Aber bleiben wir noch vorher kurz bei Godslave. Ich habe mir “Thrashed Volume II” damals zum Release besorgt und war mir nach einem etwas durchwachsenen Debütalbum und einer sehr nicen EP etwas unsicher, ob ich beim zweiten Album “Into The Black” nochmal zuschlagen sollte. Diese Split sollte am Ende den Ausschlag geben und da mich “Into The Black” echt umgehauen hat, sogar dazu führen, dass ich der Band bis heute treu bin. Dabei ist Godslaves Beitrag zu “Thrashed Volume II” am Ende recht simpel, aber effizient ausgefallen. Genauso wie auf der ersten “Thrashed” haben die Saarländer hier zwei Songs beigesteuert - dieses Mal sind jedoch beide Tracks exklusiv und vorher in keiner anderen Form erschienen.
Zuerst hätten wir “Metal Machines”. Moment mal - das gab es doch schon auf “Bound By Chains”! Stimmt, aber hier haben wir eine komplette Neuauflage und wenn man beide Tracks hintereinander hört, ist es schon extrem beeindruckend, wie sehr Godslave ihren Sound in nur zwei Jahren weiterentwickelt haben. Ich finde nach wie vor, dass “Bound By Chains” ein absolut solides Album ist, aber die Produktion hält es definitiv zurück. “Metal Machines” ist ein schönes Beispiel - ein kurzer, schneller Thrash-Song, dessen Power man in der Original-Version zwar erahnen kann, die aber noch nicht so richtig durchkommt.
Bei der 2010’er Version kommt alles dermaßen übertrieben brutal daher, dass es einfach nur eine Freude ist. Der Slavegrunter schreit sich hier die Seele aus dem Leib und um alles noch mehr over the top zu gestalten, wurden die Vocals im Refrain mit ‘nem Vodcoder verzerrt. Vielleicht nicht jedermanns Sache, aber gerade als kleines Gimmick auf so ‘ner Split, passt das super. Macht mir tatsächlich bis heute Lust, mal mit dem jetzigen Sound der Band noch irgendeins von den ganz alten Stücken neu aufgelegt zu bekommen. Ich denke da an “King” oder “The Curse” - auch wenn das wahrscheinlich nie passieren wird.
“T.N.A.” ist dagegen ein komplett neuer Song, der im Gegensatz zum sehr schnellen und kurzen “Metal Machines” auch etwas konventioneller und melodischer aufgebaut ist. Sowohl das Riff als auch der Refrain sind gleichzeitig dermaßen brutal und eingängig, dass ich davon sehr lange Zeit einen extrem hartnäckigen Ohrwurm hatte, der sich auch heute noch ziemlich schnell einschleicht, sobald ich “T.N.A.” anmache. Dazu kommt der angenehm bekloppte Text (mit der Abkürzung ist hier definitiv nicht die Wrestling-Promotion gemeint) und so lustige Gimmicks wie der extrem hohe Schrei am Ende. Für mich eine absolute Perle dieser Song.
Der Übergang zu Thrashtanica ist ein wenig plötzlich, aber auch deren Tracks haben sehr viel Potenzial. Zuerst einmal sei zu erwähnen, dass man hier extra für “Thrashed Volume II” 2 eigene Songs aufgenommen und nicht einfach nur irgendwas von der Demo mit drauf gehauen hat. Im Gegensatz zu dem sehr wuchtigen und fast schon übertriebenen Sound von Godslave, klingen Thrashtanica hier etwas geerdeter. Das Ganze ist definitiv technisch nicht ganz so ausgereift wie bei Godslave, aber zum Beispiel im Gegensatz zu Impactor etwas stimmiger, da die Songs hier recht gut zu dem Sound passen.
Beide Songs haben bei mir allerdings ein paar Anläufe gebraucht, bis sie so richtig gezündet haben, vor allem “Pinchin Street Torso”, welches über 5 Minuten geht und relativ komplex aufgebaut ist. Gefühlt stecken hier drei Songs drin und immer wenn man denkt, dass man so ungefähr den Aufbau verstanden hat, nimmt “Pinchin Street Torso” nochmal eine komplett andere Wendung und fügt irgendwas neues hinzu. Die einzelnen Elemente sind aber durchaus stimmig. Auch wenn hier nicht alles so sehr heraussticht wie bei Godslave, vor allem die Gitarren etwas mehr Power vertragen könnten und der Sänger Arnold Friedrich nicht ganz dieselbe Spannbreite an Vocals mitbringt, wurde hier doch das beste aus dem gemacht, was man zur Verfügung hatte. Das wiederum führt zu ziemlich vielen kleinen Highlights, die dann doch in Erinnerung bleiben, wie zum Beispiel die Line “I wonder, how you look from the inside.”, die wirklich creepy rübergebracht wurde.
“Humania” ist auf der anderen Seite ein etwas konventionellerer Thrash-Song. Es dominiert ein sehr stabiles Riff, der Aufbau des Songs ist durchschaubarer und man lässt hier eher seine Power als seine Kreativität spielen. Das stört aber überhaupt nicht, denn “Humania” setzt das, was es möchte, super um und damit im Hintergrund würde ich mich jederzeit in den Moshpit werfen.
Damit haben Thrashtanica zwei sehr unterschiedliche, aber erstaunlich stabile Songs beigetragen. In Kombination mit Godslave, die hier ebenfalls sehr positiv hervorstechen, sorgt das dafür, dass “Thrashed Volume II” mehr als nur eine solide Split geworden ist und wir hier nochmal eine ordentliche Steigerung zum Vorgänger haben. Obwohl der ganze Spaß ja eigentlich nur ein kleiner Snack für zwischendurch ist, habe ich die CD damals rauf und runter gehört und kann sie mir heute immer noch sehr gut geben. Jeder Thrash Metal Fan, der irgendwie die Chance hat, an eins der 222 Exemplare ran zu kommen, hat meine Empfehlung, sich das Ding zuzulegen.
Punkte: 9 / 10