Der werte Herr Tüllner hat auf dem vorliegenden Silberling ganz ordentliche Arbeit geleistet, was schon zu Beginn klar ist. Schnell und sehr melodisch ist das Werk auf jeden Fall geworden, entspricht also völlig dem, was man im Vorhinein erwartet, wenn man sich etwas mit dem Album beschäftigt. Vor allem dürfte dem Musiker das Gitarrespielen liegen, denn die Lead-Melodien scheinen immer im Vordergrund zu stehen. Es gibt sehr viel coole Gitarrenarbeit, aber manchmal habe ich das Gefühl, dass das Ganze etwas ins Gezwungene abdriftet. Neben den präsenten "so lala"-Vocals kommen mir diverse Melodiespuren schon sehr aufdringlich vor. Vor allem liegt das auch daran, dass diese eigentlich durchgehend den Ton angeben, und hin und wieder beschleicht mich das Gefühl, als wären dem Solomusiker die Ideen ausgegangen, weil es dann über die gesamte Dauer doch irgendwie gleich klingt. Wirkliche Spannung oder auf Anhieb begeisternde Tonlinien gibt es kaum. Eher wird auf typische Melodien und Abfolgen zurückgegriffen, die man schon von abertausend anderen melodischen Gruppen oder Musikern kennt. Auflockerung verschafft da der gelegentliche Einsatz von Akustik-Gitarren, welche aber natürlich nicht alleine daherkommen, sondern zusätzlich mit Leads geschmückt wurden. Man muss zusammenfassend also schon sagen, dass etwas mehr Abwechslung und weniger typische Melodien dem Ganzen sicherlich gut getan hätte. Aber es gibt doch auch packende und mitreißende Passagen auf dem Album. So ist beispielsweise "Cry For The Emptiness (Part 2)" für mich der ganz klare Favorit unter den Titeln.
Im Klang hat Herr Tüllner auf jeden Fall nicht danebengegriffen, wenn auch das (elektronische) Schlagzeug ein bisschen lasch klingt. Selbstverständlich wurde das, was ihm augenscheinlich wichtig erscheint, in den Vordergrund gestellt, aber es hat auch einen ganz eigenen Charme, wie ich finde. Wo die Rhythmik-Front subjektiv betrachtet sehr wohl an klassischen, aber druckvollen Black Metal-Kellersound erinnern kann, wirken die Lead-Gitarren sehr sauber und lassen an eher moderneren Melodic Death Metal denken. Für mich persönlich funktioniert es in der Mischung sehr gut, das kann ich nicht dementieren, aber etwas gewöhnungsbedürftig ist es schon. Schön wäre es allerdings ohne Frage gewesen, wenn der Abstimmung zwischen den Tonspuren etwas mehr Aufmerksamkeit geschenkt worden wäre. Dann würden sich die Instrumente nicht hin und wieder um den ersten Platz streiten müssen.
Nicht ganz 40 Minuten hat uns der deutsche Solomusiker auf seinem neuem Album zu bieten, und ich muss so ehrlich sein zu sagen, dass viel mehr auch nicht notwendig gewesen wäre. Vom Hocker gerissen hat mich das gehörte Material nämlich nicht, obwohl ich schon gestehen muss, dass Johannes Tüllner mit dem Saiteninstrument umzugehen weiß. Feine Songs sind es allemal geworden, wenngleich sie sich für meinen Geschmack zu sehr ähneln, aber alles in allem gibt es hier solides Material mit gutem Klang, das jedoch leider nicht höher als im guten Durschnitt einzureihen ist. Dennoch will gesagt sein, dass "Meditation Of The Cleansing Fire" kein Album ist, das ungehört bleiben sollte. Für den äußerst gelungenen Abschlusstrack gibt's einen Bonuspunkt.
Wolfgang / RottingHill.at
Punkte: 7 / 10