Das Ergebnis dieses Back to the Roots Albums sieht erst einmal fragwürdig aus, also rein optisch. Denn man hat erstmalig (?) ein KI-gezeichnetes Artwork verwendet. Und während vor Veröffentlichung von manch anderer Band vorher die Metalheads auf die Barrikaden gegangen sind, um das Album zu boykottieren, so scheint sich bei GD keiner dafür zu interessieren. Und das, obwohl so mancher KI-typische Fehler ins Gesicht stößt. Naja, GD Fans sind dem selbsternannten Metal Gott ja eh wohlgesonnener und verzeihen z.B. auch den ganzen Mist, den man mit dem Knochenfinger Ritt verzapft hat, bis hin zum hochgelobten, vollwertigen "Tunes Of War" Klon "Fields Of Blood", den man als absolut meisterlichen Bandklassiker abfeierte...würg.
Cover hin oder her, auf dem ersten Blick sieht das eh aus, wie eine Mischung der Artworks aus "Exumination", "The Grave Digger", "Liberty Or Death", naja halt alle, wo der Reaper irgendwie mit drauf ist....also alle. Von daher halten wir uns doch nicht mit dem günstig erstellten Artwork auf, das irgendein Brasilianer mittels KI erstellt hat.
Musikalisch war nach dem ersten Durchlauf weder Ernüchterung noch Begeisterung vorhanden. Bei GD kommt mittlerweile immer so eine gewisse Gleichgültigkeit bei mir auf. Doch hier zu Unrecht, also gab ich dem Album ein paar mehr Durchläufe. Direkt positiv muss ich das Auslassen von Keyboards benennen (braucht man eh nicht). Auch die deutlich hochgeschraubte Musiziergeschwindigkeit, die unter anderem beim Opener und gleichzeitigen Titelsong, sowie "The Rich, The Poor, The Dying" oder "Made Of Madness" zu gefallen weiß und die Band wieder in Richtung Speed Metal hieven, empfinde ich als positiven Rückschritt. Und noch etwas positives, das mir schon bei der vorhin erwähnten Single aus dem Januar 2024 auffiel: Der Kersting kann wirklich geile Soli spielen! Halleluja!
Ansonsten muss ich aber sagen, dass ich wirklich auch mehrere Anläufe benötigte, um mir hier ein paar Lieblingsstücke herauszupicken, denn Richtige Hits, die sofort zündeten, sind eher Mangelware. Manch einer würde da wohl "The Devils Serenade" auserwählen. Doch diese "Hymne", der dazu gezüchtet wurde, um ihn den Fans als zukünftigen Live-Kracher vorzugaukeln, ist mir zu stumpf und zu vorhersehbar (ja ich weiß, was ist bei Grave Digger nicht vorhersehbar). Außerdem erinnert mich das Teil zu sehr an die RUNNING WILD Alben der letzten 20 Jahre und ist mir an der Stelle einfach zu gefällig. Deshalb muss ich mir tatsächlich eingestehen, dass "The Devils Serenade" neben dem langatmigen Rausschmeißer für mich die beiden Ausfälle des Albums sind.
Dennoch, die Tatsache, dass ich mich so sehr mit diesem Album beschäftigt habe, wie lange nicht mehr bei GD, ist wohl ein Zeichen, dass es mir ganz gut gefällt. Und so kann ich jetzt auch ein paar Highlights (für mich) benennen. Das dürften wohl dann das Titelstück, "Kingdom Of Skulls" und "Graveyard Kings" sein. Letzteres hat wieder so ein geiles Riff, à la "The Gravedancer" oder "Grave In The No Mans Land"...ach lassen wir das... wie ihr der Tracklist entnehmen könnt, werden also erneut alle Klischees, die das Genre hergibt, schon bei der Wahl der Songtitel bedient. Und auf jedes GRAVE DIGGER Album gehört nun mal ein Song, der das Wort GRAAAAAVE enthält, mit drauf, selbstverständlich!
Ein Wehrmutstropfen stellt dann leider erneut die Produktion dar. Lieber Herr Frontmann-Bolle-Metal-Gott, bitte überlass das doch den Leuten, die etwas davon verstehen. Das Ergebnis ist jetzt nicht miserabel, aber weit weg von sehr gut. Da auch das wie bei so ziemlich allem anderen Geschmackssache ist, bezeichnet die Produktion der ein oder andere womöglich als "frisch". Ich würde da aber lieber mal Herrn Lulis fragen, ob er nicht die nächste Platte abmischt oder die vom Onkel Reaper produzierten Platten noch einmal remixt...ehrlich. Nein? dann eben nicht.
Fazit: Schnörkellos: ja, kein Ritt, der die Solos versaut: ja! Schnelle Songs, coole Riffs: ja. Aber eine nur "frische" Produktion und halt auch das gewisse: "man, schon wieder ein neues Album, kam nicht erst letzten Monat eins raus?". Das lässt sich bei dieser Albenproduktions-Maschinerie nicht vermeiden. da kommt eben auch immer wieder etwas Langeweile auf. Und natürlich noch das berühmte KI-Artwork. Ich denke, das Album landet für mich irgendwo im Bereich eines "Healed By Metal". Tja, was geben wir denn da...
Punkte: 6.5 / 10