Die Plattenfirma forderte von den Progrock-Königen nun griffige Singlehits, sodass sich der zum Schmalz (u.a. "Lucky Man") neigende Greg Lake austoben durfte. Dementsprechend klingt ex-LP-Seite 1 mehr als dürftig. Das Songwriting ist schwach und Keith Emerson an den Keyboards scheint auf den Status eines Sessionmusikers begrenzt worden zu sein. Brauchbar allenfalls die Klassik-Adaption "Canario", doch auch dieser Track lässt die brachiale Rockurgewalt früherer ELP Titel vermissen und klingt phasenweise mehr wie "Sky", "Ekseption" und Konsorten.
Völlig zu unrecht ignoriert vom Publikum wurde allerdings der Longtrack " Memoires Of An Officer And A Gentleman", der die gesamte Seite 2 der LP einnimmt. Eine zusammenhängende Geschichte, klasse eingesungen von Greg Lake, von vorne bis hinten durchkomponiert mit entsprechend vielen Ideen. Im Unterschied zu den brachialen Orgelausbrüchen anderer ELP-Longtracks wie "Karn Evil 9" oder "Tarkus" dominiert hier das akkustische Klavier, was eine romantische Note zur Folge hat, die gerade 1979 (Punk, New Wave, NMOBHM) von der Kritik als unzeitgemäß abgelehnt wurde, beim Fan damit als uncool galt und keine Chance auf Publikumserfolg hatte. Musiklisch gesehen und aus heutiger Sicht halte ich "Memoires" jedoch für eine der herausragendensten Leistungen von ELP.
4 Punkte für Seite 1, 9 für Seite 2 ergeben ergeben 6,5 für das Album.
Punkte: 6.5 / 10