Gorgoroth Quantos Possunt Ad Satanitatem Trahunt (2009) - ein Review von Hugin

Gorgoroth: Quantos Possunt Ad Satanitatem Trahunt - Cover
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1 Review
7
7 Ratings
8.14
∅-Bew.
Typ: Album
Genre(s): Metal: Black Metal



31.10.2009 12:56

Infernus zieht seine Band mit dem besten Album seit dreizehn Jahren aus dem Schlamassel!

Eine schwere Zeit liegt hinter GORGOROTH. Nach dem 2006er-Album warfen Sänger Gaahl und Basser King Ov Hell kurzerhand Gründer und Gitarrist Roger "Infernus" Tiegs aus seiner eigenen Band und wollten unter gleichem Namen weiter machen. Dabei hatten sie die Rechnung ohne den Wirt gemacht, denn Infernus wehrte sich mit Zähnen und Klauen und konnte in einem fast dreijährigen Rechtsstreit die Rechte am Namen und Logo von GORGOROTH zurück gewinnen. Um sich scharte der Bandleader nun seine ehemaligen Mitstreiter Pest (Gesang) und Tormentor (Gitarre), sowie weitere illustre Deibelsmusiker wie den schwedischen Trommler Tomas Asklund, der schon mit DISSECTION, DARK FUNERAL und INFERNAL zu Gange war, und OBITUARY-Basser Frank 'Bøddel' Watkins. In diesem neuen Line-up gelingt den neuen GORGOROTH mit "Quantos Possunt Ad Satanitatem Trahunt" ein mächtiger Befreiungsschlag, der sie auf der schwarzmetallischen Landkarte Norwegens deutlich hervor hebt.

Für mich fiel die Begeisterung für GORGOROTHs Schaffen nach dem grandiosen Frühwerk spätestens nach "Destroyer" kontinuierlich ab, so dass ich mich trotz Gaahls imposanter Präsenz nie als Fan "seiner" GORGOROTH-Version bezeichnen konnte. Auch wenn "Incipit Satan" die Talsohle markierte und die letzten beiden Alben wieder einen leichten Aufschwung markierten: Richtig toll fand ich die Band im neuen Jahrtausend nicht. Das ändert sich nun mit der neuen Scheibe drastisch, die nach dem harten und hackenden, leicht FROST-beeinflussten und sehr kurz gehaltenen Opener 'Aneuthanasia' wirklich nur noch Volltreffer enthält. So greift 'Prayer' sehr schön die melodischen Strukturen der ersten beiden Alben auf und führt uns so ganz weit zurück in die Geschichte des norwegischen Black Metals. Das folgende 'Rebirth' bringt die Aufbruchstimmung in den Reihen GORGOROTHs großartig auf den Punkt, denn eine Wiedergeburt ist es zweifellos, die hier gefeiert wird. Das geschieht mit einem schleppenden, schwarzdoomigen Anfang, der sich in ein dynamisches, treibendes und in Sachen Gitarrenmelodien absolut zwingendes Stück auswächst, das sich bis zum Refrain hin immer mehr steigert und für mich zum Besten gehört, was die Band bisher erschaffen hat. Mancher mag die über sechseinhalb Minuten ausgetragene Walze als zu perseverativ wahrnehmen, ich finde sie jedoch als absolut zwingend.

Mit 'Building A Man' wird das Tempo wieder ordentlich angezogen, Toms einleitendes Drumming ist sehr schön akzentuiert und Infernus' Einstieg mit dem simplen aber extrem wirkungsvollen traditionellen Black-Metal-Riff parallel zu Pests Gesang ist perfekt gewählt. Auch die tolle Leadmelodie bei ca. 1:30 weiß zu gefallen. 'New Breed' wartet mit einem rockigen Groove auf, der allerdings nicht den Fehler verkörpert, sich an die Erfolgsrezepte bekannter Landsleute der Band dran zu hängen. GORGOROTH erschaffen hier eine relativ eigene Version des (leicht) rock'n'rolligen Black Metals, die sich durch den knochentrockenen Sound und einen Anflug von winterlicher Epik von anderen Genrevertretern abhebt, sich aber dafür ein wenig in Richtung eines anderen Norweger-Comebacks dieses Jahres bewegt, ohne dessen fette Produktion anzunehmen. Das vom Bassspiel lebende 'Cleansing Fire' zündet eher langsam, hat aber etliche explosive Breaks und einen sehr eindringlich geshouteten Refrain zu bieten. Mit zwei richtig knackigen Riffs steigt sodann das dynamische 'Human Sacrifice' ein, das relativ viel traditionellen Heavy Metal der Achtziger atmet, bevor mit dem überragenden letzten Stück 'Satan-Prometheus' nochmals das Gaspedal bis zum Anschlag durchgetreten wird, ohne dabei auf hochmelodische Leads, atmosphärische Breaks und gar einen recht großen Anteil an klarem Gesang zu verzichten, der für GORGOROTH in dieser an ARCTURUS oder frühe ULVER erinnernden Form wirklich ungewöhnlich ist.

Nach dem Verklingen des kurzen Outros ist für mich klar, dass GORGOROTH wieder voll zurück sind. Das einzige was mich an "Quantos Possunt Ad Satanitatem Trahunt" ein wenig stört, ist der sehr dominant im Vordergrund stehende und recht technische Drumsound, an dem man sich jedoch recht schnell gewöhnt. Pests Gesang beeindruckt mich dafür ungleich mehr als alles, was Gaahl so in den letzten zehn Jahren vom Stapel gelassen hat. Die bewusste Reduzierung des Durchschnittstempos lässt viel mehr Raum für eingängiges Songwriting, und zu guter Letzt haben die Bergener so viele tolle Melodien am Start, dass ich nicht umhin kann, der Band die beste Leistung seit 1996 zu attestieren. Vielleicht müsste die Scheibe mit einem halben Zähler weniger auskommen, wenn ich mich nicht so sehr darüber freuen würde, dass Infernus und Co. mich erstmals seit dreizehn Jahren wieder auf ganzer Linie begeistern können. Aber so kann ich nicht anders, als fast ans Optimum zu gehen. Velkommen tilbake!

Anspieltipps: Prayer, Rebirth, Satan-Prometheus

Ursprünglich veröffentlicht unter:
http://www.powermetal.de/review/review-Gorgoroth/Quantos_Possunt_ad_Satanitatem_Trahunt,14819.html

Punkte: 9.5 / 10


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