Leider hapert es in diesen Vergleichen fast durchgängig am Songmaterial. "A Rite of Passage" hat einen großartigen Melodierefrain, doch der Rest des Songs geht im DREAM THEATER Backkatalog unter. Das ist schon fast symptomatisch für das Album, daher sei ihm ein Abschnitt gewidmet. Der Song ist keineswegs schlecht, und beim Intro kommen schönste Klassikererinnerungen auf, die vom schönen, entspannten Aufbau noch unterstützt wird. Schön - aber nicht spannend, packend. Nach der Bridge wird der Song von einem absoluten Überrefrain gekrönt, dem zweitbesten des Albums (zum besten komme ich gleich). Und er hackt sich fest, kann jedoch nicht gegen das alte Material bestehen.
So etwas erlebt man häufiger: Der Prog-Thrasher "A Nightmare t remember" fließt ziemlich gut rein, kommt aber gegen "Panic attack" nicht an, "Wither" wirkt in die Länge gezogen, "The Shattered Fortress" unterliegt klar gegen "The Root of all evil", "The Best of Times" plätschert trotz aller Trademarks recht langweilig vor sich hin.
Am Ende kommt dann noch einmal die Wende, und zwar in Gestalt des Monstertracks "The Count of Tuscany". Die DREAM THEATER Magie, die vorher nur angedeutet wurde, wird plötzlich wie aus einem riesigen Topf gut durchgekocht über einem ausgeschüttet. Mit der Leichtigkeit, die dem restlichen Album fehlt, werden thrashige, atosphärische und balladeske Parts zu einem Monumetalwerk verschweißt, das meiner Meinung nach ALLES, was es im Progmetalbereich gibt, in den Schatten stellt. Zwischen Grusel und Trauer, Geschwindigkeit und Bedacht schwenkt das Pendel hin und her und bedient dabei die gesamte emotionale Palette, und trotz ausufernder Soli wirkt der Song immer schlüssig und egofrei.
Fazit: Fünf Durchschnittswerke im Backkatalog und ein absoluter Höhepunkt: Eine für DREAM THEATER Verhältnisse eher schwache Ausbeute, die sie kaum gegen die Genrekonkurrenz schützen wird. Ohne "The Count of Tuscany" wären wohl nur 7 Punkte gegangen.
Punkte: 8.5 / 10