"Soul of a new machine" sollte schon den stilprägenden Klang der Band definieren und zwar ("Concrete", welches zunächst von der Plattenfirma verworfen und erst im Nachhinein veröffentlich wurde mal ausgeschlossen, zumal die meisten Titel sowieso im nachhinein erneut aufgenommen wurden) in Form von blitzschnellen, abgehackten Gitarrenriffs,welche mit der Gewalt von maschinengewehrartigen Doublebase-Salven unterlegt werden, zusätzliche elektronischen Samples und Keyboardes unterstreichen die bereits kalte, maschinelle Atmosphäre und die brutalen Growls von Burton, welche sich in kalte, emotionslose Klargesänge auflößen sollen bilden zum Abschluss das wohl prägnanteste Markenzeichen der Band. Dies waren die ersten erfolgreichen Akzente, die Fear Factory setzen konnten...doch erst mit "Demanufacture" gelang ihnen ein Meilenstein, der aus meiner Sicht immer noch von zu vielen eingefleischten Metalfans zu wenig Beachtung erhält.
Schon mit der Aufmachung bzw. dem Titelbild wird deutlich, Fear Factory sehen sich als eine musikalische Weiterentwicklung dessen, was zunächst von Mensch noch erzeugt, jedoch erst von Maschinen betrieben zur Vollkommenheit gelangt. Mensch versus Maschine. Aufgemacht als Konzept unterlegt mit dem Soundtrack der Apocalypse gewähren uns Fear Factory einen Einblick in ihre (fiktive) Welt...und diese erscheint uns kalt, hart und anorganisch.
Beginnend mit dem gleichnamigen Titel des Albums folgt einem gleich die erste Breitseite ins Gesicht: Ein tiefes Brummen und Samples eröffnen das Doublebase-Gewitter von Raymand Herrera, Dinos brutale Riffgewalt schlägt auf den Hörer ein, bis Burtons Stimme sich vom Boden erhebt, zunächst kalt und emotionslos die ersten Worte von sich gibt, nur um uns anschließend viel gewaltiger ins Gesicht zu schreien und immer weiter aus sich heraus zu brechen. Es ist purer Hass, purer Hass gegen die Maschinen, die Maschinen, die diesen Welt besetzt haben, gegen die sich Fear Factory erheben, um ihnen den Mittelfinger entgegen zu strecken. Soweit das Konzept des Protagonisten des Albums, der nach und nach verschiedene emotionale Stadien durchlebt. Der noch recht raue Einstieg des Albums lässt zugleich den 2. unsterblichen FF-Klassiker folgen und zwar "Self bias Resistor". Abgehacktes Riff und ein wahnsinns Refrain, der sich bereits nach dem ersten Hören in das Kleinhirn frisst zeichnen ihn aus. Und es geht weiter: "Zero Signal" lässt den Hörer in eine wohl zuvor noch nie gehörte, so Dichte Atmosphäre aufsteigen wie es jemals eine Band zuvor geschafft hat. Die aus "Terminator 2" gesampelten Kinderstimmen verschwimmen zugunsten von donnernden Synthies und Schlagzeug...mir fehlen die Worte, man könnte meinen schwerelos im Raum einen explodierenden Stern zu beobachten. Der Death-metal lastige Chorus wird wieder durch einen kalten, emotionslosen Schleier von Klargesängen aufgelößt, ehe nach satten 6 Minuten, die letzen Pianoklänge diese wunderbare Stück Metal beenden.
Replica gilt bis heute als Aushängeschild der Band und kann genau wie die vorhergegangenen Titel durch seinen genialen Refrain und Groove überzeugen...ich denke mittlerweile spricht der Titel für sich^^
So viel zu den 4 großen Klassikern, die heute noch bei keinem Fear Factory-Auftritt fehlen dürfen.
Doch "Demanufacture" bietet weitaus mehr und sollte meiner Meinung nach auch als Gesamtkonzept gesehen werden (ähnlich wie beim Nachfolger "Obsolete"). Bei "New Breed" liegt die Würze in der Kürze! Heftige Techno-Metal-Attacke zum abspacken, erzeugt durch einen monotonen Bass-beat und Burtons tiefes Geröchel, wohingegen das Head of David Cover von "Dog day sunrise" gleich im Anschluss wiederum einen Ganz zurückfährt, schon beinahe wie Balsam für die Ohren mit seiner typischen Fear Factory-Atmosphäre wirkt und somit eine kurze Verschaufpausse bildet. "Body Hammer" groovt erneut wie die Hölle und punktet ganz besonders durch seinen punktgenauen Schlag auf den Amboss, der das Eisen dieses eher unbekannteren Titels formt. "Flashpoint" hingegen setzt auf Verzerrung und die wohl aggressivsten Samples des gesamten Albums (Tinnitus-Gefahr!), Burton verwöhnt uns gegen Ende des Titels jedoch für kurze Zeit wieder mit klarem Gesang, ehe die Aggresivität erneut dominiert. Der "Hunter Killer" versetzt den Lauschenden wohl am stärksten in die fiktiv erzeugte Welt: Sprachsamples vor und während dieses enormen Bretts, unterlegt mit den staubtrockenen, abgehackten, stellenweise sogar ein wenig vertrackten Riffs und Schlagzeu-Attacken dominieren den Titel und lassen Burton keine Gelegenheit seine Sangeskunst vollkommen unter Beweis stellen zu dürfen, also brüllt man sich mit den Worten "I am a criminal" durch dieses Gewitter der Aggressionen!!! Schon erreichen wir den finalen Schlag, bestehend aus "Pisschrist" und "A therapy for pain". Ersterer setzt anfangs noch auf brutale Gitarrengewalt, überrascht dann aber wieder erneut mit einem klar gesungenen Refrain, diesmal mit enormer Synthi-Verstärkung und leitet wunderbar in den wohl ruhigsten und emotional kältesten finalen Schlag über: "A therapy for pain". Dieser kommt zwar gänzlich ohne die Schrei- vs. Klargesang-Methode aus, hebt Burtons stimmliches Vermögen dafür aber besonders heraus. Auch hier sei noch einmal auf den massiven Sample- bzw. Synthie-Einsatz verwießen, ohne den die von Fear Factory erzeugte Stimmung wohl nur halb so intensiv ausfallen würde.
Fazit: "Demanufacture" ist Meilenstein, Wegweiser, Konzept und Kunstwerk zugleich! Es nimmt den Hörer auf eine musikalische Reise der Angst, Verzweiflung und der von Maschinen belagerten Welt mit, bricht mit seiner Innovation die Grenzen und Gewohnheiten der Metal-Welt auf und ist somit der logische Schritt der Entwicklung der Maschine "Fear Factory".
10 Punkte und keine Luft nach oben!
Dieses Werk ist und bleibt ein Meilenstein und die Maschine läuft immer noch!
Punkte: 10 / 10