Ensiferum From Afar (2009) - ein Review von Saargazer

Ensiferum: From Afar - Cover
3
3 Reviews
24
24 Ratings
8.40
∅-Bew.
Typ: Album
Genre(s): Metal: Pagan/Viking Metal


Saargazer
04.10.2009 18:46

Quelle: Neckbreaker - Das Metal Webzine

2007 war das Jahr von ENSIFERUM! Mit dem dritten Album „Victory Songs“ holte man zum alles vernichtenden Schlag aus, wie mein Kollege Mika damals völlig zu Recht zu berichten wusste. Waren die Finnen vorher nur maximal die Nummer zwei des Folk/Pagan Metal Sektors, so schaffte man es dank dieses überragenden Albums in Verbindung mit den überzeugenden Vorstellungen an der Livefront die Konkurrenz in den Schatten zu stellen. Begünstigt wurde diese Entwicklung vom zeitgleichen Schwächeln dieser. So schafften es die Landsmänner von FINNTROLL, dass ihre 2007er Scheibe „Ur Jordens Djup“ über weite Strecken langweilte und der ENSIFERUM Ableger WINTERSUN schaffte mal wieder gar nichts, sprich Jari Mäenpää lässt die Anhängerschaft nach wie vor sehnlichst auf den Nachfolger zum 2004er Debüt warten. Gut, lassen wir fortan die Vergleiche und wenden uns lieber wieder ENSIFERUM selber zu, die in den vergangenen Monaten nicht untätig waren, und mit „From Afar“ ein neues Album am Start haben, das für Gesprächsstoff innerhalb der Fangemeinde sorgen wird, so viel sei schon mal vorweggenommen!

Denn die ENSIFERUM des Jahres 2009 sind nicht mehr dieselben wie zu Debützeiten. Gut, diese Erkenntnis dürfte jetzt niemanden überraschen, dazu hat sich alleine personell viel zu viel getan seit der Bandgründung, aber auch der Sound bzw. die musikalische Ausrichtung hat sich einer gewissen Korrektur unterzogen, gerade auch, wenn man das aktuelles Werk mit seinem Vorgänger vergleicht. Vorbei ist die Zeit, als man versuchte mit kurzen mitgröltauglichen Hymnen zu begeistern, knackige Songs wie „Hero In A Dream“, „Token Of Time“, „Tale Of Revenge“ oder „One More Magic Potion“ sucht man auf „From Afar“ vergebens! Die ENSIFERUM des Jahres 2009 wollen MEHR; und das ist nicht nur positiv!

Das akustisch-folkloristische Intro „By The Dividing Stream“ leitet „From Afar“ jedenfalls erst mal vielversprechend ein. Manchen mag das Ganze mit seinen knapp vier Minuten zu lang sein, gut gemacht ist es trotzdem! Vom eigentlichen Opener und Titeltrack „From Afar“ kann ich das leider nur bedingt behaupten, was um Himmels Willen ist bloß mit ENSIFERUM passiert, fragt man sich nach den ersten Takten? ENSIFERUM goes RHAPSODY (OF FIRE)??? Chöre, Gedudel, Pathos, Schlachtfeeling, pseudoorchestraler Kitsch...alles was der Pro-Tools fähige Rechner hergibt, wurde in diesen Song gepackt. Mal ne Frage an Petri Lindroos und Markus Toivonen: Wo habt ihr die Gitarren versteckt?

Im Großen und Ganzen zieht sich diese Entwicklung durch die komplette Scheibe. Mehr Bombast, mehr Progressivität, mehr Epik, mehr Kitsch! Neben dem Titelsong ist vor allem das auf zwei Teile gestreckte, insgesamt fast 25 Minuten lange, „Heathen Throne“ davon betroffen. Zusätzliches Problem: Dessen erster Teil hat außer einem ziemlich geilen Refrain nicht viel zu bieten, was insbesondere auch daran liegt, dass ein vernünftiger Songaufbau bzw. ein gelungenes Integrieren der neuen Elemente fehlt.
Ein Zwischenfazit, das eigentlich auf mehrere Songs von „From Afar“ zutrifft. Gerade bei den längeren Songs, verheddern sich ENSIFERUM zunehmend in vertrackten Arrangements und ziehen einige Parts unnötig in die Länge - weniger wäre da mal wieder mehr gewesen. Erschwerend kommt hinzu, dass man mit dem ausnahmsweise mal kurzen „Elusive Reaches“ eine richtige Niete im Sack hat.

Bei aller bisherigen Kritik darf ich aber natürlich nicht die guten Momente von „From Afar“ unter den Tisch kehren, die es selbstverständlich auch gibt, sei es jetzt der Kracher „Twilight Tavern“ (mit mehrstimmigem Chor einiger Sängerinnen), das ruhigere „Smoking Ruins“ oder der künftige Livekracher „Stone Cold Metal“, inklusive eines jetzt schon legendären Westernparts.
Als Einleitung zum abschließenden „The Longest Journey“ (der zweite Teil von „Heathen Throne“) wird „From Afar“ zwischendurch landestypisch vom finnischen „Tumman Virran Taa“ aufgelockert, das nur aus einem mehrstimmigen Gesang besteht. TÝR lassen grüßen!
Wenigstens bei „The Longest Journey“ gelingt es ENSIFERUM, die Opulenz in einem vernünftigen Rahmen einfließen zu lassen, so dass „From Afar“ halbwegs versöhnlich endet.

Sicherlich ist das vierte ENSIFERUM Album das reifste Werk der Finnen, in meinen Augen und Ohren aber auch das Schlechteste. Dass sich „From Afar“ trotzdem noch mit einem gerade noch so gut über die Ziellinie rettet, liegt vor allem daran, dass ENSIFERUM nach wie vor die handwerklich besten Vertreter der reinen Pagan/Viking-Lehre sind, was man „From Afar“ an vielen Stellen anhört. Meiner Meinung nach hätte „From Afar“, wenn es perfekt gemacht worden wäre, der ganz große Wurf für ENSIFERUM werden können. Auf eine gewisse Art und Weise tönt „From Afar“ aber zu kitschig und übertrieben fröhlich, auf der anderen Seite aber auch unnötigerweise aufgesetzt progressiv und bombastisch, und zumindest ich habe mit dieser Entwicklung leichte Schwierigkeiten.

http://www.neckbreaker.de/CD-Reviews/Ensiferum-From-Afar/

Punkte: 7 / 10


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