Devil To The Gallows (2017) - ein Review von gravedancer

Devil: To The Gallows - Cover
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1 Review
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1 Rating
8.00
∅-Bew.
Typ: Album
Genre(s): Metal: Doom Metal, Heavy Metal


gravedancer
27.04.2017 16:27

Es ist mal wieder so weit. Eine der derzeit vermutlich authentischsten Bands der Welt, DEVIL, sind wieder da. Nach dem überragenden Erstling und dem etwas doomigeren und garstig produzierten Nachfolger, der mich nach wie vor etwas im Zwiespalt lässt, haben wir nun nach 4 Jahren den dritten und von meiner Seite lang ersehnten Longplayer "To The Gallows". Wie auch bei "Gather The Sinners" haben uns die Norweger vor ab mit Liedgut in Form des Openers und Titelgebers 'To The Gallows' sowie dem Rausschmeißer "Cemetary Still" angefüttert. Was als allererstes auffiel, war eine deutlich druckvollere und professionellere Produktion als auf den Vorgängern. Dabei hat man sich von Album zu Album stetig etwas weiter entwickelt. Während man, wie ich jetzt weiß, den Stoff vom ersten Album komplett in Eigenregie mit Hilfe eines alten Computers im Proberaum aufgenommen, gemixt und gemastert hat und dabei eine unglaubliche Athmosphäre erzeugen konnte

(Zitat: "On TTR we did EVERYTHING in the rehearsal room with the help of an old PC and our own equipment")

Nahm man auf GTS Schlagzeug und Bass bereits in einem Tonstudio auf und zwar mit meiner Meinung nach ernüchterndem Ergebnis. Das widerum muss aber nichts mit dem Vorgang des Aufnehmens zu tun haben. Beim Schlagzeug wurde, wie ich finde, einfach nur der Mix verrissen. Auf dem nun hier vorligenden Album hat man offensichtlich, wie auch in den credits zu lesen ist, die Aufnahmen komplett in einem Tonstudio vollzogen. Die Produktion klingt im Endeffekt unheimlich druckvoll, frisch und hat trotzdem einen gewaltigen 80er Jahre Touch.
Musikalisch hat sich natürlich wenig verändert. Nach wie vor bekommt man straighten Heavy Metal mit der markanten Stimme von Joakim Trangsrud geboten. Allerdings steht der Doomfaktor, mit dem man auf dem Vorgänger zu Werke gegangen ist nicht mehr ganz so im Vordergrund. dafür gibts dieses Mal etwas mehr New Wave of British Heavy Metal Elemente. Die Songs sind insgesamt etwas zackiger und der Gesang fällt bisweilen etwas melodischer aus und das steht der Band meines Erachtens bestens! Ronny Østli, seines Zeichens Schlagzeuger der Band und, wenn ich richtig informiert bin, eigentlich gelernter Gitarrist, macht zunehmend eine gute Figur. Und da kommen wir auch zu einem unheimlich wichtigen Punkt, der diese Band so besonders macht. Ich denke, die Musiker, die sich unter dem Namen DEVIL vereinen, sind allesamt keine virtuosen Spezialisten auf ihrem Gebiet. Dabei übertreibe ich bei dieser Bezeichnung vollkommen bewusst und absichtlich, weil ich ihre Fähigkeiten an ihren Instrumenten in keinster Weise herabwürdigen möchte. Es wedren eben keine anspruchsvollen Soli gespielt, das ein oder andere Schlagzeug-Fill-In holpert mal ein wenig und wenn Joakim Trangsrud und Thomas Ljosåk den Refrain im Duett singen, dann setzt der eine eben auch mal etwas später ein als der andere. Daraus macht die Band aber keinen Hehl, weil es einfach zur Musik dazu gehört. Da könnte wieder einer kommen und sagen, dass sei alles so gewollt, da versucht die Band krampfhaft so authentisch wie möglich zu sein...Alles Bockmist. DEVIL müssen überhaupt nicht versuchen, authentisch zu sein. Die haben das Glück die pure Authentizität sozusagen gepachtet zu haben. Ein weiteres Zitat möchte ich an dieser Stelle bringen. Es stammt aus einem MS Review zum Debut:

"Um wirklich zu überzeugen, fehlt es DEVIL aber am Mut zur Innovation und dem Willen zur Originalität."

Wer sagt, das die Band ihr Debut nicht in einem professionellen, modernen Tonstudio aufgenommen hätte, wenn eine Plattenfirma den Studioaufenthalt bezahlt hätte? Wer sagt, dass es nicht Mut gekostet hat, das Album komplett in Eigenregie unter erschwerten Bedingungen aufzunehmen und anschließend zu veröffentlichen (ich nicht, die Aufnahmen haben bestimmt unheimlichen Spaß gemacht)? Zumindes, was den Anspruch auf Mut zur Innovation angeht, sollte der Rezensent von damals auf "To The Gallows" zufriedengestellt worden sein. Was den Wille zur Originalität angeht, so ist dies in meinen Augen nur belangloses Gefasel aus dem Mund von irgendjemand. Man kann nicht original sein wollen. Man ist es oder man ist es nicht. DEVIL sind so original, als nur möglich. Man spielt die Musik, die man gerne hört. Dem kann man keinen Vorwurf machen. Allerdings hat die Band seit ihrer Gründung ja nun auch mehrfach gezeigt, dass man durchaus variabel im Songwriting ist, ohne an Wiedererkennungswert, den die Band zweifelsohne besitzt, zu verlieren. Ich erinnere mich, wie Matthias Herr in seinem Heavy Metal Lexikon Band 1 JUDAS PRIEST sinngemäß vorwarf auf "Sad Wings Of Destiny" bei BLACK SABBATH plagiiert zu haben. Man habe erst auf "Sin After SIn" einen eigenen Stil gefunden. Vielleicht hatter er recht. Vielleicht war es auch nur das Gefasel irgendeines Mannes in irgendeinem Buch (das ich zufällig mehrfach gelesen habe). Fakt ist, dass heute keine Metal Band auch nur ansatzweise so "original" sein kann wie eine Heavy Metal Band mitte der 70er oder eine Thrash Metal Band Mitte der 80er oder eine Black Metal Band Mitte der 90er, oder eine........Es gab eben schon alles. Außer vielleicht eine Metal Band bestehend aus Kleinwüchsigen, die auf KinderInstrumenten spielen. Wobei der Wille zur Originalität einzig und allein darin bestehen würde, eine Band zu gründen und Metal zu spielen oder so. Nun ja.

Als Anspieltips möchte ich gerne den genialen Opener 'To The Gallows', das drückende 'Trenches' (das mich im Rafrain immer an irgendeinen NAZARETH Song erinnert), das doomige 'David And Goliath' (packender Refrain!), und das großartige 'Cemetary Still' stehen lassen. Einen persönlichen Komplettausfall gibt es leider auch. 'Regulators' mit dem im Ergebnis etwas unglücklich gewordenen zweistimmigen Gesang in der Strophe lässt mich immer etwas sauer aufstoßen. Dafür ist das restliche Material gut.

Fazit: Wer ebenso große Sympathien für die Band empfindet, wie ich es tue, hat den dritten Langspieler vermutlich schon im Regal stehen oder aber wird ihn sich in nächster Zeit zweifellos noch zulegen. Daher sollen sich wie auch beim Debut Fans von PENTAGRAM, BLACK SABBATH, der NWoBHM oder schlicht und ergreifend schnörkellosem Heavy Metal besonders angesprochen fühlen, wenn ich sage: bei diesem Werk (Bei dieser Band) könnt ihr nichts falsch machen. Daher fällt die Bewertung für diese Platte nun auch wieder etwas besser aus. Ein glückliches Händchen, wie man es auf "Time To Repent" in allen Belangen hatte, hat man vermutlich nur einmal. Daher wird der Erstling für mich für alle Ewigkeit das non plus ultra im Hause DEVIL darstellen. Trotzdem ist TTG ain starkes Album geworden und trotzdem werden sich Devil weiterhin im Untergrund tummeln, mit einer kleinen aber treuen Fanschar im Nacken.Im Sinne von

"Your bravest man will fight till the end"

oder auch

your truest fans will stay till the end

Punkte: 8 / 10


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