Fear Factory 15 Years Of Fear Factory (2006) - ein Review von DarkForrest

Fear Factory: 15 Years Of Fear Factory - Cover
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1 Review
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1 Rating
7.50
∅-Bew.
Typ: Single/EP
Genre(s): Metal: Industrial Metal


DarkForrest
30.07.2022 07:39

In all den Jahren, die Fear Factory nun mittlerweile bestehen, hatte die Band sicher einige Höhen und Tiefen, blöde Konflikte untereinander, Pausen und Trennungen, aber die Qualität der Musik stimmte eigentlich fast immer. Das einzige Album, welches wirklich nicht gut bei den Fans ankam, war damals das sehr experimentelle "Transgression" und soweit ich weiß war das auch das einzige Album, welches die Band später selbst bereut hat. Ich persönlich fand es am Ende des Tages auch nicht gerade klasse, aber auch nicht furchtbar. Ja, es hatte sehr merkwürdige und unangenehme Momente, aber es gab dazwischen auch immer wieder gute Songs.

Ich bin ja in meinem Review dazu fälschlicherweise davon ausgegangen, dass Band und Label dem Album schon damals eher wenig Liebe und Support gegeben haben und außer Promo-Singles keine weiteren Sachen released haben, die sich direkt auf "Transgression" beziehen, aber ich sollte Unrecht behalten. Auch wenn wir dazu jetzt kein eigenes Remix-Album haben wie damals bei "Demanufacture", konnte ich mit "15 Years Of Fear Factory" doch noch eine kleine EP ausgraben, die 2006 im Nachgang zu "Transgression" erschienen ist.

Anders als der Titel suggeriert, ist das hier keine Best Of, sondern ein kleiner limitierter Tour-Sampler, der damals wohl zu Promo-Zwecken rausgegeben wurde. Hinter dem Cardsleeve mit dem hässlichen Cover verbergen sich 4 Songs und zumindest in der Theorie klingt der Großteil davon ganz spannend: der Titeltrack von "Transgression", ein mehr oder weniger neuer Song und zwei Live-Aufnahmen der "Transgression"-Tour. Damit haben wir drei Songs, die es nicht einfach so vorher auf CD gab.

"Transgression" kannten wir in der Form natürlich schon vom Album, aber es tut hier auf diesem Sampler nicht weh, zumal es definitiv eins der besseren Stücke auf dem Album war - knackiges Riff, viel Action und fast keine cleanen Vocals haben damals mit den härtesten Song des Albums daraus gemacht und wir werden gleich noch sehen, warum das für die Tour damals wohl ziemlich wichtig war. Soweit ich weiß, gab es irgendwo auch mal eine Single zu "Transgression" mit einem Remix drauf. Die in die Finger zu bekommen dürfte wirklich nicht leicht werden und selbst im Internet findet man dazu wenig Infos, aber richtig cool wäre es natürlich gewesen, diesen Remix noch einmal hier der Vollständigkeit halber mit drauf zu packen. Ansonsten habe ich aber nichts an "Transgression" auszusetzen.

Mehr gehyped war ich aber natürlich auf die anderen drei Songs. "My Grave" war zwar nicht komplett neu, aber eher ein unbekannter Song. Wenn man sich damals eine bestimmte Version von "Transgression" gekauft hat, dann hatte man wohl die Möglichkeit, sich "My Grave" über irgendeinen Link oder Code herunterzuladen. Für mich, der sich "Transgression" letztes Jahr gekauft hat war es also ein komplett neuer Song. Und er ist… zumindest mal was anderes. Ein wenig hat er bei mir gebraucht, bis ich ihn nicht mehr dämlich fand, aber mittlerweile geht's eigentlich. Das Ding ist, dass er ziemlich chaotisch daherkommt - einerseits sehr melodisch, andererseits sehr hart. Es gibt extrem viele Tempowechsel, die Vocals variieren stark oder werden direkt übereinander gelegt, man wird mit einigen Effekten bombardiert, es gibt seltsame Pausen und am Ende klingt alles recht experimentell. Das muss man mögen, aber gerade auf "Transgression" hätte er super gepasst, weshalb ich es merkwürdig finde, dass man den Song damals als Bonus-Download so sehr versteckt hat. Aber klasse, dass er hier nochmal auf CD zu haben ist.

Und dann hätten wir da ja noch die beiden Live-Aufnahmen, was ich alleine deswegen schon spannend finde, weil sie von der "Transgression"-Tour stammen. Auf YouTube findet man aus dieser Zeit vergleichsweise wenig Live-Material und wer Fear Factory kennt, der weiß, dass sie Live oft immer etwas speziell klingen - nicht zuletzt weil Burton C. Bell ein großes Problem damit hat, Live mit cleanen Vocals zurechtzukommen oder besser gesagt dabei irgendeinen geraden Ton herauszubekommen. Und da das Album einen sehr hohen Anteil an cleanen Vocals hatte, waren die Konzerte sicherlich für alle Beteiligten ein Abenteuer. Und unser erster kleiner Einblick "540,000° Fahrenheit" ist schon echt unangenehm anzuhören. Man muss dazu sagen, dass der Song an sich wahrscheinlich für jeden Sänger ein Alptraum für eine Live-Performance ist, da sich hier Growls und cleane Vocals sehr schnell abwechseln, aber gerade Burton C. Bell singt hier derart schief, dass ich es schon mutig finde, das so in der Form auf CD festzuhalten. Ich mag den Song als Original sehr, aber Live? Schwierig…
Immerhin: der Sound in der Halle klingt sehr gut. Ziemlich heavy, etwas schrammelig. Ist vielleicht nichts für jeden, der damals die "Obsolete"-Tour auf großen Open Air Veranstaltungen mochte, passt aber sehr gut zu der Phase, in der sich Fear Factory damals befunden haben.

So furchtbar "540,000° Fahrenheit" live klang, so gut klingt dagegen wieder "Transgression". Ich bin tatsächlich beeindruckt, mit was für einer Energie das Ding hier performed wird und wie auf einmal alles zu einer runden Sache wird, wenn der Sänger nicht über cleane Vocals stolpert. Ich fand den Song an sich vorher schon ganz gut, aber "Transgression" ist wohl tatsächlich einer der wenigen Fear Factory Songs, die live für mich nochmal deutlich besser funktionieren als im Studio. Somit haben wir am Ende eine schreckliche Live-Performance und eine geniale - beide vom selben Konzert.

Unterm Strich mag ich "15 Years Of Fear Factory" irgendwie. Es ist nicht viel, was man hier bekommt und bis auf die Live-Version von "Transgression" auch wenig großartiges Material, aber dafür durchweg was besonderes und genau das habe ich mir irgendwie von diesem kleinen Sampler erwartet. Für Einsteiger, die mal in das Schaffen der Band reinhören wollen, ist die CD entgegen des Titels sicher nichts - noch nicht mal für Leute, die wissen wollen, wie das Album "Transgression" wohl so klingt. Aber für Fans, die sonst schon alles haben und trotzdem noch irgendwas kleines Besonderes suchen, könnte das hier ganz lohnenswert sein.

Punkte: 7.5 / 10


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