Exit Eden Rhapsodies In Black (2017) - ein Review von Tammaray

Exit Eden: Rhapsodies In Black - Cover
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7.62
∅-Bew.
Typ: Album
Genre(s): Metal


Tammaray
19.08.2017 16:11

Exit Eden sind vier mehr oder weniger etablierte Metal-Sängerinnen, die Covers von Popsongs machen. Klingt merkwürdig? Fand ich auch, als ich davon gelesen habe.

Die vier Sängerinnen sind allesamt über jeden Zweifel erhaben. Da wäre die amerikanische Amanda Sommerville, die sich, neben diversen Gastauftritten bei bekannten Genrebands, bei Avantasia und Trillium einen Namen gemacht hat. Unterstützt wird sie von der französischen Clémentine Delauney, die sich sowohl während ihrer Zeit mit Serenity sowie auch als neue Stimme von Visions Of Atlantis und mit diversen weiteren Projekten grosse Beliebtheit im Symponic-Metal-Genre erkämpft hat. Die brasilianische Marina La Torraca, ebenfalls aktiv bei Avantasia und ihrer eigenen Band Phantom Elite und die deutsche, bisher weniger bekannte Anna Brunner ergänzen das Ensemble perfekt. Vier Sängerinnen, vier Nationen, etwas, dass ihr noch nie zuvor gehört habt. So zumindest die Werbe-Botschaft vom Label Napalm Records.

Doch was ist dran? Als die Tracklist bekanntgegeben wurde, war ich erst einmal skeptisch. Warum sollten diese grossartigen Frauen es nötig haben, Songs von Poppüppchen wie Rihanna, Adele oder Lady Gaga zu covern? Die Idee ist verrückt und für viele war es unvorstellbar. So auch für mich. Dann habe ich das erste Video gesehen. Das Original: Rihannas "Unfaithful", ein Lied, das ich gehasst habe, seit es 2006 erschienen war. Und unsere Metal-Frauen machen daraus ein bombastisches, genial gesungenes Symphonic-Metal-Feuerwerk. Dasselbe tun sie mit allen anderen Songs auf dem Album.

Sei es das mäjestätische "Question Of Time" (Original: Depeche Mode), das dramatische "Impossible" (Original: Shontelle) oder der cineastische Bondsong "Skyfall" (Original: Adele). Oh, "Skyfall", endlich singt das jemand anständig! Was hatte ich Freude, als ich das hörte! Auch den balladigen Liedern wie "Incomplete" (Original: Backstreet Boys) oder "Heaven" (Original: Bryan Adams) geben die vier und ihr Produzent Hardy Krech einen neuen, intensiveren und vor allem interessanten Anstrich.

Ich möchte mal nicht so sein, schliesslich höre ich ab und zu auch Pop. Umso erstaunlicher sind jene Songs, die bereits im Original gut waren, wie etwa das kühle, atmosphärische "Frozen" (Original: Madonna), übrigens einer meiner Lieblinge auf dem Album. Madonnas Version hatte schon Power für einen Radiosong, stellt euch das schneller und hoch zehn vor. Bei diesem Lied sowie auch "Skyfall" wurde ausserdem Epica-Fronterin Simone Simons hinzugeholt. Ja, auch das machte mich erst einmal skeptsich. Falls jemand bei Napalm befürchtete, das ganze würde sonst zu wenig Beliebtheit gewinnen, war das offensichtlich ein Irrtum und es ist trotzdem geil. Falls es darum ging, Simones hauchige Einleitungen und ihr "Power-Humming" (ihre Fähigkeit, selbst mit einem simplem "Mmmm" vollkommen kraftvoll zu klingen) für zusätzlichen Wert einzusetzen: Gelungen.

Ein Song, der ebenfalls bereits vorher grossartig war, ist Jim Steinmanns Superballade "Total Eclipse Of The Heart" (Original: Bonnie Tyler & Meat Loaf), hier hauptsächlich gesungen von Sommerville mit ihrem glasklaren, punktgenauen Mezzosopran und einem Gastsänger, der selbst die eingeschworensten Raubein-Stimmen-Fanatiker von den Socken haut, nämlich At Vance's Rick Altzi. Glücklicherweise wurde an diesem Meisterwerk im Vergleich zum Original nicht allzu viel verändert, so dass man es ohne Bedenken hören kann, ohne sich die ursprüngliche Version zu verderben.

Schwachpunkte sind meiner Ansicht nach lediglich der Party-Hit "Fireworks" (Original: Katy Perry), bei dem die Sängerinnen zwar mit grosser Bandbreite und tieferen Tönen beeindrucken, der jedoch insgesamt etwas Innovation vermissen lässt. Ebenso die Disconummer "Paparazzi" (Original: Lady Gaga), der zwar ein unheimlicher Touch verliehen wird, aber leider nicht unheimlich genug. Der Song mag sich auch nicht recht ins Gesamtbild einfügen.

Zuletzt verabschieden Delauney und Brunner uns mit dem ursprünglichen 80er-Hit "Fade To Grey" (Original: Visage), der mit seiner Gothic-Atmosphäre und seinem kryptischen Inhalt den Vorlieben des Metal-Fans wohl am nächsten kommt. Ja, Delauney kann einem sogar die französische Sprache schmackhaft machen!

Fazit: Für Fans von Symphonic-Metal und melodiösem female fronted Metal ist dieses Album ein Fest der Sinne. Wer sich im Alltag gerne Epica, Nightwish, Within Temptation oder auch Avantasia um die Ohren haut und/oder auch ab und zu mal einen Popsong geniessen kann, ist hier mit grosser Wahrscheinlichkeit richtig. Für wen das alles aber "kein richtiger Metal" ist und der sich lieber mit den wirklich schweren Jungs und Mädels aus Thrash, Death, Black und ähnlichen Genres befasst, ist es wohl eher nichts.

Punkte: 8 / 10


Exit Eden: Rhapsodies in Black

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