Ewigheim Dürrer Mann (2012) - ein Review von DarkForrest

Ewigheim: Dürrer Mann - Cover
1
1 Review
6
6 Ratings
9.08
∅-Bew.
Typ: Single/EP
Genre(s): Metal


DarkForrest
23.05.2020 19:57

Als Ewigheim nach "Heimwege" ganze 8 Jahre nichts mehr von sich haben hören lassen, war ich mehr oder weniger überzeugt davon, dass sich das Projekt in die Reihe der Eisregen - Sideprojects einfügen wird, die mal 1-2 Alben spendiert bekommen haben und dann doch recht schnell vergessen wurden und wir nichts neues mehr von der Blut, Kot, Blumen und Sonnenschein - Fraktion mehr bekommen werden. Da ich nicht regelmäßig Musikmagazine lese und auch die totgeglaubte Band nicht weiter verfolgt habe, kann man sich vielleicht meine Überraschung vorstellen, als ich auf einem Festival an einem Stand schon halb angetrunken durch die CDs gewühlt habe. "Ah ja, Ewigheim: "Mord Nicht Ohne Grund"... "Heimwege"... "Dürrer Mann"... was?!". Nein, ich hatte nicht all die Jahre irgendeine extrem seltene EP übersehen, sondern Ewigheim waren definitiv zurück und einen Monat später sollte darauf auch gleich ein neues Album folgen. Welche bessere Werbung könnte es dafür geben, als schon mal eine EP vorweg zu veröffentlichen?

Was beinhaltet die "Dürrer Mann" EP? Den Song "Dürrer Mann", des (damals) kommenden Albums "Bereue Nichts", eine alternative Version dieses Songs, ein exklusives Intro zu diesem Song und ein komplett neuer und exklusiver Song. Das ist für eine EP (als welche sie nunmal beworben wird) nicht wahnsinnig viel und wäre für mich eher eine umfangreiche Single, aber zumindest jeder Song scheint hier seinen Platz zu haben und eine halbwegs sinnvolle Rolle einzunehmen, also ist das schon okay.

Bei "Mord Nicht Ohne Grund" habe ich mich ja ein wenig an den gesprochenen Intros zu den Songs gestört und dabei ganz vergessen, dass sie nicht ganz zu 100% nur auf dem Debüt vorkommen. "Satan" ist quasi das Intro zu "Dürrer Mann". Hier muss ich allerdings sagen, dass es mir sehr gut passt. In gut 30 Sekunden wird die Stimmung des Songs gut eingefangen und dieser sowohl musikalisch als auch inhaltlich auf das nötigste runtergebrochen. Die Tatsache, dass es als Extra Track ausgelagert wurde ist auch ein Plus, obwohl ich "Dürrer Mann" tatsächlich bevorzugt mit dem Intro "Satan" höre.

So richtig los geht's aber natürlich mit "Dürrer Mann" - hier mit dem verheißungsvollen Zusatz "edit" hinter dem Namen. Ich bin ganz ehrlich: Ich habe keine Ahnung, inwieweit sich diese Version von der Album Version unterscheidet, außer dass sie wohl 4 Sekunden weniger Laufzeit hat. Die Wahl des Songs für die EP erscheint mir dagegen echt sinnvoll. Im Vergleich zu "Heimwege" gibt sich "Bereue Nichts" ja wieder etwas schneller, metallastiger und zugänglicher und "Dürrer Mann" spiegelt das sehr gut wieder. Könnte auf dem Album sogar der tanzbarste und eingängigste Song sein. Alleine die Melodie bleibt schon sehr schnell hängen. Die Musik bildet hier wieder eher einen Kontrast zum doch recht deprimierenden Text, womit eine große Stärke von Ewigheim genutzt wird. Und obwohl das ganze fast schon poppig klingt, kann ich es mir auch öfter anhören, ohne dass es anfängt zu nerven.

Zum direkten Vergleich gibt es danach gleich den Bluter Remix von "Dürrer Mann". Die basics bleiben so erhalten, während an 1-2 Schrauben gedreht wird: alles ein bisschen minimalistischer, etwas elektronischer, experimenteller und ganz wichtig: eine kurze Gastpassage der Blutkehle, die so dezent platziert wurde, dass sie kaum auffällt. Das alles lässt den Song fast schon nach Ewigheim aus den frühen 2000'ern klingen. Wenn ich mich entscheiden müsste, würde ich zwar das Original bevorzugen, aber als nette Zugabe nehme ich es sehr gerne mit.

Zum Schluss hätten wir noch "Schneemann" und bei Ewigheim dürfte wohl jedem klar sein, um welche Art von "Schnee" es hier geht. Das Ergebnis ist ein ruhiger, verträumter Song, der ziemlich nach deutscher Härte klingt und bei dem Konstanz passend dazu mehr als je zuvor nach Till Lindemann klingt. Das dem Song für mich aber nichts aus - ich bin großer Fan und würde alleine dafür die EP wärmstens empfehlen.

Nach gut 12 Minuten sind wir dann auch schon durch mit dem dürren Mann und ich kann bin heute immer noch so begeistert wie damals. Guter Song als Konzept? Check! Interessantes Exklusivmaterial? Check! Macht die EP Bock auf das Album und gibt ungefähr das wieder, was ihr auf "Bereue Nichts" erwartet könnt? Check! Und die wichtigste Frage: klingt alles geil? Check! Ich müsste jetzt also die Lupe auspacken um ein paar Fehler zu finden. Wenn ich das mache, dann könnte man sich daran stören, dass 2 vollwertige Songs, ein Intro und ein Remix für eine EP etwas mager (oder dürr, höhö) sind. Auch ist der Bluter Remix jetzt nicht das absolute Nonplusultra. Ich mag ihn, aber bei nur 4 Tracks fallen kleine Makel bei einem Track genug in's Gewicht, um nicht absolute Höchstwertung zu geben.

Aber genug gemeckert. Wenn ihr Ewigheim mögt, braucht ihr definitiv "Dürrer Mann", wenn ihr die ersten beiden Alben habt und wissen wollt, wie es mit der Band weitergeht, braucht ihr definitiv diese "Dürrer Mann". Selbst wenn ihr keinen Plan von Ewigheim habt und mal ganz unverbindlich reinhören wollt, ist "Dürrer Mann" nicht die schlechteste Idee für den Anfang, sollte die EP doch einen ganz guten Einblick in das geben, was das Projekt so kann. Das in gut 12 Minuten ist natürlich auch irgendwo eine Leistung.

Punkte: 9.5 / 10


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