Halford Crucible (2002) - ein Review von Monolith

Halford: Crucible - Cover
1
1 Review
17
17 Ratings
8.09
∅-Bew.
Typ: Album
Genre(s): Metal: Heavy Metal, Power Metal


Monolith
17.07.2015 01:35

Ein schwerer, tiefer und zugleich grooviger Riff scheuert einem auf "Park Manor" gleich die Ohren wund. Hat Halford hier etwa Sehnsucht nach Fight? Verwundern sollte es einen nicht. Mit Patrick Lachmann bedient nicht nur irgendjemand eine der beiden Gitarren, es handelt sich hier um den künftigen Schreihals, der ein Jahr später auf dem Pantera-Erben Damageplan das Mikro zugröhlte. Demnach ist es kaum vermeidbar, dass das Album auch einige Elemente aus dem Groove Metal innehält, mit denen sich Halford auch schon eine geraume Zeit davor beschäftigt hat.

In dieser Form beginnt auch der Titeltrack. Dieser baut sich mit der Zeit auf und ein paar hohe Gesangspassagen werden auch mit reingeschmuggelt. Die Verweise zu Judas Priests "Demolition", das ein Jahr zuvor veröffentlicht wurde und den berühmt berüchtigten Ripper am Mikro ziert, sind kaum von der Hand zu weisen.

Doch nach "Crucible" besinnt sich Halford wieder auf seine Wurzeln zurück. Wie wir es bereits auf "Resurrection" kennen und lieben gelernt haben, so überzeugt auch "One Will" mit Riffs aus der alten Metallschmiede, auf die Halford in bekanntem Stil aus den Screaming for Vengeance/Defenders of the Faith Zeiten seinen Gesang zelebriert. Ein typischer Track mit einem völlig vorhersehbaren Aufbau.

Dass Halfords Soloband nicht gerade Koryphäen an ihren Instrumenten sind, sollte mittlerweile bekannt sein. Die Art, wie die GItarristen Chlasciak und nach diesem Album Roy Z live fast jedes Solo verhunzen, das nicht von ihnen selbst stammt - soll heißen, dass Halford mit seiner Soloband es nie wieder wagen sollte "Painkiller" aufzuführen, da diese Darbietung eine Beleidigung für jeden Priestfan ist - und die Tatsache, dass Drummer Bobby Jarzombek auch noch ein paar Nachhilfestunden in Sachen Rhythmus und Taktsicherheit braucht, wird mit dem nächsten Stück "Betrayal" wieder mal unter Beweis gestellt. Die ersten 10 Sekunden hätten demnach getrost weggelassen werden können, da man sich beim Drumintro nur fragt, was das denn sein soll. Die durchgängig hohen Gesangspassagen Halfords machen allerdings einiges wett und ein paar Passagen der Soli sind nett anzuhören, wenn auch größtenteils unspektakulär.

Dann geht "Crucible" wieder in groovigere Gefilden. So erinnert "Handing out Bullets" stellenweise sehr an Halfords einstiges Soloprojekt Fight.
"Hearts of Darkness" - da horcht man anfangs noch ziemlich auf, Halford zeigt sich gesanglich ziemlich psychotisch, die groovigen Riffs knallen auch gut nach vorn - nach spätestens einer Minute ist dann aber Schluss, da nichts Neues mehr passiert, und alles belanglos vor sich hinplätschert. Da ist auch der Nachfolger "Crystal" kaum anders. Der gleiche Riff wird andauernd wiederholt und mit uninspiriertem Gesang bestückt.

Die bereits erwähnte Kritik an der Instrumentalbesetzung findet im Laufe des Albums immer wieder Verwendung. Im Falle der nachfolgenden Stücke ist das besonders schlimm, da irgendwie bandintern überhaupt nicht an einer Struktur gearbeitet wurde. Die Besetzung an den Instrumenten wirkt demnach sehr zusammengewürfelt und Gitarristen und Drummer scheinen stellenweise auch nicht wirklich zusammenzuspielen, stattdessen macht jeder irgendwas und Halford muss das alles dann irgendwie zusammenhalten. Das ist auch auf "Heretic" nicht anders. Stellenweise schimmern Lichtblicke durch die trüben Wolken von "Crucible" und so überzeugt "Golgotha" auf ganzer Linie. Dieses dürfte wohl eines der durchdachtesten Lieder auf dem Album sein. Es gibt alles, was das Metalherz begeht, von Tempowechseln über gute (!) Soli, die Band spielt ausnahmsweise mal zusammen, also insgesamt eine Menge Abwechslung. Warum nicht gleich so?

Von Fillern kann man nicht ganz bei einem Album Reden, das von und mit Halford ist. Trotz starken Mängeln befinden sich die Stüce dennoch meist über dem Durchschnitt. Dass gewisses Prozedere dennoch sehr oft und gerne wiederholt wird, das muss man leider auf "Crucible" zu oft feststellen. Und so wird entweder einfach nur simpel um sich geprügelt ("Wrath of God") oder die anfänglich auftretenden Erwartungen auf etwas weiteres Herausstechendes wieder im Keim erstickt ("Sun", "Trail of Tears"). Bei Letzteren ist es besonders schade, denn ein paar neue Farben hätten dem Album wirklich gut getan, anstatt immer diese sterile Atmosphäre.

In diesem Fall geht der Punkt ganz klar an Halfords einstige Band Priest, die auf "Demolition" wenigstens etwas Abwechslung und Tiefe in den Liedern mit sich brachte. Für pure Judas Priest Fans ist natürlich die Frage, ob man nun Demolition oder Crucible bevorzugt, wie die Suche nach dem kleineren Übel. Traurigerweise sind die Ansätze hier wirklich herausragend, mir hat das Fight-Projekt, besonders das erste Album "War of Words" sehr gefallen. Dass "Crucible" wieder ein paar dieser Elemente aufnimmt hat mir gefallen. Doch insgesamt ist das Album über weite Strecken eintönig ausgefallen. Einzelne Tracks dieses Albums kann man sich hin und wieder mal anhören, aber auf Albumlänge wird das zu einer Geduldsprobe.

Punkte: 6.5 / 10


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