Firtan Niedergang (2014) - ein Review von Evil Oli

Firtan: Niedergang - Cover
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8.50
∅-Bew.
Typ: Album
Genre(s): Metal: Black Metal, Pagan/Viking Metal


Evil Oli
24.05.2014 17:53

Der Untergrund lebt! Nachdem vor kurzem erst die UG-Bands Beyond Orcus und Zeugen der Leere neue Alben rausbrachten, reihen sich nun die Jungs von FIRTAN ein und bringen ihren zweiten Langspieler raus. Das gute Stück hört auf den Namen „Niedergang" – und wow, es überzeugt auf ganzer Linie.

Nach dem ersten Hören war ich baff, nach mehrmaligem Hören bin ich immer noch baff – eigentlich soll man ja nicht unbedingt mit der Wertung beginnen, aber „Niedergang" haut mich einfach um. Das hätte ich so – bei allem Respekt vor dem guten Debütalbum – so nicht erwartet. Aber nun gut, ich will ja nichts überstürzen.

Das zweite Album der jungen Black Metaller beinhaltet neun Songs und eine Spielzeit von rund 50 Minuten. Startend mit einem Intro, das in bereits festgefahrener Manier von vielen Bands einfach nur noch einfallslos so genannt wird, nimmt das Trio einen mit auf eine geile schwarzmetallische Reise, eine Tour zwischen Raserei, Verspieltheit und Einfallsreichtum. Zwar hätte man auf das Intro auch gut und gerne verzichten können, schaden tut es dem Album jedoch nicht. Weiter geht’s mit dem bisher veröffentlichten Song „Angst". Ein starker Einstieg in das Album, zurückhaltender Keyboard-Einsatz, starke Vocals, gutes Gitarrenriffing. Der Song bereitet einen auf das Kommende vor, das Beste haben Firtan damit aber noch nicht vor dem Release am 16. Mai 2014 herausgegeben.

Was sich bereits in „Angst" zeigt, wird im Laufe des Albums immer deutlicher. Im Vergleich zu „Wogen der Trauer" hat das Album einen deutlich düsteren Ton, der Black Metal-Anteil wurde zugunsten des Pagan-Anteils hochgeschraubt – eine sehr gute Entscheidung, zumindest wenn man die Umsetzung der Band hört! Auch die höheren Vocals, mehr Screams als Growls, gefallen mir sehr gut und brauchen sich wirklich vor niemanden zu verstecken. Lyrisch gesehen hat sich die Band erneut an vielen Gedichten deutscher Lyriker entlang gehangelt (so an Friedrich Theodor Vischers Gedicht „Angst" beim gleichnamigen Song). Wie sehr mir ein solches Auge für gute Lyrik und die Wertschätzung guter Lyrik in Texten von Metalbands gefällt, kann ich kaum ausdrücken. Umso mehr freut es mich, dass auch diese junge Band (erneut) so einen Schritt wagt. Neben dem angesprochenen, neuen düsteren Ton des Albums fällt insbesondere eine Sache sehr stark auf. Das Album erzählt von einem Reifeprozess – nicht lyrisch, aber qualitativ. Das Album wirkt sehr viel reifer als der Vorgänger, nicht nur weil es düsterer ist. Die Songstrukturen wirken durchdachter, alles baut nahezu optimal aufeinander auf, einzelne, gut getimte ruhige Passagen unterstützen die Vielseitigkeit der Songs. Von Midtempo-Songs bis hin zu rasenden Passagen, von erinnerungswürdigen Riffs („Wogen der Trauer") bis zu Refrains, die schnell ins Ohr gehen („Seelenfänger") findet sich alles auf dem Album.

Besonders bemerkt man die gewonnene Reife der Band an der Gitarrenarbeit, die wirklich exzellent und im Vergleich zum Vorgänger noch besser geworden ist. Dementsprechend hat auf „Niedergang" auch die Gitarre häufiger das Sagen, der orchestrale Sound von „Wogen der Trauer" hält sich stärker zurück, spielt jedoch immer noch eine wichtige (und meist sehr gute) Rolle. Dazu kommt noch, dass die Produktion des Albums sehr gut gelungen ist. Scheinbar hat sich das Mastering in den Iguana Studios (unter anderem Finsterforst, Imperium Dekadenz) gelohnt. Mein persönlicher Höhepunkt des Albums ist der vierte, selbstbetitelte Song „Firtan". Der längste Track des Albums (fast zehn Minuten) zeigt das Potenzial der Jungs gnadenlos auf, vereint alle Stärken des Albums. Der Hauptgrund warum er mir jedoch so gut gefällt, ist der fast schon depressive Hauch, den man insbesondere zu Beginn durch Vocals und Riffing verspürt. Außerdem zeugt es von der Klasse einer jeden Band, wenn sie einen Song in dieser Länge so abwechslungsreich und stark gestalten kann! Und der Einsatz der Orchestrierung ab 5:56 – einfach Gänsehaut! Für mich der Übertrack dieses Albums, muss man einfach gehört haben.

Bei allem Lob fällt es mir nicht einfach Kritik zu üben. Ganz einfach aus dem Grund, da es nur sehr wenig zu Kritisieren gibt. Song Nummer acht, „Oneiros", ist ein Instrumental. Das ist an sich sicherlich noch kein Grund zur Kritik, Instrumentals können nie schaden und teilweise auch richtig genial sein (siehe Waldgeflüster). Jedoch hätte ich mir ein Instrumental mit weniger oder vielleicht auch gar keiner Orchestrierung gewünscht, möglicherweise eher ein ruhigeres Zwischenspiel so wie es die Band kurz darauf auch zu Beginn von „Huckup" abliefert. Inwiefern man das Intro braucht, ist möglicherweise auch noch streitbar, ansonsten habe ich nur noch ein paar kleine Punkte:

Zwar hält die Band die Emotionalität in den Songs auf einem guten Album, persönlich würde ich mir – da Übertragung und Verursachung von Emotionen für mich die ultimative Krönung eines starken Black Metal-Albums sind – jedoch noch mehr wünschen. Da die Wahrnehmung dieser jedoch subjektiv ist, ist dieser Wunsch auch nur das: subjektiv. Um zwei Dinge noch klar zu stellen: Nein, hier wird nicht mit Samthandschuhen angefasst, nur weil Firtan ein UG-Sprössling ist. Und ja, ich bin von „Niedergang" sehr überrascht und geplättet. Das heißt wiederum aber nicht, dass ich es bin, weil ich es der Band nicht zugetraut habe. Ganz im Gegenteil: Ich bin überrascht, weil es einfach so viel mehr ist, als ich nach dem ersten Album erwartet habe. Viele Bands machen einen Schritt nach vorne auf ihren folgenden Alben, Firtan machen aber scheinbar gleich einen ganzen Marathon. Wenn man dann noch bedenkt, dass die Jungs nicht übermäßig alt sind und es die Band erst seit rund vier Jahren gibt – Hut ab!

Wie möglicherweise klar wurde, halte ich „Niedergang" für ein ganz starkes Album. Ein Album, das sich wirklich vor kaum einer Black Metal-Veröffentlichung verstecken braucht. Firtan sind reifer geworden und besser. Möglicherweise wird Fans der ersten Scheibe der düstere Ton und die höheren Vocals sowie der stärke Black-Anteil nicht gefallen, das kann ich mir jedoch beim besten Willen kaum vorstellen, das Album ist einfach zu stark. Eine Mischung aus vielfältigem, melodischem Black Metal, untermalt von guter Orchestrierung, aufgebaut auf gutem Songwriting – für mich bisher die Überraschung des Jahres! Reinhören: Pflicht! Kaufen: Pflicht! Den Song „Firtan" anhören: absolute Pflicht!

(geschrieben von Asgrimur für Undergrounded.de)
(Quelle: http://undergrounded.de/index.php/reviews/album-reviews/item/1611-firtan-niedergang)

Punkte: 9 / 10


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