"Neue Deutsche Welle 2" beginnt mit einem überheblichen Track, dessen Titel "weißer Tupac" lautet. Dass sich ein Rapper herausnimmt einem Track so einen Titel zu geben verlangt schon einiges von ihm ab. Und alle Jahre wieder, darum geht es auf dem Track, muss Fler natürlich beweisen, was für ein harter Motherfucker ist und wieviel er erreicht hat. Im Falle eines Rappers, der 2001 mit "CCN 1" seinen ersten Durchbruch hatte und laut seinen Aussagen noch vor seinem Debüt bereits eine goldene Platte zu Hause stehen hat, kann er es sich sicherlich erlauben zu zeigen, wie weit er mit seiner Karriere gekommen ist. Dennoch zeugt das nicht gerade von erwachsen sein auf jedem 3. Album seinen Status zu unterlegen.
Dennoch kann ich Flers 2. neuen deutschen Welle die Punkte nicht abstreiten. Aus dem einst hektischen und enorm einseitigen Prollrapper wurde ein Mann, der einen völlig eigenen und versierten Stil an den Tag legt. Jenseits jeglichen Beefs und Interviews, in denen Fler wohl vom Charakter her und seinen Ergüssen Gene Simmons ernsthafte Konkurrenz macht - als ob das nicht schlimm genug ist, dass er täglich den Musiklehrer in Sachen Rap spielt - haben wir hier wirklich fast alles, was wir für ein vernünftiges Album brauchen. Starke, teils majestätische Beats, ein größtenteils erhabener Flow, inhaltich abwechslungsreich und nach langer Zeit endlich wieder ein Shizoe-Feature. Auch wenn er mit dem rappen aufgehört hat, seine Stimme kann sich immer hören lassen.
Mit dem Track "Junge mit Charakter" hat Fler natürlich vorab ein wenig etwas für seine Fans rausgebracht, die sie heiß auf mehr Kohle unter'm Beef machen sollen.
Dass der Rapper auch im Jahre 2014 noch Autotune benutzt (wenn auch nur in einem Track) zeigt, wie widersprüchlich er ist, auf der einen Seite auf das "Trendsetting" zu setzen und auf der anderen Seite aber möglichst kredibil zu bleiben. Sei's drum, hier geht es nicht primär um Aussage und Attitüde, sondern um die Musik und die ist hier wirklich gut.
Punkte: 7.5 / 10