließ die Power-Thrash Giganten, um seinem Beruf als Polizist nachzugehen. Wie das Leben so spielt war aber gerade ein gewisser Tim Owens auf Bandsuche, nachdem er bei Judas Priest den Preis für Rob Halfords Rückkehr zahlen musste und entlassen wurde. Eben jener Tim Owens ist als neuer Sänger angeworben worden.

Und, wie wurde das neue Album mit dem neuen Sänger? Ich weiß ja nicht, wie andere das sehen, aber während man auf den bisherigen Alben von Iced Earth experimentelle und abwechslungsreiche Songs hatte, die zwischen 2 und 16 Minuten variierten, konstruierten sie hier ein, mit wenigen Ausnahmen, akkustisches Minenfeld. Das Intro "The Star Spangled-Banner" ist nur der Vorbote von "Declaration Day", auf dem man Owens besser denn je zu hören bekommt. Fürwahr, alleine dieses Stück übertrifft die Höhepunkte auf den Alben "Jugulator" und "Demolition", die Judas Priestalben, auf denen Owens gesungen hatte. Und wer nach dem Refrain noch kein Gänsehautfeeling bekommen hat, wird spätestens bei Owens Gesangseinlage der 2. Strophe Augen machen.

Das zweite Stück ist ein sehr kontrovers diskutiertes Lied: "When the Eagle Cries" handelt von den Anschlägen des 11. Septembers. Während die meisten Jon Schaffer für seinen Patriotismus kritisieren und das Lied für sehr grotesk halten klingt das alles für mich sehr sarkastisch. Ich meine Verse wie "but we are focused, we seek redemption" oder "the sleeping giant is asleep no longer" klingen einfach so lächerlich, dass Jon Schaffer das Verhalten der Amis im Hinblick auf die Anschläge durch den Kakao ziehen will, oder ich doch nochmal meine Meinung ihm gegenüber bedenken sollte. Tja, das ist eigentlich das einzig Interessante, was ich über dieses Lied schreiben kann, denn insgesamt ist das Lied einfach nur langsam, langweilig und nach der zweiten Strophe nur noch nervig.

Das nächste Lied, "The Reckoning (don't Thread on me)" ist ein eingängiger nach vorne preschendes Stück, das stark nach Lückenfüller klingt, aber dennoch gelungen ist. Ein ziemlich wütender Owens, der eher kreischt, als singt, aber gut in das Gesamtkonzept des Liedes passt.

Dann kommt ein weiteres kurzes, aber brutales Stück: "Greenface" handelt von einem Soldaten im Vietnamkrieg. Während es auf technischer Basis nicht viel Besonderes gibt, haben wir wieder einen Tim Owens in Höchstform, der kräftig singt, schreit, brüllt und alles, was dazugehört. Leider ist das Stück ziemlich kurz, aber ich denke mal, dass man auch nicht arg viel mehr dazudichten könnte.

Dann kommt ein sehr episches Lied: "Atilla", das von eben jenem Hunnenkönig handelt, kann direkt an alte Glanztaten der letzten 4 Iced Earth-Alben anknüpfen. Mich wundert es, dass sie das Lied noch nie live gespielt haben. Denn hier stimmt alles! Melodisch und schnell geht das Lied nach vorne, wuchtig im Mittelteil und Owens brüllt wieder die ganze Hörerschaft zusammen. Zudem gibt es nach dem ersten Refrain eine Art Dialog zwischen den Römern und den Barbaren.

Das nächste Stück handelt dann von einem Flugzeugjäger aus dem ersten Weltkrieg: "Red Baron/Blue Max" ist ein sehr verspieltes Stück, das ausnahmsweise mehr Wert auf Riffs etc. legt, als nur auf Gesang (was keinesfalls heißen soll, dass dieser hier schlecht ist) und so hören wir endlich mal wieder ein etwas längeres Solo.

Die nächsten beiden Stücke sind wieder Tiefpunkte. Ich finde normalerweise Balladen oder auch an sich ruhigere Stücke von Iced Earth ziemlich gut. Allerdings muss da auch der Sänger dazu passen. Und mit Tim Owens haben sie sich definitiv den falschen Mann ausgesucht, wenn es um solche Lieder geht. Die einzige Ballade, auf der er bisher geglänzt hat, war auf Judas Priests "Close to you". Und demzufolge wird man mit "Hollow Man" auch nicht viel anfangen können.

"Valley Forge" ist schon etwas besser, aber auch wenn das Lied etwas anderes auf dem Album ist, kann es mit den vorangegangenen Stücken einfach nicht mithalten.

Man merkt einfach wie der Band gegen Ende die Ideen ausgegangen sind. Und so kann auch "Waterloo" nicht mehr wirklich überzeugen.

Aber halt, wer jetzt schon die Nase voll hat, der wird das Beste vom Besten des Albums verpassen: Denn nach den 10 mehr oder weniger genialen Stücken kommt nun die Trilogie über die Schlacht von Gettysburg 1863. Gemeinsam mit dem Prager Philharmonie Orchester erzählen sie in epischer Form in den Stücken "The Devil to Pay", "Hold at all Costs" und "High Water Mark" (ultimatives Highlight) die Geschichte der dreitägigen Schlacht nach. Wenn das mal kein großes Kino ist! (was aber noch lange nicht die darauffolgende DVD rechtfertigt!)

"The Glorious Burden" hielt sich 6 Wochen in den deutschen Charts und konnte dort bis Platz 15 vorstoßen. Dass Iced Earth Fans sich da natürlich Sorgen machen ist verständlich. Erst neuer Sänger und dann noch in den Charts... Ist das jetzt wirklich musikalische Genialität, oder haben sich Jon und co. zu sehr kommerzialisiert? Die Frage kann ich nicht beantworten, denn ich denke nicht, dass man irgendeines der Lieder irgendwann mal im Radio hören würde. Wenn überhaupt, dann "When the Eagle Cries" auf irgendeinem amerikanischen Radiosender. Das Album aber zu kritisieren, weil es nicht nach Iced Earth klinge, zieht nicht. Denn bisher hat sich die Band von Album zu Album verändert und jedesmal neu definiert. Vielleicht habe ich aber einfach weniger Probleme gehabt mich an das Album heranzutasten, weil ich schon die Judas Priest Alben mit Owens doch sehr mochte und demnach schon wusste, was mich erwarten würde.

Insgesamt gibt es für den ersten Teil des Albums 8 Punkte, für die Gettysburg-Trilogie 10 Punkte, macht im Schnitt dann 9 Punkte.

Punkte: 9 / 10


Warum sind die Cover-Bilder verpixelt?

Bedankt euch bei deutschen Abmahn-Anwälten

Leider passiert es immer wieder, dass Abmahnungen für angebliche Copyright-Verletzungen ins Haus flattern. Ganz häufig ist es der Fall, dass auf dem Frontcover ein Foto oder eine Grafik eines Fotografen oder Künstlers genutzt wird, was dann nur mit dem Namen der Band und dem Titel des Albums versehen wurde. Das ursprüngliche Foto/Kunstwerk ist somit immer noch sehr prominent zu sehen. Die Abmahner nutzen zumeist automatisierte Prozesse, die das Netz nach unlizensierten Nutzungen der Werke ihrer Mandanten durchsuchen und dabei Abweichungen bis zu einem gewissen Prozentgrad ignorieren. Somit gibt es also häufig angebliche Treffer. Obwohl das Foto/Kunstwerk von den Plattenfirmen oder Bands ganz legal für die Veröffentlichung lizensiert wurde, ist dies den Abmahnern egal, ganz oft wissen die ja nicht einmal, was für eine einzelne Veröffentlichung abgemacht wurde. Die sehen nur die angebliche Copyright-Verletzung und fordern die dicke Kohle.

Da Musik-Sammler.de nachwievor von privater Hand administriert, betrieben und bezahlt wird, ist jede Abmahnung ein existenzbedrohendes Risiko. Nach der letzten Abmahnung, die einen 5-stelligen(!) Betrag forderte, sehe ich mich nun gezwungen drastische Maßnahmen zu ergreifen oder die Seite komplett aufzugeben. Daher werden jetzt alle hochgeladenen Bilder der Veröffentlichungen für NICHT-EINGELOGGTE Nutzer verpixelt. Wer einen Musik-Sammler.de Nutzeraccount hat, braucht sich also einfach nur einmal anmelden und sieht wieder alles wie gewohnt.