Geist Für Alle Zeit (2007) - ein Review von Dezibel

Geist: Für Alle Zeit - Cover
2
2 Reviews
2
2 Ratings
9.25
∅-Bew.
Typ: Album
Genre(s): Rock: Alternative Rock


Dezibel
02.06.2008 12:42

Es gibt sie also doch noch die anspruchsvolle deutschsprachige Rockmusik. Was man nach einem Blick auf den Markt voller weichgespülter und niveauloser Veröffentlichungen von unsäglichen Combos wie Juli, Silbermond oder gar Tokio Hotel schon verloren glaubte, feiert einmal mehr seine Rückkehr. Gute Musik ist auch in deutschen Landen schlicht und einfach nicht tot zu kriegen, auch wenn ihr in der heutigen Zeit jede Menge Steine in den Weg gelegt werden.

Eine Erfahrung die auch Geist machen mussten, denn nachdem man bereits 2003 ein Album im Kasten hatte trennte man sich vom Gitarristen, verwarf die kompletten Aufnahmen und trennte sich zwei Jahre später von sämtlichen Vertragspartner um im Alleingang weiterzumachen, da man das ewige Warten leid war.

Inzwischen ist man aber bei den (sonst eher in Gothic-Gefilden wildernden) Jungs von Danse Macabre Records (u.a. Das Ich, Treibhaus) untergekommen und auch das erste offizielle Album steht seit dem 30.03.07 endlich in den Regalen der Republik. Und das ist gut so...

Das Debütwerk der jungen Band aus Köln überzeugt nämlich durch eben das, was der Bandname bereits impliziert und den meisten o.g. Plastik-Deutschrockapellen fehlt: Geist, Seele, Charisma...nennt es wie ihr wollt. Entweder man hat es, oder man hat es nicht. Geist atmen auf jeden Fall in jeder Minute Authenzität.

„Für alle Zeit“ ist von daher auch nichts für Zartbesaitete und Trällerlieschen, die Musik gerne nebenbei zum Abwaschen hören oder zur Hintergrundbeschallung laufen lassen. Das Album ist ein wilder Headtrip, ein Orkan aus Schweiss und Tränen, ein Wirbelsturm der Emotionen der einen sofort mitreißt und bis zum Ende der Spielzeit nicht wieder los lässt. Die Musik ist progressiv, intelligent und stellenweise leicht verkopft, aber vor allem ist sie dabei trotz allem eines: unglaublich impulsiv. Man hat das Gefühl, dass das Leben wild und pochend durch die Adern der dargebotenen Musik fließt, pulsierend und scheinbar jederzeit kurz vor dem Ausbruch. Harter Prog-Rock wie er sein sollte, unberechenbar, teils vertrackt aber ohne in überflüssige musikalische Kabinettstückchen auszuarten.

Über den zum Teil entrückten Instrumentalteppichen thront die charismatische Stimme von Frontmann Fares Rahmun, welcher insbesondere in den ruhigeren Parts vom Timbre her ein wenig an Wolfheims Peter Heppner erinnert, und welcher immer wieder durch individuelle und doch einprägsame Gesangslinien heraussticht, die den exzellenten Texten fernab von Kitsch und Peinlichkeit das nötige Leben einhauchen.
Einzelne Tracks aus dem Gesamtwerk herauszuheben fällt schwer denn vom eingängigen Opener "Wer, wenn nicht ich", über das majestätische "So viele wie du" bis hin zum achtminütigen Titeltrack klingt hier alles wie aus einem Guss.

Kurzum, wer eintaucht in Geists Welt zwischen Melancholie, Zorn und Weltschmerz der wird mit diesem Album viel Vergnügen haben. Wer allerdings nicht bereit ist, etwas Zeit in eine Scheibe zu investieren, der wird sich an dieser Veröffentlichung vermutlich die Zähne ausbeißen.

Ich für meinen Teil bin hochgradig begeistert und wünsche den Jungs für die Zukunft endlich den Erfolg den Sie verdienen. Einen Punkt Abzug gibts lediglich für das in meinen Augen etwas nichtssagende Coverartwork und um noch etwas Platz nach oben für das Nachfolgewerk zu lassen...

Punkte: 9 / 10


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